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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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sich ein großes Denkmal, welches Lord Nelson
zeigt und an die Seeschlacht 1805 zwischen England, Frankreich und
Spanien erinnert. Und vor allem an unseren Sieg. Der Platz diente
schon seit jeher als Treffpunkt für die Bürger und die Weite und
Aussicht werden dir gefallen, Daniel.”.
    „Da
kann man nachts auch ganz toll Skateboard fahren.“, merkt Vanessa
an und nur einer großen Portion Willenskraft ist es zu verdanken,
dass ich darauf nichts Spitzfindiges antworte. Aber ich merke
deutlich, wie sich Andrews Ellenbogen präventiv in meine Seite
drückt. Ja, er scheint meine Gedanken zu kennen.
    „Es
ist wirklich nett von euch, dass ihr mit mir so eine Tour macht.”,
sagt Daniel und wirkt wirklich gespannt auf das, was ihn erwartet.
Obwohl mir immer noch nicht ganz klar ist, wie diese Unternehmung
unserer Aufgabe dienlich sein soll.
    Nach
nur einigen Minuten, nachts sind die Straßen Londons, Gott sei Dank,
leerer, halten wir bereits am großen Platz und steigen schnell aus,
damit mein Fahrer den nachfolgenden Verkehr nicht unnötig blockiert.
Das Plätschern des großen Brunnens weht uns entgegen und ruhigen
Schrittes begeben wir uns auf die Mitte zu. Trotz der
fortgeschrittenen Uhrzeit sind noch verhältnismäßig viele Menschen
unterwegs und andauernd schießt irgendjemand ein Foto als Andenken.
Ich versuche mich möglichst unauffällig zu bewegen und nicht im
Fokus einer Kamera zu landen. Denn es widerspricht meiner
Interpretation der Maskerade, der wir uns alle mit den Traditionen
der Camarilla verpflichtet haben.
    „Das
ist beeindruckend... wie hoch steht die Statue?“, fragt Daniel und
Andrew antwortet
    „Ich
bin mir nicht ganz sicher, aber es ist die gleiche Höhe wie damals
sein Schiff in der Schlacht von Trafalgar hatte.”.
    „Woher
weißt du das alles?”, frage ich.
    „Ich
habe Geschichte nicht nur studiert, damit ich als Lehrer Geld
verdienen kann. Und seit ich vor einigen Jahren hergezogen bin, habe
ich meine Freizeit in der Stadt verbracht und viel gelesen.”.
    „Sieh
mal, Daniel, Big Ben!“, ruft Vanessa fast schon aufgeregt und dreht
Daniel Richtung Aussicht.
    „Sehr
schön.“, antwortet er und zieht sein Handy hervor, um einige Fotos
machen zu können. Vanessa posiert für ihn, stellt sich in
verschiedenen Haltungen auf und auch Andrew nimmt amüsiert daran
teil.
    „Für
die Daheimgebliebenen.”, sagt Daniel, als er aber auch ein Bild von
mir machen möchte, wende ich mich ab.
    „Ach,
komm schon, Melville. Wenigstens eines.”, da ich aber trotz der
Aufforderung nicht gewillt bin, nimmt Andrew mich in die Arme, ruft
    „Jetzt!“
und küsst mich auf die Wange. Etwas öffentlichkeitsscheu blicke ich
zu Boden, aber Daniel gelingt es mich abzulichten.
    „Das
war gemein.“, sage ich leise zu Andrew.
    „Kannst
mich nachher ja dafür bestrafen.“, sagt er herausfordernd. Ich
sehe ihn stumm an und da erst scheint er zu begreifen, was er
eigentlich gesagt hat.
    „Entschuldige,
ich wollte nicht... nimm es bitte nicht wörtlich.”.
    „Ich
verstehe schon, wie du es gemeint hast, Andrew.”. Dann dreht Andrew
sich ablenkend herum, greift nach meiner Hand und sagt zu den
anderen, besonders zu Daniel
    „Kommt,
wir gehen weiter. Dann siehst du mal, wo unser Regierungschef
wohnt.”.
    „Unserer
bestimmt nicht.“, sage ich dazu, doch Vanessa antwortet
    „Du
bist Bewohner dieser Insel, Melville... da gehört der
Premierminister auch zu deiner Regierung.”.
    „Nein,
das sehe ich anders.”.
    Doch
es hat wohl keiner der drei Lust auf eine politische Diskussion und
es geht niemand weiter darauf ein. So machen wir uns auf den Weg, die
große Whitehall Straße entlang und folgen Andrew und seinen
weiteren Ausführungen. Alle paar Meter erwähnt er eine
Besonderheit, weist auf ein Gebäude oder ein Denkmal hin und lässt
dabei krampfhaft meine Hand nicht mehr los. Er bereut wohl seine
Anmerkung von eben sehr. Auch wenn ich es gar nicht so schlimm finde,
aber ich nehme seine Hand gerne. Einige Blicke auf der Straße
bleiben an uns hängen und wenige schütteln den Kopf. Ich bin es
nicht gewohnt, meine Sexualität nach außen zu tragen,
dementsprechend belästigend empfinde ich diese Bewertungen. Und ich
beginne innerlich mir vorzustellen, wie ich jeden einzelnen von ihnen
auch mit meinen Fangzähnen reißen könnte, damit sie ihre Phobie
gegen eine echte Angst tauschen können. Ja, ein angenehmer Gedanke.

    „Ist
ja blöd, man kann das Haus gar nicht sehen.”, sagt Daniel
enttäuscht, als

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