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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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beschäftigten sie sich mit der Möglichkeit, dass das kleine Boot auf dem Fluss untergegangen sein konnte. Auf den Dampfschiffen gab es immer einen Ausguck, der nach Hindernissen, Strudeln und Veränderungen der Wasserfarbe schaute. Ein Ruderboot würde sicher gesehen und umfahren werden. Allerdings war vor nicht allzu langer Zeit ein großes Boot mit einem kleineren zusammengestoßen, erinnerte Pierre die anderen.
    Cleo, die sich nur mit Mühe aufrecht hielt, schauderte.
    »Gabriel hat den Fluss nie gemocht«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu den anderen.
    »Maman, das, woran du dich erinnerst, war während eines Gewitters«, erinnerte Nicolette sie. »Mr Gale sagt, an dem Tag, als Gabriel abgereist ist, war klares Wetter und gute Sicht.«
    Cleo nickte und rang die Hände in ihrem Schoß. Pierre legte ihr den Arm um die Schulter und drückte ihre Hände.
    »Sie sollten doch nur von Toulouse nach Magnolias rudern, von einem Anleger zum anderen«, sagte Marcel. »Über Straßenräuber müssen wir also kaum nachdenken. Am wahrscheinlichsten kommt es mir vor, dass da irgendwelche Flussratten im Spiel waren. Zwei ausgezeichnete Sklaven an den Rudern und keiner von ihnen bewaffnet. Oder hatte Gabriel seine Pistole dabei?«
    »Madame DeBlieux hat auch schon darüber nachgedacht. Sie hat mich gebeten, im Château Chanson nachzusehen«, antwortete Mr Gale. »Die Pistole lag in der Nachttischschublade.«
    »Das heißt, sie waren eine leichte Beute, wenn da eine Bande Sklavenjäger vorbeigekommen ist.«
    Der Gedanke blieb für einen Augenblick im Raum hängen. »Ich denke, wir sollten uns aufteilen«, schlug Yves vor. »Marcel und Adam, ihr reitet sofort nach New Orleans. Die gestohlenen Sklaven tauchen sicher dort auf dem Markt auf. Wenn Gabriel dort sein sollte, müsst ihr zugreifen.«
    »Ich denke, ich gehe mit«, fiel Mr Gale ein. »Hunter und George sind meine Männer, ich erkenne sie sofort und kann bezeugen, dass sie nach Toulouse gehören.«
    »Und du?«, fragte Marcel Yves.
    »Wenn sie Gabe in New Orleans nicht loswerden, müssen sie mit ihm flussaufwärts fahren. Der Markt in Natchez ist der größte zwischen New Orleans und Virginia.«
    »Vielleicht sollte ich mit dir gehen«, dachte Adam laut nach. »Das ist besser, als wenn du dich allein auf die Suche machst.«
    Es klopfte an der Eingangstür, und Cleos Mädchen ließ einen Jungen von ungefähr siebzehn Jahren herein. »Onkel Andrew?«
    Mr Gale, der zweite Aufseher von Toulouse, stand auf. »Gibt es was Neues, Larry?«
    »Ja, Sir. Mein Vater schickt mich, ich soll sagen, sie haben das Ruderboot gefunden. Es ist ein Stück flussabwärts ans Ufer getrieben, hinter Morgan. Im Boden war ein Loch, und mein Vater meint, es sieht aus wie ein Einschuss.«
    Nicolette ballte ihr Taschentuch in der Hand und drückte es gegen den Mund. Yves entging nicht die Bewegung, mit der Adam Johnston sie tröstete, indem er ihre andere Hand nahm und leise mit ihr sprach.
    »Dann ist er tatsächlich entführt worden«, sagte Marcel mit großer Entschlossenheit.
    »Damit wissen wir aber auch, wo wir ihn suchen müssen, Adam«, fügte Yves hinzu. »Du wirst in New Orleans gebraucht, um all die kleinen Versteigerungen zu beobachten. Außerdem müssen wir die Docks im Blick behalten, wo die Kapitäne jeden kräftigen Mann aufgreifen, den sie auf ihren Schiffen gebrauchen können. Kennst du dich dort aus?«
    Adam nickte. »Sogar sehr gut.«
    »Also los«, beschloss Yves. Die Männer standen auf, bereit zum sofortigen Aufbruch. Cleo, die von dem plötzlichen Aufbruch überrascht war, klammerte sich an Pierre fest.
    »Liebes«, sagte Pierre, »ich werde mit Mr Chamard nach Norden fahren.«
    Yves durchquerte das Zimmer und stellte sich neben Cleo. Die Trauer auf ihrem hübschen Gesicht brach ihm fast das Herz.
    »Monsieur LaFitte«, sagte er zu Pierre, »ich würde es als eine besondere Freundlichkeit von Ihnen erachten, wenn Sie bei meiner Schwester und Madame Cleo blieben.«
    »Bitte, Pierre!«, flehte Cleo mit weit aufgerissenen, furchtsamen Augen. »Ich glaube nicht, dass ich das ohne dich durchstehe.«
    Pierre sah die jüngeren Männer an, alles Weiße. Yves wusste, es wurde ihm gerade klar, dass ein dunkelhäutiger Freigelassener wie er bei ihrem Unternehmen eher hinderlich als eine Hilfe sein würde.
    »Wirklich, Monsieur«, sagte Marcel. »Ich verspreche Ihnen, wir stellen ganz New Orleans auf den Kopf.«
    Yves sah, wie bitter dieser Augenblick für Pierre war, aber dann entspannte

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