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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Information.“.
    „Willst
du mich schon wieder allein lassen? Missbrauchst du etwa mein Wissen,
Melville?“ und ein gespielt vorwurfsvoller Unterton schwingt in
ihren Worten mit, ebenso wie eine leicht erotische Andeutung, sie mag
mich wirklich.
    „Es
tut mir Leid, Melanie, aber ich muss zu meinem Küken zurück. Komm
mich die nächsten Nächte doch mal wieder besuchen, dann reden wir
darüber, ob es nicht noch andere Optionen als Wertpapiere für dich
gibt.“. Sie schnalzt mit der Zunge und antwortet
    „Immer
nur die Arbeit, Melville, das ist doch langweilig. Komm du lieber
mich besuchen, ich habe zurzeit eine ganz verruchte Ausstellung in
meiner Galerie in Sachsenhausen, die wird dir gefallen.“.
    „Dann
werde ich vorbei kommen, auf deinen Geschmack ist ja sicherlich
Verlass.“ und ich deute wieder einen Handkuss an.
    „Bis
bald, Melanie.”.
    „Auf
dann, Melville.”, sagt sie in einem bemüht mädchenhaften Tonfall.
Kaum habe ich mich einige Schritte von ihr entfernt, sammelt sich
auch wieder ein kleiner Trupp von Toreador um sie. Sie lachen.
Merkwürdig, bei einer Gruppe Toreador hat man immer das Gefühl,
dass sie über einen lästern und Witze machen. Doch ich weiß, dass
dieser Eindruck in meinem Fall täuscht. Das würde Melanie nicht
zulassen. ‚Alexander Herbold‘ also. Ich kehre zu Liam zurück und
er sieht mich fragend an.
    „Erste
Lektion, Liam, bevor du jemanden versuchst kennenzulernen, lerne
bereits alles vorher über ihn kennen. Weiter wird es heute nicht
gehen. Wir werden uns jetzt noch ein wenig der Gesellschaft
präsentieren und dann muss ich meine Kontakte spielen lassen. Ich
habe seinen Namen, als Nächstes folgen seine schmutzigen
Geheimnisse. Lektion zwei: Unterschätze auch niemals die Macht
deines Geldes innerhalb der Domäne.“. Er nickt aufmerksam.
    Da
rempelt plötzlich jemand Liam an, so unerwartet, dass Liam ins
Stolpern gerät. Ich halte ihn fest und wir blicken uns beide zu dem
Übeltäter um. Es ist der Primogen der Malkavianer, Herr Lange. Auch
Liam weiß das und dank meiner Erziehung verhält er sich genau
richtig.
    „Es
tut mir Leid, Herr Lange, dass ich Ihnen im Weg stand.”, sagt er,
macht eine gebückte Haltung und wir beide schaffen Platz für ihn.
Herr Lange mustert erst Liam, dann aber eine ganze Weile mich. Er
kommt dicht an mich heran, näher als es die Etikette zulässt, aber
ich bleibe standhaft. Er ist nicht mein Primogen, nicht mein
Vorgesetzter, mehr als etwas Respekt hat er nicht von mir zu
erwarten. Mit tiefer, heiserer Stimme sagt er
    „Ich
weiß um die Vorfälle in London, Herr Lancaster, bei Gelegenheit
sollten Sie mir mal Ihre Version der Geschichte erzählen, wie es zu
dem Überfall auf die Silvesterfeier kommen konnte.“. Kurz bin ich
perplex von dieser versteckten Androhung. Ich vermute, dass es
irgendwie mit Daniel und seinen malkavianischen Fähigkeiten
zusammenhängt, dass er Herr Lange mich jetzt so angreift. Er weiß
sicher auch, ob Daniel bei dem Angriff überhaupt dabei war. Oder
vielleicht sogar gestorben ist. Doch ich werde mir nicht die Blöße
geben und ihn nach Daniel fragen.
    „Natürlich,
Herr Lange, bei Gelegenheit.“. Was der förmlichen Variante von
‚niemals‘ entspricht. Wir lächeln uns beide kühl an, dann
rauscht er an uns vorbei. Nach ihm folgen drei andere Kainskinder,
vielleicht Wachleute, die uns ebenfalls offensiv mustern.
    „Muss
ich mir Sorgen machen?“, fragt Liam mich zaghaft, nachdem sie außer
Hörweite sind.
    „Nein,
Liam, keine Bange, das sind nur die ganz normalen Spielchen.” und
grübele dabei selber über diesen Zwischenfall nach.
    Um
ihn und auch mich von diesen Gedanken abzubringen, dirigiere ich Liam
in Richtung unseres Clans. Ich mache ihn bekannt mit zwei Ancillae,
die ich bereits näher kennengelernt habe. Herr Hoffmann und Frau von
Harbing. Auf den ‚Herrenabenden‘ waren es diese beiden, die mir
besonders zugetan waren. Ich vermute, dass es sich bei den beiden um
ein Pärchen handeln könnte, doch so etwas bleibt für gewöhnlich
geheim, jedenfalls in unserem edlen Haus.
    Besonders
Frau von Harbing kommt schnell mit Liam ins Gespräch, er macht einen
souveränen Eindruck, man könnte fast meinen, dass er den Status
eines Neugeborenen schon innehat. Einige Küken hier erkennt man
bereits deutlich an ihrem unterwürfigen Verhalten. Doch so will ich
Liam nicht, er soll stolz auf sich sein und somit Kreise
kennenlernen, die ihm sonst erst viel später offen wären. Dabei
verliert er aber

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