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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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sich LaFitte und nickte. »Gut.«
    »Haben Sie eine Pistole im Haus, Monsieur LaFitte?«, fragte Marcel. »Ich würde sie gern ausleihen, wenn das möglich ist.«
    Marcel, Adam, Mr Gale und sein Neffe machten sich auf Richtung Süden. Yves ließ sie in dem Glauben, er reite nur nach Natchez, um alle Möglichkeiten abzudecken. In Wirklichkeit musste er zunächst einen Abstecher machen. Wenn irgendjemand von den verbrecherischen Sklavenjägern gehört hatte, dann Joseph und sein Netzwerk.
    Gabriel hatte Kopfschmerzen vom Wassermangel und von der Sonnenglut. Er hatte immer geglaubt, er wisse, wie sich das Leben als Sklave anfühlte, aber nichts hatte ihn auf die grauenhafte Unterjochung vorbereitet, die er jetzt erlebte. Angekettet an mehr als ein Dutzend Sklaven, blieb nichts mehr von seinem Ich übrig, das ihn von den anderen armen Seelen unterschied.
    Der Anführer, Monroe, ließ das Floß jeden Abend an ein paar großen Bäumen festmachen, um mit einigen seiner Kumpane auf die Jagd zu gehen. Sie brauchten Fleisch zum Essen, aber nicht selten fand er auch noch andere Beute. Morgens kam er oft mit ein oder zwei neuen Sklaven zurück, die er in der Nacht auf einer der nahe gelegenen Plantagen entführt hatte. Diese Reise ließ sich äußerst vielversprechend an, prahlte Monroe. Wenn sie in New Orleans wären, würde er das Floß auflösen und das Holz verkaufen wie in alten Zeiten, bevor die Dampfer den Fluss beherrscht hatten. Und dann würde er seine restliche Beute zu einer Versteigerung bringen. Ja, wirklich, eine äußerst profitable Reise.
    Als Gabriel in der Sonne braun wurde, statt rot zu verbrennen, gab der Boss es auf, nach ihm zu treten. Mit diesem Nigger-Dandy würde er am Ende noch ein richtig gutes Geschäft machen. »Wilson, schleif dein Rasiermesse und sorg dafür, dass diese Mädchenfrisur wegkommt. Mal sehen, ob das Haar so kraus nachwächst, wie es sein soll.«
    So brannte die Sonne nun ungehindert auf Gabriels nackte Kopfhaut, und sein Schädel schmerzte und pochte. Sie alle litten, weil sie keine Kopfbedeckung hatten, aber am schlimmsten hatte es Hunter erwischt, der jeden Tag ein wenig mehr einschrumpfte. Die kleinen Essensrationen und das wenige Wasser, das Monroe ihnen gönnte, waren einfach nicht genug, um ihn am Leben zu erhalten. Und was noch schlimmer war, Hunter saß nur noch mit gekreuzten Beinen auf dem Floß, ließ den Kopf sinken und beugte sich nach hinten. Er hatte sich vollkommen aufgegeben.
    Marie, eine winzige Frau weiter hinten in der Kette, stöhnte und murmelte wirr vor sich hin. Sie hatte ihnen erzählt, dass sie mit einem Korb mit Eiern auf der Flussstraße unterwegs gewesen war, als die Schurken sie eingefangen hatten. Drei Kinder hatte sie auf der Plantage zurücklassen müssen. Jetzt war sie fast wahnsinnig vor Kummer und von der erbarmungslosen Sonne.
    »Wir brauchen Wasser!«, rief Gabriel den Männern zu, die auf einem der Fässer Karten spielten. Seine Stimme brach, so trocken war seine Kehle. Die Männer taten, als hätten sie ihn nicht gehört. »Wir brauchen Wasser, sonst stirbt die Frau!«, schrie er.
    Schon früher, als Gabriel gegen die Behandlung der Sklaven protestiert hatte, hatten die Flößer klargemacht, dass sie sich um die Worte eines Farbigen nicht kümmern würden. Der Dandy bildete sich reichlich viel ein, sagten sie, und jetzt ignorierten sie ihn und blickten in ihre Karten.
    Gabriel wandte sich an Hunter. »Steh auf.« Der Mann starrte ihn mit glasigen Augen an. Gabriel zog an der Kette. »Steh auf, verdammt noch mal! Ihr alle, steht auf!«
    Er zog an der Kette, griff an Hunter vorbei und zog heftig an dem nächsten Sklaven. »Steh auf! Ihr seid Menschen, keine Tiere, steht endlich auf!«
    Die Männer und Frauen rührten sich, als kämen sie aus dem Winterschlaf. Einer nach dem anderen erhob sich, half dem nächsten, mit den Ketten und Fußschellen zurechtzukommen.
    Wilson, der ein paar Meter von ihnen entfernt stand, klatschte die Karten vor sich hin. »Was zum Teufel …«
    Gabriel hatte es geschafft, alle Sklaven zum Aufstehen zu bewegen, selbst Marie, aber was nun? Sein Kopf schmerzte so, dass er kaum denken konnte. Er ging auf die Männer zu, die auf dem Boden herumlungerten und ihre Karten betrachteten. Hunter folgte ihm notgedrungen, hinter ihm die anderen. Die ganze Reihe bewegte sich nach vorn, einen taumelnden Schritt nach dem anderen.
    Ein paar von den Weißen warfen ihre Karten hin und sprangen auf, fummelten an ihren Waffen herum und

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