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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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riss den Mund weit auf und verzog ihn seltsam. Yves hatte nicht erwartet, dass der Mann losweinen würde wie ein Kind, schließlich war er ein ziemlich harter Kerl. Anscheinend änderten die Menschen ihre Stimmungen doch so schnell, wie man einen Hut fallen lässt. Yves sah Eb erstaunt an, und Eb zuckte nur mit den Schultern.
    »Ihr elenden Hundesöhne, Monroe war der einzige Bruder, den ich noch hatte!«, heulte Sonny.
    »Dann bist du jetzt allein auf der Welt, Birch. Denn ich vermute, nicht einmal deine Mutter würde noch etwas mit dir zu tun haben wollen, widerlicher Kerl, der du bist.«
    Sonny nahm den Kopf in beide Hände, schaukelte hin und her und schluchzte.
    »Vielleicht macht ihn ein bisschen Mondschein etwas ruhiger.«
    »Du hast Selbstgebrannten hier?«
    Eb grinste. »Aber sag es Eleanor nicht.« Er ging in seine Werkstatt neben der Futterkammer und kramte ein wenig herum. Als er zurückkam, brachte er einen Krug und eine Blechtasse mit. Er schenkte einen kräftigen Schluck für Sonny ein. »Hier, Junge, das ist gut gegen die Kopfschmerzen.«
    So schnell wie es angefangen hatte, hörte Sonnys Weinen auch wieder auf. Er wischte sich die Nase ab und schüttete den Schnaps herunter, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. Dann hielt er ihnen die Tasse wieder hin, aber Yves gab ihm erst einmal nichts mehr.
    »Du kriegst so viel, wie du willst, wenn du mir sagst, was ich wissen will.«
    Wütend schnauzte Sonny ihn an. »Mein Kopf fühlt sich an, als wären Hornissen drin. Gib mir noch was von dem verdammten Zeug!«
    »Hab ein bisschen Mitleid, mein Freund«, sprang Eb ihm bei. »Gönn dem Mann noch einen Schluck. Ich bin sicher, dann wird er bereit sein zu reden, nicht wahr, Mr Birch?«
    Sonny kippte den zweiten Whiskey hinunter, dann lehnte er sich stöhnend zurück in den Mais, den Kopf wieder in beiden Händen. Die orangefarbene Schlange mit ihren schwarz umringten roten Flecken glitt aus dem Mais, um zu sehen, was die Unruhe zu bedeuten hatte. Sie bewegte sich den Stapel hinunter und auf Sonny zu. Yves beobachtete sie, zu gleichen Teilen entsetzt und fasziniert. Er war keiner von den Jungs gewesen, die Schlangen in der Hosentasche nach Hause brachten, wie Gabriel es getan hatte. Wenn eine zwei, drei Meter von ihm entfernt war, kam er gut damit zurecht, aber er war froh, wenn sie ihm fernblieben. Und nun war dieses anderthalb Meter lange Tier dabei, auf Sonny zuzukriechen.
    Ein paar Zentimeter vor Sonnys Ohr machte die Schlange halt und ließ die Zunge ein paar Mal aus dem Maul schnellen. Sonny stöhnte weiter; er bemerkte die Schlange erst, als sie über seinen Kopf und über seine Hände kroch. In dem Moment sprang er jedoch auf und schrie, dass Yves eine Gänsehaut bekam.
    Er wurde förmlich wild, schlug um sich, stampfte mit den Füßen, wirbelte herum und schrie immer weiter. Yves und Eb zogen sich zurück und verließen die Futterkammer.
    Eb krümmte sich vor Lachen und bekam beinahe keine Luft mehr, aber Yves war das Ganze mehr als unheimlich. Er spürte, wie ihm sämtliche Haare im Nacken und auf den Armen zu Berge standen.
    Schließlich schleuderte Sonny die Schlange gegen die Wand, und sie glitt zurück zwischen die Maiskolben. Immer noch vollkommen panisch, versuchte Sonny, aus der Futterkammer zu entkommen, aber das Seil hielt ihn auf. Yves griff ihn am Hemd, drehte ihn herum und schubste ihn dann zurück auf den Boden. Er wollte ihn nicht schlagen, wenn es nicht unbedingt nötig war. Schließlich befanden sie sich in Ebs Scheune, und Eb mochte keine Gewalt. Außerdem wollte er Sonny so wenig wie möglich berühren, nachdem der Mann gerade in Kontakt mit der Schlange gewesen war.
    »Das war das Witzigste, was ich seit Langem gesehen habe«, schnaufte Eb.
    Sonny versuchte immer noch zu flüchten. Er rutschte auf dem Hinterteil rückwärts bis an die Wand der Scheune und starrte Yves mit wildem Blick an. »Warum machst du das? Warum willst du mich umbringen?«
    »Ob die Schlange dich umbringt oder nicht, ist einzig und allein deine Entscheidung, Birch«, antwortete Yves. Sonny hatte nicht bemerkt, dass es nur eine harmlose Kornnatter gewesen war, und er würde ihn darüber nicht aufklären. Er schloss die Tür zur Futterkammer. »Ziemlich viele Mokassinschlangen und anderes Giftzeug sind hier unterwegs. Wenn du mir erzählst, was ich wissen will, musst du da nicht wieder rein.«
    Eb hielt die Blechtasse lockend hoch. Sonny streckte die Hand danach aus, und Eb schenkte ihm noch einen Schluck

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