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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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mein Speichel die Bissmale an ihrem Hals
heilen kann. Sie wird denken, dass sie einen berauschenden One Night
Stand hatte oder einfach nur einen Schwächeanfall.
    „Bringen
wir sie jetzt noch irgendwo hin?”, fragt Liam mich, ich hebe eine
Augenbraue.
    „Wozu?”.
    „Naja,
sie kann doch nicht einfach hier so liegen bleiben, oder?”.
    „Warum
nicht? Machst du dir Sorgen um sie? Hast du Angst, ihr könnte etwas
zustoßen?”. In Anbetracht meiner eben vollzogenen Taten, lasse ich
meine letzte Frage besonders sarkastisch klingen.
    „Wo
sollten wir sie denn, deiner Meinung nach, hinbringen? In ein
Krankenhaus? Zu ihr nach Hause? Mmh?”. Er schaut auf sie herunter,
ihr Rock ist leicht hochgerutscht und ihr Mantel schmutzig. Eine
Laufmasche zieht sich über das Bein, das ich gehalten habe. Er wirkt
unschlüssig.
    „Hör
mal, in einigen Augenblicken kommt sie wieder zu sich, dann kann sie
sich selbst in Sicherheit bringen und wir beide sollten dann lieber
weit weg sein. Nicht, dass sie sich doch wieder erinnert. Der Rausch,
den ein Opfer beim Biss empfindet, überschattet die nahen
Erinnerungen, doch nicht die, die danach kommen. Glaube mir, es ist
besser für alle… und vor allem für uns, wenn wir sie liegen
lassen.“ und mit diesen Worte drehe ich mich um und gehe Richtung
Hauptstraße. Er zögert erst kurz, doch folgt mir schließlich. Ich
lache kurz leise in mich hinein. Der erste Schritt, weg von seiner
noch übermäßig präsenten Hilfsbereitschaft, ist getan. Ich wähle
die Nummer meines Fahrers und lasse uns abholen. Nun ist er an der
Reihe.
    Im
Wagen dann, kann er seine angesammelten Fragen stellen.
    „Jagen
alle Vampire auf eine...”, er zögert kurz,
    „Naja...
auf eine so erotische Art?”. Er räuspert sich und fügt schnell
hinzu
    „Ich
weiß, dass Herr Walters junge männliche Athleten bevorzugt, am
Liebsten direkt nach dem Training, deshalb war er meistens schon früh
am Abend jagen, doch hat dann auch er... so wie Sie eben...“, ich
falle ihm in das Wort, um es ihm leichter zu machen.
    „Du
möchtest wissen, ob alle so mit ihrer Beute spielen wie ich?”. Ich
lächle ihn sanft und bemüht väterlich an.
    „Nein,
sicher nicht. Für mich ist es eine Art Vorspeise. Auch für mich ist
es nicht zwingend notwendig, aber dennoch finde ich es so bedeutend
schöner. Das heißt nicht, dass es bei dir ebenso ablaufen muss. Du
kannst sie gefügig machen und direkt von ihr trinken oder sie auch
mit Gewalt dazu bringen, dir ihren Hals zu offenbaren. Ich persönlich
mag es beim reinen Trinken aber nicht, wenn sie schreien.“.
    „Beim
reinen Trinken?”. Wie Aufmerksam er doch ist, er ist direkt auf
meine Spitzfindigkeit angesprungen. Ich empfinde leichten Stolz, dass
er mein Küken ist.
    „Nun
ja, man kann ja noch mehr mit Menschen anstellen, als nur von ihnen
zu trinken, nicht wahr? Ein wenig Spaß wird ja hin und wieder auch
erlaubt sein.”. Mein Lächeln und meine Tonlage sind möglichst
unschuldig, doch ich bin mir nicht ganz sicher, ob er davon überzeugt
ist, dass ich nur von Sex spreche.
    Er
schweigt kurz und überlegt. Wohl auch aus taktischen Gründen
wechselt er das Thema und fragt
    „Wie
soll ich das denn jetzt anstellen? Einbrechen?”. Leichte
Verzweiflung schwingt in seiner Stimme mit. Ich hole ein
ausgedrucktes Blatt Papier aus der Innenseite meines Mantels und
reiche es ihm.
    „Das
ist die Liste einer Hebamme aus der Umgebung. Die Frauen die sie
aktuell betreut, die den Extravermerk ‚Allein erziehend‘ oder
‚Single‘ tragen. Das macht die Sache erst einmal einfacher.”
Verblüfft sieht er sich die Adressen an.
    „Woher...?”.
    „Nosferatu,
Liam, eine Sorte Kainskind, die du noch zu schätzen lernen wirst.
Für Geld bekommst du bei ihnen alle Informationen, die du brauchst.
Und für etwas mehr Geld, auch ihre Verschwiegenheit. Raffgierige
Bastarde, aber nützlich.”. Doch ihr Äußeres und vor allem der
Gestank der sie umgibt, lassen mich keine weiteren Beziehungen mit
ihnen wünschen.
    „Was
ist, wenn ich es nicht kann? Wenn ich sie nicht beißen kann?”.
    „Ich
fürchte, du hängst noch viel zu sehr an den Moralvorstellungen und
Erinnerungen aus deiner menschlichen Phase, Liam. Aber etwas hat sich
entscheidend verändert...”, ich blicke ihm fest in die Augen und
rede eindringlich weiter.
    „Du
hast dich verändert. Du gehörst nicht mehr der Gattung ‘Mensch’
an. Du bist keiner mehr von ihnen. Sie sind deine Beute und wüssten
sie um deine Natur, würden sie

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