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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Sonnys Stiefeln zusammen. Nachdem der Schurke sicher verstaut war, hielt Yves die Laterne hoch, um sich die Kopfverletzungen anzusehen. Wo der erste Stein aus Yves’ Schleuder getroffen hatte, war eine hühnereigroße Schwellung zu sehen. Eine zweite Schwellung in der Form des Gewehrkolbens erhob sich unter seinen Haaren. Der zweite Schlag auf die Schläfe war noch nicht zu sehen, aber das würde nicht lange auf sich warten lassen. »Das gibt böses Kopfweh morgen früh.«
    Marianne spürte warme, nasse Tropfen auf ihrer Hand. »Pearl, du blutest ja!« Yves brachte die Laterne zum Wagen und hielt sie über Pearl. »Ich habe dich angeschossen!« Marianne zog an dem zerfetzten Stoff an Pearls Seite. »O Gott, ich habe dich angeschossen.«
    Etwas Schrot hatte Pearl auf der linken Seite oberhalb der Taille getroffen. »Ich wäre tot, wenn Sie nicht geschossen hätten!«
    »Ist es schlimm?«, fragte Yves.
    Mit fliegenden Fingern goss Marianne Wasser aus dem Kanister über die Wunde und tupfte sie mit ihrem Unterrock ab. »Gott sei Dank, die Wunde ist nicht tief. Es ist nur ein Streifschuss.« Sie riss einen Streifen von ihrem Unterrock ab, um die Wunde zu verbinden. »Joseph, ich brauche die Medizintasche.«
    Als er sie ihr reichte, sah sie, dass ihm Blut über den Arm lief.
    »Joseph, hast du auch einen Schuss abbekommen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Vielleicht ein oder zwei Schrotkörner.«
    Yves stellte die Laterne auf dem Kutschbock ab und überließ es ihr, sich um Pearl und Joseph zu kümmern. Als Marianne die Wunden gereinigt und verbunden hatte – Josephs Verletzung war tatsächlich nicht schlimmer –, sah sie Yves und Elvin mit dem vierten Mann den Weg entlangkommen. Sie trugen ihn zwischen sich und legten ihn neben Monroe und Wilson auf den Boden. Marianne saß hinten auf dem Wagen und starrte die Toten an, die kaum drei Meter von ihr entfernt lagen.
    Drei Männer. Sie hatten drei Männer umgebracht. Wilson, derjenige, den sie getötet hatte, sah schlimm aus. Seine Rippen und ein Teil des Rückgrats leuchteten weiß im Licht, sein Bauch war fast weggeschossen. Jetzt begann sie zu zittern. Sie hatte es tun müssen. Es tat ihr nicht leid.
    Sie zitterte so, dass der Wagen sich bewegte. »Ist ja gut, Missy«, sagte Joseph. Er nahm sie in die Arme. »Sie haben das gut gemacht.« Pearl griff nach ihrer Hand und streichelte sie. Marianne wimmerte kurz auf und zitterte weiter.
    Yves ließ die Toten liegen und kam zum Wagen. »Marianne!« Sie konnte ihn deutlich sehen, wusste, wer er war, aber sie verstand immer noch nicht, was er hier machte.
    Er fasste sie an der Schulter an und schüttelte sie. »Marianne! Es ist vorbei.« Er schüttelte sie noch einmal, und als er die Hand hob, erwartete sie halb, dass er sie ins Gesicht schlagen würde. Sie begann zu weinen.
    Yves zog sie vom Wagen und hielt sie fest an sich gedrückt. Sie klammerte sich an ihm fest, schluchzte herzzerreißend. Er wiegte sie in seinen Armen, bis sie langsam wieder zu sich kam. Dann war sie vollkommen ruhig, kein Zittern mehr, kein Schluchzen. Sie stand ganz ruhig da und ließ sich von ihm in den Armen halten, drückte ihr Gesicht gegen seine Brust, legte die Arme um seine Taille. Sie war in Sicherheit. Die Toten und das Gewehr, alles war weit weg.
    Yves küsste sie auf den Scheitel und streichelte mit einer Hand ihren Rücken. Plötzlich war es fast zu viel, es fühlte sich zu gut an. Sie trat einen Schritt zurück. Mit einem langen, zitternden Atemholen sagte sie: »Danke. Jetzt geht es wieder. Danke. Ich weine sonst nie. Nie.«
    Dann wischte sie sich peinlich berührt über das nasse Gesicht. Joseph nahm sie am Arm und half ihr auf den Wagen. »Setzen Sie sich, Missy, Sie und Pearl, bleiben Sie auf dem Wagen. Wir haben noch einiges zu tun.«
    Elvin brachte seine Frau und seinen Sohn aus dem Maisfeld, half Bess auf den Wagen und hob Clem hinauf. Die drei Frauen und der Junge kauerten sich zusammen, erschöpft vor Angst.
    Der Mond stand noch hoch am Himmel. Marianne konnte allmählich wieder klar denken, und ihre Gefühle beruhigten sich. Sie kletterte vom Wagen und versuchte herauszufinden, wann wohl die Sonne aufgehen würde. Aber das dauerte noch.
    Elvin hatte bereits einen Toten aus dem Lichtschein der Laterne gezogen und kam, um den nächsten zu holen. Joseph schnitt Streifen aus der Baumwolldecke.
    »Was machst du da?«, fragte sie.
    »Ich werde diesen Kerl da an ein Wagenrad binden«, sagte er mit einem Nicken in Sonnys Richtung. »Wir

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