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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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eingewickelt und ihm ein Fünfjahres-Aktienplan mit
hohem Risiko, aber bester Rendite verkauft. Mit diesen beiden
wichtigen Kunden habe ich heute Abend allein sicher fünfzigtausend
Euro Gewinn gemacht. Spekulativer Handel ist immer noch eines meiner
Lieblingsfelder, wenn man nur ein paar kräftige Geldgeber findet.
Und die finden sich immer.
    Liam
beobachtet dieses Gespräch eingehend, sicher bemerkt er auch den
Wandel der Kunden, wenn sie jeweils meiner Präsenz unterliegen. Sie
wissen nicht genau warum, aber sie glauben ein gutes Geschäft mit
dem Händler ihres Vertrauens abgeschlossen zu haben. Man verdient
mit den Sethkindern, wie Menschen in unserer Welt auch genannt
werden, und erhält gleichzeitig einen guten Ruf. Die Disziplinen der
Ventrue spielen wirtschaftlich orientierten Kainskindern wirklich in
die Hände. Wer braucht rohe Gewalt, wenn er Macht haben kann?

    Ein
Kristallglas, angefüllt mit meinem Blut. Vor Liams Augen habe ich es
aus meinen Adern abgefüllt, damit auch er sicher sein kann, dass es
meines ist. Ich reiche es ihm, langsam nimmt er es entgegen.
Andächtig betrachtet er das Glas, nickt mir anschließend kurz zu
und stürzt den wertvollen Inhalt mit einem Zug herunter. Er hat die
Augen geschlossen, ein kleines Zucken geht durch seine Mundwinkel und
er leckt einen Tropfen, der vom Glas hängen blieb, von seinen
Lippen. Fast kann man das Raunen des Tieres in ihm hören, als es mit
Vampirblut gefüttert wird. Er öffnet seine Augen wieder. Deutlich
erkenne ich den Wandel in seinem Blick. Ich lächle zufrieden und
nehme ihm das Glas wieder ab.
    „Danke,
Liam, dies sollte unsere gemeinsame Zusammenarbeit deutlich
erleichtern.“.
    „Ich
danke Ihnen, Herr Lancaster.” antwortet er in einer Stimmlage, die
fast schon etwas Devotes in sich trägt. Wie schrecklich mächtig das
Kainsblut doch ist, manipulativ und Kriege auslösend kann es sein,
dennoch einem Gefühl der Zuneigung so nah. Fast wie wahre Liebe.
Jedenfalls, wenn man verdrängt, dass es eine erzwungene Bindung ist.

    Liam
fügt sich schnell in die Gebräuche und Verhandlungsarten meiner
Firma ein und das so gut, dass ich beginne ihn erste eigene Kunden
betreuen zu lassen. Natürlich keine großen Fische, aber wichtig
genug, damit er seinen Erfolg selbst zu schätzen weiß.
    Er
folgt mir auf Schritt und Tritt, sein Gästezimmer habe ich ganz nach
seinen Wünschen umbauen lassen, so dass er den Raum als
Übertagungsbereich und als Privatbüro nutzen kann. Nachdem ich
dafür gesorgt habe, dass er sich nach meinen Vorstellungen in die
Geschäftswelt eingliedert, wird es nun also Zeit, dass er sich auch
mit meinen Moralvorstellungen dem ‚Vampirsein‘ annähert. Die
Scheu gegenüber seiner Beute muss er verlieren; ein Ventrue muss im
Notfall seine Beute jagen können, denn Blutbeutel alleine sind kein
Verlass. Natürlich ist es für nachtaktive Wesen wie uns schwieriger
schwangere Frauen anzutreffen, vor allem im Sommer, aber dennoch ist
es möglich. Da seine Beute des Nachts seltener auf offener Straße
aufzufinden ist, muss er also zu seiner Beute nach Hause steigen. Es
ist ihm auch nicht möglich eine Herde aufzubauen, jedenfalls keine
Feste, da sich spätestens nach neun Monaten der Zustand der Frauen
erheblich ändert. Sicher hat die Angst davor, dem Kind bei seinem
Nährvorgang im Mutterleib zu schaden ihren Ursprung in seiner noch
festen Menschlichkeit. Doch auch dieser Teil seines Seins soll sich
nach meinen Plänen beugen. Auf lange Sicht erwäge ich eine geheime
Überführung von seiner Menschlichkeit weg, hin zu meinem mächtigen
und einzig richtigen Pfad. Man kann geschäftlich, als auch privat
nicht über Leichen gehen, wenn einem der Gedanke daran schon
Erschauern lässt.

    „Du
hast selbst noch nie gejagt, hast du denn schon einmal bei einem
anderen Vampir gesehen, wie er seine Beute findet und benutzt?“,
frage ich ihn am nächsten Abend.
    „Nein,
noch nie. Herr Walters hat mich nie mitgenommen, es war ihm wohl zu
intim... oder peinlich, ich weiß es nicht.”.
    „Dann
wird es das Beste sein, wenn wir noch heute Nacht direkt damit
anfangen, ich denke du bist bereit dafür.“. Er nickt als Zeichen,
dass er meine Ansicht teilt, auch wenn es ihm augenscheinlich etwas
unbehaglich ist. Wie auch in geschäftlichen Dingen, halte ich es für
sinnvoll, wenn er mich bei der Jagd beobachtet und es mir dann gleich
tut.
    Wir
kleiden uns leger, aber dennoch passend für einen kleinen noblen
Clubbesuch. Dort ist es meistens

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