Melville
Caitiff erzählt?“, frage ich scharf und gehe einen
Schritt weiter auf sie zu.
„Nein,
er wusste es selber bereits. Er hat mir erzählt, dass du jemanden
diableriert haben musst, aber ich habe nichts dazu gesagt.”.
„Dieses
Klüngelbündnis wird nicht ewig dauern und dann kann wieder jeder
seinen Weg gehen. Aber bis dahin musst du dieses Klüngel
mitbeschützen!”. Sie sagt dazu nichts, sondern hebt nur eine
Augenbraue. Wie sie jetzt dasteht, vermute ich, dass ihre Wunden
bereits weiter abgeheilt sind.
„Wenn
du dann jetzt mit hoch kommen würdest, dann reden wir gemeinsam.”.
„Also
haben wir offiziell Frieden?”.
„Ich
würde es eher Gefechtspause nennen.“ und drehe mich zur Tür. Mehr
habe ich ihr nicht zu sagen.
Oben
dann, setzen wir uns alle in das Wohnzimmer. Diesmal separiere ich
mich aber nicht selbst, sondern setze mich neben Andrew.
„Wir
haben das zwischen uns jetzt geklärt und sind uns einig, dass wir
professionell miteinander umgehen können. Also machen wir weiter.”,
sage ich und Daniel sieht kurz zu ihr, um zu sehen, ob sie meinen
Worten widerspricht. Doch das tut sie nicht.
„Wir
haben unsere letzte, zugegebenermaßen etwas mühselige Aufgabe
erledigt und ich werde nachher Mr von Hohentannen kontaktieren, ob es
bereits neue Verpflichtungen für uns gibt. Daniel wird uns ja noch
etwas erhalten bleiben, also schlage ich vor, dass wir auch das
Wohnarrangement so belassen.”. Andrew nickt überzeugt, während
die beiden reaktionslos weiter zuhören.
„Hattest
du denn bereits neue Visionen, Daniel? Schließlich ist das ja der
Grund für unser Zusammensein.”.
„Ich
dachte, du willst für diese Aufgabe nicht ohne offizielle Einladung
tätig werden?”.
„Ich
glaube nicht, dass sich deine Zustände an ausgefeilte
Terminplanungen halten.”. Er verzieht sein Gesicht nur kurz zu
einer Grimasse, antwortet dann aber
„Nein,
ich hatte keinen ‚Zustand‘ mehr.”.
„Dann
ist es ja gut. Also, soweit seid ihr informiert. Gibt es noch andere
Fragen?”.
„Ja,
eine hätte ich.”, sagt Daniel wieder.
„Bitte?”.
„Seid
ihr jetzt zusammen?”. Anscheinend hat er sich darüber gerade nicht
mit Andrew unterhalten, als ich unten bei ihr war. Vanessa sieht mich
und Andrew irritiert an und scheint dann Daniels Frage erst richtig
zu begreifen. Andrew möchte mir wohl die Antwort überlassen, aber
ich merke, dass seine Körperhaltung etwas angespannter wirkt. Und
ich muss nicht lange überlegen und sage
„Ja,
das sind wir. Hat einer von euch beiden Probleme damit?”. Und fast
schon wünscht sich mein innerer streitbarer Dämon, dass einer der
beiden homophob ist.
„Mir
egal.“, antwortet Vanessa kurz, aber ich erkenne ihren kritisch
fragenden Blick zu Andrew, wie er nur mit mir zusammen sein kann.
„Ich
wollte es nur wissen.“, antwortet auch Daniel.
„Dann
werde ich jetzt telefonieren. Wartet doch bitte kurz.”. Und für
den Bruchteil einer Sekunde spüre ich Andrews Hand an meinem Rücken,
als ich mich erhebe. Wie er dankbar für meine eben gegebene Antwort
auf die Beziehungsfrage, flüchtig meine Nähe sucht.
„Das
kann nicht Ihr ernst sein? Was sollen wir tun?”. Ich habe Mr von
Hohentannen nicht erreicht. Nur seinen stellvertretenden Sekretär.
Und er hat mir unsere neue Aufgabe ausgerichtet, eine unfassbar
dreiste Aufgabe.
„Sie
sollen mit ihrem Klüngel das historische Archiv im Elysium
katalogisieren. Mitarbeiter von Mr Matherson werden Sie und Ihr
Klüngel in den genau gewünschten Vorgang einweisen.”. Ich lache
kurz laut auf.
„Das
werden wir ganz sicher nicht! Ich verlange mit Mr von Hohentannen zu
sprechen!”.
„Er
ist leider nicht abkömmlich, Mr Lancaster. Begeben Sie sich erst
einmal zum Elysium und machen sich mit der Aufgabe vertraut. Für
Übermorgen könnte ich Ihnen einen Termin bei Mr von Hohentannen
ermöglichen.”. Ich schüttele energisch den Kopf, auch wenn er es
gar nicht sehen kann, und lege schließlich vor Empörung auf.
Einfach lächerlich!
Immer
wieder gehe ich in meinem Büro auf und ab. Keiner in meinem Klüngel
ist so beschränkt in seinen Fähigkeiten, dass er eine solche
Aufgabe verdient hätte. Dann könnte Andrew auch gleich weiter in
seinem Archiv arbeiten und das war bestimmt nicht seine Vorstellung,
als er sich hierfür beworben hat. Nach etwa zehn Minuten klopft es
an meiner Tür.
„Melville?”.
Andrew schiebt den Kopf herein und sieht mich fragend an.
„Es
tut mir leid, dass es länger dauert. Aber ich
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