Melville
und
Betreuungsintensivsten.”. Der Schlag saß tief.
„Diese
Aufgaben, die Sie uns geben, sind erniedrigend, mein Primogen. Ich
verstehe einfach nicht, wie Sie uns solche Dienstbotengänge
auferlegen können.”.
„Jetzt
hören Sie mir einmal zu, Mr Lancaster. Sie verstehen anscheinend
nicht, worum es sich bei Ihrem Klüngel handelt. Mr Cansworth hat
mich damals um eine offizielle Beschäftigung für Sie gebeten und
ich habe ihm diesen Wunsch erfüllt. Sie sind gerade erst seit
wenigen Jahren fester Teil dieser Domäne und Sie sollten dankbar
sein, dass ich diesen Schritt überhaupt bewilligt habe. Natürlich
befehligen Sie kein richtiges Klüngel! Es ist eine
Beschäftigungsmaßnahme, um Sie von anderen Dingen zu entbinden.
Nicht mehr und nicht weniger. Und niemand in Ihrem Klüngel hat ein
Recht auf bessere Tätigkeiten, nicht einmal Sie!”. Ich schlucke
kurz, muss aber die Gelegenheit nutzen.
„Was
ist mit Mr Cansworths Fall? Kümmert sich ein Klüngel um dieses
Verbrechen?”.
„Ein
Nosferatu ist damit beauftragt, die Hintergrundmänner dieses
Anschlages zu ermitteln.”.
„Kein
Klüngel?“, frage ich ungläubig.
„Kommen
Sie nicht auf die Idee, Ihre Nase in Angelegenheiten zu stecken, die
Sie nichts angehen! Ihr Erzeuger ist wohl leider zu früh verstorben,
so dass Ihnen jetzt der Anstand und die gute Sitte fehlen.
Bedauerlich. Ich hatte mir mehr von Ihnen erhofft.”.
Ich
stehe da, das Haupt gebeugt und erschüttert von dem was er mir sagt.
Nur mit größtem Mut schaffe ich dennoch die Anmerkung
„Mein
Klüngel könnte sich um den Tod meines Erzeugers kümmern und die
Täter der Gerechtigkeit zuführen, anstatt diese...“ und da platzt
ihm wohl endgültig der Kragen.
„Sie
erledigen die Ihnen übertragene Aufgabe oder ich werde Sie in die
Finanzabteilung, zu der Sie als Ghul waren, zurückversetzen. Haben
Sie mich verstanden?”. Kleinlaut antworte ich
„Ja,
mein Primogen. Verzeihen Sie meine Anmaßung.”. Dann wendet er
sich, reißt die Tür auf und schließt wieder zur Gruppe auf, dessen
letzte Mitglieder gerade im Saal Platz nehmen. Als ich auf den Flur
trete, sehe ich nur noch wie der Saal von innen geschlossen wird.
Ich
dachte immer, ich wäre mit diesem Weg gesegnet, den Benedict mir
ermöglicht hat. Doch das erste Mal frage ich mich, ob mein Clan
wirklich die beste Zuflucht für mich war. Zutiefst am Boden zerstört
und auch desillusioniert trete ich den Rückweg an.
Im
Wagen sitzend hole ich mein Portemonnaie hervor und ziehe die
Visitenkarte mit Alfreds Telefonnummer heraus. Ich wende sie mehrmals
gedankenverloren in der Hand, nehme dann mein Handy und speichere die
Nummer unter ‘Golfplatz’ ab. Weiter gehe ich nicht. Mit einem
leichten Seufzen stecke ich die Visitenkarte zurück. Gleich werde
ich das Gesicht vor meinem Klüngel verlieren. Dem Abschiebeklüngel
voller Mitglieder, die ihrem Titel im Grunde nicht würdig sind. Und
ich bin der Unwürdigste.
Ich
sitze im Wagen vor dem Haus. Seit dreißig Minuten und will nicht
hinein gehen, ich kann einfach nicht. Auf Nachfrage meines Fahrers,
habe ich nur um Ruhe gebeten. So sitzen wir da und er wartet auf
meine Entscheidung. Ich nehme wieder mein Handy hervor und wähle
schließlich Andrew unter den Kontakten aus. Es klingelt nur einige
Male, da geht er auch schon ran.
„Ja,
Melville?”. Seine Stimme bringt mich zum Lächeln, wie schafft er
das bloß?
„Ich
sitze im Wagen vor der Haustür.”.
„Und?
Warum kommst du nicht rein?”, er klingt gleich so besorgt.
„Sind
die anderen beiden auch da?”.
„Ja,
das sind sie. Wir sehen uns einen Film an.”.
„Und
wo bist du gerade?”.
„Ich
bin auf mein Zimmer gegangen, um ungestört sprechen zu können.
Jetzt komm schon, Melville. Was ist los?”.
„Ich
habe versagt.”.
„Was?
Warum denn?”.
„Ich
habe heute sämtliche Prinzipien, die mir mein Erzeuger vermittelt
hat, durch den Dreck gezogen und meinen Primogen gegen mich, gegen
uns aufgebracht. Ich überlege den Sprecherposten abzugeben.”. Er
scheint zu überlegen, was er sagen soll.
„Da
uns eigentlich nur dein Primogen beauftragt, kommt das nicht einer
Auflösung des Klüngels gleich?”.
„Ich
weiß es nicht.“ und meine Stimme versagt kurz und ich muss mich
wiederholen.
„Komm
doch erst einmal rein, Melville. Dann können wir reden.”.
„Ich
kann nicht, Andrew. Könntest du rauskommen und wir fahren in ein
Hotel oder so? Dann erkläre ich dir alles. Aber ich bin im Moment
nicht in der Lage
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