Melville
brauche noch etwas.”.
Er sieht zum Schreibtisch. Nein, ich telefoniere nicht.
„Ich
muss nachdenken.”.
„Du
wirkst ein bißchen aufgebracht. Kann ich dir helfen?”.
„Nein,
Andrew, dass muss ich alleine regeln.”.
„Sicher?”.
„Ja
doch.“, antworte ich etwas gereizt. Er kommt schließlich ganz
herein und schließt die Tür.
„Was
ist denn los?”. Ich raufe mir durch das Haar und gehe weiter im
Zimmer auf und ab.
„Die
neue Aufgabe ist einfach zu demütigend. Ich meine, unsere Letzte war
ja schon eine Geduldsprobe, aber das...”. Ich lache noch einmal
verächtlich und bitter enttäuscht auf.
„Um
was geht es denn?”.
„Das
tut nichts zur Sache. Wir werden das nicht machen. Und das sollte ich
am besten gleich klären.”. Gesagt, getan. Ich greife nach meinem
Jackett auf der Stuhllehne und will gerade an ihm vorbei, da hält er
mich fest.
„Denke
über deine Worte nach. Sage nichts, was du bereuen könntest. Warte
doch noch kurz und beruhige dich etwas.”.
„Wenn
du nicht gerade vorhast mich ins Bett zu zerren, werde ich mich kaum
davon ablenken können.”. Obwohl er auch unterschwellig etwas
schelmisch grinsen muss, sagt er
„Melville,
bitte...”.
„Ich
weiß schon was ich tue. Es ist schließlich mein Clan. Ich werde
jetzt zu meinem Primogen fahren und ihm klarmachen, dass wir durchaus
ein Klüngel mit herausragenden Fähigkeiten sind. Sag den anderen
Bescheid!”. Dann küsst er mich plötzlich stürmisch. Ich bin ganz
perplex und weiß im ersten Moment nicht, wie ich reagieren soll. Ich
sehe ihn darauf einfach nur fragend an.
„Heb
dir etwas von deinem Zorn für später auf.”. Er schafft es
tatsächlich, dass ich kurz lächeln muss und etwas von meiner
inneren Aufruhr ablasse.
Die beschämenden Fakten
Mein
Fahrer setzt mich vor dem Clanshaus ab und zielstrebig gehe ich auf
den Eingang zu. Ich bin fest entschlossen, diese Farce nicht länger
zu akzeptieren. Es gibt bedeutend wichtigere Themen, die ein Klüngel
in einer Domäne erarbeiten kann. Außerdem muss ich den Mut fassen,
nach Benedicts Fall zu fragen. Jemand muss sich schließlich mit
diesem Verbrechen beschäftigen und die Täter zur Strecke bringen.
Und ich will wissen, wer das ist.
Ich
gehe durch die Drehtür und sofort fällt mir die erhöhte Anzahl an
Wachpersonal auf. Wie gewöhnlich muss ich meine Personalien angeben
und meine Taschen kontrollieren lassen.
„Der
Grund Ihres Besuches?”, fragt mich ein Empfangsmitarbeiter.
„Ein
persönliches Treffen mit Mr von Hohentannen.”. Er sieht mich kurz
an, nickt dann und notiert meine Aussage auf einer Liste. Anscheinend
ist er also im Haus, sonst wäre ich gar nicht erst weitergekommen.
„Ich
wünsche Ihnen einen erfolgreichen Abend, Mr Lancaster.”.
„Ebenso.“
und dann gehe ich endgültig hinein.
Ich
sortiere meine Gedanken und gehe meine Argumente durch. Sicher wird
man mich nicht einfach hinein lassen, also muss ich meine
Dringlichkeit auch entsprechend vermitteln.
Im
obersten Stockwerk angekommen, bekomme ich gerade noch mit, wie Ms
Youngfield und eine Delegation von Mitarbeitern langsam in den großen
Besprechungssaal gehen. Ein geschäftiges Treiben, begleitet von
vielen Gesprächen und Telefonaten. Ich erkenne viele bekannte
Gesichter wieder. Mitglieder meines Clans, die ich nur selten
erblickt habe, die mir aber durch Besuche mit Benedict in Erinnerung
geblieben sind. Zögerlich gehe ich an der Gruppe, die sicher an die
dreißig Personen umfasst, vorbei. Schwer liegen mir Benedicts
Ermahnungen in den Ohren, immer größtmöglichen Respekt vor
höherrangigen Ventrue zu zeigen und natürlich auch zu empfinden.
Da
packt mich plötzlich jemand an der Schulter und zieht mich mit sich.
Es ist mein Primogen und er wirkt nicht gerade erfreut.
„Mr
Lancaster, haben Sie die Anweisung nicht verstanden, die mein
Sekretär Ihnen übermittelt hat?”. Er zieht mich mit sich und es
ist etwas demütigend so von ihm weggezerrt zu werden. Einige der
Anwesenden blicken mich neugierig an.
„Ich
bin hier, um mit Ihnen zu reden, Mr von Hohentannen. Es kann nicht
bis übermorgen warten.”.
„Ich
habe dafür jetzt wahrlich keine Zeit.”. Er öffnet die Tür zu
einer der kleinen Büros, die jetzt durch das große Meeting
unbesetzt sind. Er schließt die Tür wieder und stellt sich vor mir
auf.
„Ich
kontrolliere und verwalte mehr als siebzig Mitglieder in diesem
ehrenwerten Clan und Sie, Mr Lancaster, sind mit einer der Zeit-
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