Melville
Doch für diese Nacht sollen alle Worte gesprochen
sein.“.
„Danke,
danke für alles, Herr Lancaster.“.
Ich
zeige ihm seine Räumlichkeiten, er wirkt so erleichtert und dadurch
irgendwie lebendiger. Mir ist es gleich, ob er es für Fürsorge oder
ähnliches hält, ich werde ihn und seine Gabe sicher noch in der
einen oder anderen Geschäftssituation gebrauchen können. Außerdem
benötige ich bald eine Vertrauensperson im Außendienst, die in
Frankfurt meine Kunden besucht. Er wird ein Werkzeug für mich sein,
auch wenn er mich vielleicht als Erretter sieht, ist er dennoch für
mich nur ein Mittel zum Zweck.
In
meinen eigenen Privaträumen schließlich, fliehen meine Erinnerungen
wieder einmal aus ihrem Versteck und ich beginne an vergangene
Momente zu denken. Die schizophrene Situation, in der Andrew mich
zusammenschlug und mir anschließend seine Zuneigung gestand. Wie wir
uns küssten, wie verwirrt und durcheinander meine Gedanken und
Gefühle damals waren. Unsere gemeinsame Nacht im Hotel, sein
Lächeln...doch natürlich kommen mit den guten Erinnerungen auch die
Schlechten. Wie ich um ihn bangte und alles tat, um ihn zu retten.
Seine Befreiung aus den Fängen des Sabbats...der Pakt mit Alfred.
Ich seufze und lege mich aufs Bett und mache mich ganz klein. Die
Erinnerungsfetzen an meine Taten, Natasha, der namenlose Caitiff. Wie
mich, nach allem was ich für die Rettung seines Lebens getan habe,
Andrew von sich fortstieß. Eine Träne rollt einsam über meine
Wange. Eine einzige Träne. Mehr habe ich nicht mehr zu geben. Dann
schlafe ich endlich ein.
Wechsel
„Am
besten wir treffen uns gleich im Elysium, dann können wir die
Übergabe der Verantwortung direkt offiziell festhalten... Nein, ich
denke nicht, dass er sich von Ihnen verabschieden möchte, bringen
wir es lieber schnell über die Bühne. Sie können seine
Habseligkeiten ja dann mitbringen... Mit der Summe bin ich
einverstanden, ich werde sie gleich in bar mitbringen... Gut, bis in
zwei Stunden dann.“. Ich lege auf. Liam steht mir gegenüber und
hat schweigend meinem Telefonat mit Herrn Walters zugehört.
„Dürfte
ich fragen, wie viel Geld er für mich wollte?“, ich blicke ihm
tief in die Augen.
„Sagen
wir es so, es ist bedeutend mehr als er verdient hat und weniger als
du anscheinend wert bist.“, er nickt nur stumm.
„Komm,
wir müssen noch zur Bank, schließlich horte ich hier ja kein
Bargeldvermögen. Und ich wäre sehr gerne vor ihm im Elysium.“.
Gemeinsam
machen wir uns auf den Weg. Es ist für mich natürlich kein Problem
eine größere Menge Geld abzuheben, dennoch benötigt der Vorgang in
der Bank etwas Zeit. Liam lasse ich derweil einige Meter entfernt
warten, noch ist er nicht mein und somit gehen ihn meine Geschäfte
weiter nichts an. Mit einem Aktenkoffer verlasse ich die Bank und
mein Chauffeur fährt uns zum Elysium.
Dort
angekommen, suche ich als Erstes das Gespräch mit meiner Primogenin
Frau Mühlbach, nachdem ich einen Termin beim Prinzen zur Klärung
der Kükenzugehörigkeit erbitte. Sie sollte wissen, was in ihrem
Clan vor sich geht. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass sie es als
das Mindeste ansieht, vorab über Claninterna informiert zu werden.
Ich
erläutere ihr die Umstände, sie wirkt nicht sehr begeistert. Sie
findet das Verhalten von Herrn Walters sehr unorthodox, auch wenn sie
um seinen Misskredit in der Domäne Bescheid weiß. Dennoch hat sie
nicht vor, es zu verhindern, sondern wünscht mir viel Erfolg mit
meinem neuen Küken. Ich danke ihr aufrichtig und Liam und ich
begeben uns zurück in den Eingangsbereich des Elysiums, um auf Herrn
Walters zu warten.
Während
der Wartezeit, erläutere ich Liam einige Zusammenhänge der
Verwaltung und Politik in der Camarilla und im Elysium im Besonderen.
Ihm fehlen viele elementare Informationen und er braucht sie, um sich
sicher in der Welt eines Ventrue bewegen zu können. Ich erkläre ihm
die Macht und Zuständigkeiten der Geißel, eines Klüngels, von
Archonten, und Justitiaren. Wie der Prinz und die Primogene in ihre
Ämter gewählt werden, wozu wir einen Ältesten Rat benötigen. Er
hört mir aufmerksam zu und ab und an fragt er zum Verständnis nach.
Er gefällt mir, sein heller Verstand und seine Auffassungsgabe
scheinen gut ausgeprägt zu sein. Schnell verwendet er die Begriffe
und Titel sicher. Eine Schande dieses offenkundige Potential so
brachliegen zu lassen.
Mit
zehn Minuten Verspätung trifft Herr Walters ein. Er wirkt abgehetzt,
ja, fast
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