Melville
kontrollieren kannst, wenn du dein Kükenstatus erst
einmal überwunden hast?”, er verwirrt mich.
„Nein.
Nein, das würde ich nie tun und es sind ja auch gar keine heiklen
Daten, nur ganz Allgemeines. Dinge, die mit unserem Clan zu tun haben
oder auch für die wir uns interessieren.”.
„Das
macht es nicht unbedingt besser, Liam, nur sinnloser.”.
„Ich
habe Ihnen doch erzählt, dass ich Sie bereits von vor meiner
Kainskindwerdung kannte.”, er hat anscheinend wieder seine Stimme
entdeckt und spricht etwas freier.
„Sie
sind mir aufgefallen. Wie einige andere auch, man kann ein Muster
erkennen. Ich habe versucht ihnen nahe zu sein, diesen auffällig
erfolgreichen Personen. Immer nur nachts anzutreffen, blass. Niemals
krank und sie veränderten sich über die Jahre nicht. Und ich fing
an, Artikel zu diesen Leuten zu sammeln, einfach aus Interesse. Es
ist Zufall.”
„Zufall?
Das heißt, du hortest seit Jahren Artikel und Ausschnitte über uns?
Warum? Nur weil wir auf einem Kongress oder einer Versammlung
anscheinend Eindruck auf dich gemacht haben? Ist das nicht etwas sehr
obsessiv für jemanden wie dich, Liam? Und sollte das nicht nach
deiner Zeugung beendet sein?“, frage ich ihn zweifelnd.
Er
sieht mich etwas hilflos an, scheint zu überlegen, doch er sagt
nichts.
„Ich
will, dass die Unterlagen noch heute verschwinden. Ich empfinde es
als unangenehm, dass du sie besitzt.”, ich blicke noch einmal auf
die Ordnerrücken.
„Bitte
nicht, Herr Lancaster... es sind doch nur Zeitungsartikel,
Erinnerungen, nichts bedrohliches... ich bitte Sie...”.
„Nein,
das ist lächerlich, Liam. Sage mir einen guten Grund, warum ich sie
dir lassen sollte!”.
„Ich
habe immer gehofft, einmal selbst in solch einem Artikel erwähnt zu
werden. Beachtet zu werden und mich wirklich als Teil der gehobenen
Klasse zu sehen. Und ich wollte dann als Letztes mein Bild
hineinkleben. Die Sammlung perfekt machen.“.
„So
emotional bist du nicht, Liam. Tue nicht so, als ob dich eine
Sammlung Papierfetzen wirklich berühren würde.“ und etwas
bedrückt antwortet er darauf
„Es
ist alles, was mir geblieben ist. Alles, was ich damals im Kofferraum
bei mir hatte, als mich dieser Drecksack gebissen hat. Es geht nicht
nur um die Artikel an sich, sondern was ich damit verbunden habe…
Hoffnung.“. Ich lach leise verächtlich und sehe ihn
diskreditierend an.
„Mach
dich nicht lächerlich.“. Und da sehe ich, gerade noch rechtzeitig,
wie seine Hand zuckt, er aber nicht ausholt. Doch sein Körper hatte
diesen Reflex, obwohl ein relativ starkes Blutsband uns verbindet.
Kann es sein, dass er nicht wirklich empfänglich für diese Bänder
ist und im Grunde alles nur schauspielert?
Da
klopft es an der Tür und James spricht
„Herr
Lancaster? Es tut mir leid Sie zu stören, aber unten wartet ein
Kurier und benötigt Ihre Unterschrift.”.
Leise
und angespannt flüstere ich ihm zu
„Darüber
reden wir noch.“ und verlasse sein Zimmer.
Neuigkeiten
Der
Kurier verlässt gerade mein Haus und ich wende den per Einschreiben
gesendeten Brief in der Hand. Kein Absender, ein formloser Umschlag,
nur meine Adresse ist von außen aufgedruckt.
Ich
gehe in das Wohnzimmer und setze mich auf die Couch. Normalerweise
erreichen mich solche Briefe in meinem Büro, wertvolle
Geschäftspapiere oder Informationen der Nosferatu. Doch in meinem
Privatanwesen hat mich noch kein Kurier in Deutschland besucht. Ich
öffne den Umschlag, indem ich die Seite aufreiße und den Inhalt
hervorziehe. Als Erstes fällt mir ein Flugticket auf, ausgestellt
auf meinem Namen, für einen Flug in drei Tagen. Nach Bristol?
Ich
hole die Karte hervor. Es trifft mich wie ein Schlag, bevor ich die
wenigen Zeilen lese, fällt mir direkt die Unterschrift auf. Der
Brief ist von meinem Bruder, Jonathan!
Würde
dich gerne sehen.
Komm
doch bitte auf ein Treffen zu mir.
Feeder
Rd. 302
Bristol,
UK
Jonathan
Ich
lege langsam den Brief auf den Couchtisch. Wie unter Schock. Nie
hätte ich mit einer Nachricht von ihm gerechnet und wie hat er nur
meine Adresse herausgefunden? Und schlagartig wird mir bewusst, dass
ich für die Menschenwelt nie offiziell gestorben bin. Benedict hatte
es zwar erwähnt, aber durch die ganzen verworrenen Umstände kam es
nie dazu. Ein paar Jahre wollte mein Erzeuger mich noch in meiner
Geschäftswelt wirken lassen, bevor auffällt, dass ich nicht mehr
altere. Dennoch gab es keine konkreten Pläne, es auch umzusetzen.
Aber ich bin mir
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