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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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irgendwo auf dem Weg loszuwerden, keine Frage. Beim ersten Tageslicht musste er sich wieder auf den Weg machen.
    Er ließ Joseph in seiner Hütte zurück. Im Erdgeschoss des Herrenhauses brannte noch Licht. Charles würde ihn hereinlassen und ihm ein spätes Abendessen richten. Seine Stiefelabsätze klackten auf dem Ziegelboden der Veranda, als ihn eine Bewegung im Schatten zusammenzucken ließ.
    Marianne hatte Yves nicht bemerkt. Sie hatte die Sterne beobachtet und sich einen leichten Schal um den Kopf gewickelt, um sich vor den Mücken zu schützen. Als sie die Schritte des Ankömmlings hörte und aus einem Augenwinkel seine plötzliche Bewegung sah, reagierte sie, ohne nachzudenken. Sie hatte wohl erkannt, dass es sich nicht um einen Bären oder Puma oder irgendein anderes Tier handeln konnte – tatsächlich hatte sie Yves Chamards Gestalt fast augenblicklich erkannt –, aber der Schrei entfuhr ihr, bevor sie ihn aufhalten konnte.
    Yves ging zu ihrem Sessel und kniete an ihrer Seite nieder. Er streckte eine Hand aus, wie um sie zu berühren. »Ich bin’s, Marianne.«
    Verwirrt und peinlich berührt, stand sie auf und wandte sich ab. »Ich bin es nicht gewöhnt, dass man sich an mich anschleicht, Mr Chamard.«
    Yves stand auf und trat ein paar Schritte zurück. »Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Sie erschreckt habe, Miss Johnston.« Er verbeugte sich sehr steif.
    Marianne wusste, dass sie grob und unhöflich zu ihm gewesen war. Aber das durfte für einen Yves Chamard doch eigentlich kein Problem sein. Trotzdem war sie froh, dass die Dunkelheit ihr Erröten verbarg, denn sie glühte förmlich, nur von seiner Beinahe-Berührung. Verdammt sollte der Mann sein, dachte sie. Und ihre Dummheit dazu.
    Dann riss sie sich zusammen und begriff, dass Yves unerwartetes Auftauchen einen Grund haben musste. »Ihr Bruder? Haben Sie Dr. Chamard gefunden?«
    Selbst aus der Entfernung von fast zwei Metern konnte sie riechen, dass er zu Pferd unterwegs gewesen war, und darunter nahm sie den Geruch von Sandelholz wahr. Sie trat einen Schritt näher, magisch angezogen von dieser Mischung männlicher Düfte.
    Er schüttelte den Kopf. »Die anderen suchen in New Orleans nach ihm. Ich will morgen früh weiter, um zu sehen, ob ich ihn auf dem Weg nach Natchez einholen kann. Wenn sie ihn nicht in den Hafen bringen.«
    »Sie?«
    »Es scheint, als hätte man ihn entführt. In den letzten Tagen sind auf diesem Abschnitt des Flusses eine ganze Reihe von Sklaven verschwunden.«
    »Und keine Entflohenen«, sagte sie und bemerkte erst nachträglich, dass es eine Feststellung gewesen war, keine Frage. Dabei ging es sie gar nichts an, ob es Entflohene gab. Aber davon hätte Joseph ihr erzählt, so konnte sie sich jederzeit herausreden. Sie war es nicht gewöhnt, Geheimnisse zu haben. Sie würde wirklich lernen müssen, ihre Zunge zu hüten.
    »Nein, wir glauben nicht, dass sie weggelaufen sind.«
    »Kommen Sie doch ins Haus, Sie sind ja den ganzen Weg vom See her geritten, sie müssen doch Hunger haben.«
    Yves bestand darauf, dass für ihn um diese Zeit kein Feuer mehr angezündet werden sollte. Ein kaltes Abendessen wäre ihm aber höchst willkommen. Charles zog sein offizielles Jackett noch einmal an, um ihm Schinken und Bohnen zu servieren, Maisbrot und eingelegte Feigen. Marianne brachte er ein Schüsselchen mit Weintrauben, sehr aufmerksam von ihm, wie immer, dachte sie. So musste Mr Chamard nicht den Eindruck haben, er esse allein.
    Marianne bestand darauf, die ganze Geschichte zu hören, und endlich einmal behandelte er sie nicht herablassend. Er berichtete ihr alles, was sie wussten, was sie vermuteten und worüber sie nachgedacht hatten. Einen Aspekt der schlimmen Lage, in der Gabriel sich befand, verschwieg er ihr, aber darauf kam Marianne selbst.
    »Wenn ihn tatsächlich Sklavenjäger entführt haben«, sagte sie, »dann frage ich mich, was sie mit ihm anfangen wollen. Er geht nicht als Sklave durch, ein kultivierter Mann wie er, mit seiner hellen Haut.«
    Yves blickte sie unverwandt an, und peinlich berührt hob sie das Kinn. »Mr Chamard, warum starren Sie mich jedes Mal, wenn ich einen Funken Intelligenz zeige, an, als wäre ich ein preisgekröntes Schwein?«
    Jetzt setzte er wieder dieses schiefe Lächeln auf. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren. »Miss Johnston, Sie missverstehen mich vollkommen.« Jetzt sah er sie von oben bis unten an, wobei sein Blick nicht auf ihrem Busen hängenblieb – das wäre nun wirklich unverzeihlich

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