Melville
panisch.
„Es
tut mir Leid, Herr Lancaster, aber anscheinend wollen meine Gläubiger
mich in die Hände bekommen, bevor ich abreise, ich sollte wirklich
schleunigst das Land verlassen.“. Dann fällt sein Blick auf Liam,
der mit stolzer Brust hinter mir steht und trotz seines Kükenstatus
seinem Erzeuger fest in die Augen sieht. Vielleicht möchte er mit
seiner Macht auch dafür sorgen, dass Herr Walters jetzt keinen
Rückzieher macht. Nachdem er erst etwas unentschlossen wirkt, reicht
er Liam eine kleine Tasche mit seinem Besitz, dann fragt er
„Haben
Sie das Geld dabei Herr Lancaster?“.
„Ja,
es lagert oben bei Frau Mühlbach,“, seine Augen werden groß.
„Ich
habe sie bereits über alle Einzelheiten informiert und in wenigen
Minuten sollte uns der Prinz empfangen können. Es soll ja
schließlich alles seine Rechtmäßigkeit haben, nicht wahr Herr
Walters?“. Mit hochgezogenen Augenbrauen blicke ich diesem Schatten
von einem Ventrue in das überraschte Gesicht.
„Ja...
ja, da haben Sie wohl recht, Herr Lancaster.“.
„Ja,
davon können Sie ausgehen. Wenn Sie mir bitte zu Frau Mühlbach
folgen wollen.“ und ich deute Richtung Fahrstuhl.
In
Frau Mühlbachs Büro und mit ihr als Zeugin, überreiche ich ihm
sein Geld und er unterschreibt noch einige Dokumente. Kurz vor seiner
letzten Unterschrift, schaut er noch einmal traurig zu Liam, er
scheint ihn wirklich, auf eine sehr egoistische Art und Weise,
geliebt zu haben. Ich empfinde nur Verachtung für diesen
Schmierfleck der sich selbst als Geschäftsmann bezeichnet. Wenn wir
alle Glück haben, wird sein Flugzeug über dem Atlantik abstürzen.
Es klingelt das Telefon, der Prinz ist bereit uns zu empfangen. Wir
machen uns direkt auf den Weg, denn den Prinzen sollte man nicht
warten lassen.
Der
Sheriff lässt uns in die Räumlichkeiten des Prinzen. In London war
der Empfangsbereich der Prinzregentin unauffällig gehalten und fiel
eher durch seine Zweckmäßigkeit auf. Hier jedoch wirkt alles sehr
kalt, Marmor und Granit sind vorherrschend, helles Licht leuchtet
jeden Winkel gnadenlos aus. Monitore an den Wänden zeigen permanent
Nachrichten und Wirtschaftsdaten aktuell an. Bis auf einen großen
Schreibtisch, mit Stuhl für den Prinzen, befinden sich keine Möbel
in dem Raum. Wir gehen zu viert auf seinen Tisch zu. Ich verbeuge
mich tief und Liam tut es mir gleich.
„Guten
Abend, mein Prinz.“.
„Ach,
so sieht man sich wieder, Herr Lancaster.“, sagt er und lächelt
etwas süffisant. Er ist, wie sollte es für Frankfurt anders sein,
natürlich ein Ventrue, Georg Ludwig Kronhaus zu Ebersfeld, und wohl
auch eng mit der Londoner Ventrue Gemeinde verbunden. Dennoch kein
Grund, sich in seiner Gegenwart als Ancilla sicher zu fühlen. Er ist
ein hagerer, großer Mann, jedoch immer noch kleiner als ich. Sein
Haar grau meliert und seine Augen wach und fixierend. Eine
Goldrandbrille liegt vor ihm auf dem Schreibtisch und sein
Bürozubehör ist auffällig in Weiß gehalten.
„Ich
habe schon von Ihrem Anliegen gehört und ich finde es ziemlich
ungewöhnlich, dass ein Vampir, sei er auch ein Ancilla, nach so
kurzem Aufenthalt in meiner Domäne wünscht, ein Küken von einem
Clanskollegen zu übernehmen.“ und mit dieser Aussage mustert er
Herrn Walters, der wie ein eingeschüchterter Schuljunge neben mir
steht.
„Doch
manchmal sind die Umstände wie sie sind, nicht wahr?“.
„Ja,
so ist es, mein Prinz. Herr Walters wird in Zukunft nicht mehr in der
Lage sein sich adäquat um sein Küken kümmern zu können, so bat er
mich, seine Person zu ersetzen. Er wird gewiss noch heute Nacht nach
Amerika ausfliegen, da er vor Ort mit einigen Problemen zu kämpfen
hat.“.
„Und
Sie tun das natürlich alles nur aus reiner Nächstenliebe, nicht
wahr, Herr Lancaster?“, er lächelt leicht, doch er unterschätzt
mich anscheinend etwas, wenn er denkt, er könnte mich mit solchen
Fragen aus der Fassung bringen.
„Natürlich
nicht, mein Prinz. Ich möchte nur meiner neuen Heimat einen Dienst
erweisen und ein fähiges Küken in der Domäne behalten und es
möglichst zu seinem Besten ausbilden und fördern. Ganz, wie es bei
den Ventrue ja auch üblich ist. Ich bin davon überzeugt, dass er
ein wertvolles Mitglied der Ventrue, als auch der Camarilla werden
kann. Ich werde alle Verpflichtungen übernehmen die notwendig sind
und Herr Walters wird jegliches Recht seinem Kind gegenüber
abtreten.“.
„Ja...
ja, das werde ich...“, stammelt Herr Walters
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