Melville
beleuchtete Fassade gerichtet.
„Viele
vergessen ja, dass Guy Fawkes damals versucht hat das Gebäude und
hunderte Mitglieder der höheren Kaste in die Luft zu sprengen. Über
zwei Tonnen Schwarzpulver hatte er schon im Keller bevor man ihn
fand. Wenn man heute so sein Gesicht als Masken in Demonstrationen
sieht, wirkt es immer, als ob er ein Held gewesen wäre, aber ich bin
mir da nicht so sicher.“, sagt Andrew.
„Meinst
du die weiße Maske mit dem Bärtchen?”, fragt Daniel.
„Ja,
genau.”, antwortet Vanessa und sie sagt sogar weiter
„Der
Anschlag sollte ein Zeichen gegen die Unterdrückung von Katholiken
setzen.”. Ich sehe sie überrascht an.
„Denkt
ihr, ich ziehe ‘ne Maske auf, von der ich nicht weiß, was sie
bedeutet?”. Das habe ich mir schon fast gedacht. Ich tippe mal auf
irgendeine unnötige Occupy Demonstration und bei meinem Glück sogar
eine von denen, die vor meinem Firmensitz stattfand. Sie redet weiter
„Ich
finde schon, dass er ein Held war. Manchmal reicht es einfach nicht
mehr, nur höflich zu fragen oder Beschwerdebriefe zu schreiben.
Manchmal müssen einfach die Fetzen fliegen!”.
„Na,
ich bin jedenfalls trotzdem froh, dass er es nicht geschafft hat.“,
antwortet Andrew und ich bin erleichtert, dass wir diese Meinung
uneingeschränkt teilen.
„Ihr
wohnt schon in einer tollen Stadt. Seid ihr eigentlich alle aus
London... also gebürtig?“, fragt Daniel dann.
„Yep,
stolzes Mitglied dieser Szene seit dem ersten Atemzug.“, sagt
Vanessa inbrünstig und Andrew antwortet
„Nein,
ich bin eigentlich aus Swansea, das liegt in Wales.”.
„Klingt
interessant, vielleicht komme ich da ja auch mal hin.“, Daniel
lächelt Andrew an und blickt dann zu mir. Mir ist eigentlich nicht
danach, solche Details über mich zu verraten oder aus dem
Nähkästchen zu plaudern, wie man so schön sagt. Doch Andrew ist es
schließlich der fragt.
„Melville?
Du bist doch auch aus London, oder?”.
„Nein,
das bin ich nicht. Gezeugt ja, aber nicht geboren.”. Wir gehen
weiter und ich hoffe eigentlich, dass damit das Thema geklärt wäre,
meine Vergangenheit liegt mir nicht leicht auf den Lippen.
„Und
wo bist du geboren worden?“, fragt Andrew weiter. Ich seufze kurz
leise und drehe mein Gesicht bewusst von den Anderen weg und tue so,
als ob mich auf der anderen Straßenseite etwas brennend
interessiert.
„Melville?”,
fragt er noch einmal nach.
„Ja,
ich habe die Frage gehört... ich... ich bin eigentlich aus Bristol.“
und er scheint meine Befangenheit endlich zu verstehen und fragt dann
lieber Vanessa, um mich nicht weiter zu belasten.
„Und
aus welchem Stadtteil kommst du?”.
„East
End, baby!“, sagt sie und hakt ihre Daumen in nicht vorhandene
Hosenträger ein.
„Wohnst
du da heute auch noch?“, fragt Andrew nur, sicher gibt es sonst
nichts Nettes über ihren Geburtsort zu sagen.
„Nein,
ich wohne jetzt in Camden. Also, mal schauen. Falls das Zimmer noch
frei ist, wenn ich zurückgehe.“ und dann lacht sie laut. Mich
würde diese Ungewissheit ja nicht zum Lachen bringen.
„Wenn
wir jetzt ein wenig verwinkelter laufen, kommen wir am New Scotland
Yard vorbei. Dann kannst du ein Foto von dem drehenden Schild machen,
das man so oft im Fernsehen sieht.”, schlägt Andrew vor und Daniel
sagt erfreut
„Sehr
gut, das sieht man wirklich ziemlich oft in Filmen. Da müsst ihr
dann aber mal mich fotografieren.“.
„Kein
Thema. Wenn du magst.“, sagt Vanessa und mit zügigen Schritten
gehen wir weiter.
Nach
der ganzen Lauferei, beginnen mir langsam die Füße zu schmerzen.
Meine Schuhe sind nicht für solche Tätigkeiten ausgelegt und fangen
an doch zu drücken. Aber ich gebe mir nicht die Blöße darauf auch
hinzuweisen, frage aber
„Was
willst du uns denn noch so zeigen, Andrew?”.
„Auf
jeden Fall noch zum Buckingham Palast und dann über die Westminster
Brücke zum Riesenrad. Oder wollt ihr noch mehr sehen?” und sieht
dann in die Runde.
„St.
Pauls Cathedral ist doch noch wichtig.“ und ich würde Vanessa
gerne erwürgen. Das halten meine Füße nicht aus.
„Wir
müssen aber auch nicht unbedingt, ich bin schon begeistert. Und mit
der Fahrt nachher, wer weiß, ob das nicht zu knapp wird.“, sagt
Daniel und erleichtert nehme ich zur Kenntnis, dass er sich damit
zufrieden geben kann.
An
der Polizeistation stellt sich Daniel dann vor dem Schild auf, hebt
die Hand zu einem Victory Zeichen und lässt sich von Andrew
fotografieren. Unser
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