Melville
sollten uns auf den Weg machen, solange die
Spuren noch frisch sind.“, antworte ich. Er nickt nur und die
anderen erheben sich auch und packen ihre Utensilien ein. Wir machen
uns auf den Weg zum Tatort. Katharina fährt zusammen mit Laura in
ihrem Auto, während Alex mit dem Motorrad vorfährt. Und wenn mich
nicht alles täuscht, habe ich Noah gerade als Rabe davonfliegen
sehen. Somit fahre ich allein in meinem Wagen nach Höchst, obwohl,
nicht ganz allein. Mein Fahrer Frank fährt mich ja folgsam während
meines Klüngeldienstes durch Frankfurt. Doch ich rede nicht mit ihm.
In meinem Fahrzeug haben wir getrennte Gesprächsbereiche und ich
begrüße diesen Umstand.
Ich
habe ihnen noch nicht von dem katastrophalen Telefonat mit Herrn
Metternich berichtet. Ich erwähne es einfach nicht. Nur, dass wir
bald einen neuen Hinweis in den Händen halten könnten, die Wege
dafür wären vorbereitet. Und mehr brauchten sie dazu eigentlich
auch nicht zu wissen. Man weiß nie, wann einer von ihnen Unbehagen
dabei empfindet, auf diesen Wegen an Metternichs Geheimnis zu kommen.
Ich werde ihr Gewissen gar nicht erst prüfen. Ich entscheide, was
sie verkraften und was nicht.
Langsam
rollt mein Wagen durch den Samstagnacht Verkehr der Innenstadt. Zäh
und unaufhaltsam scheint der schiere Menschenstrom. Ich nehme mein
Telefon aus der Jackentasche und rufe Liams Kontaktdaten auf. Ich
wähle seine Nummer aus, aber rufe nicht an. Er hatte die Karte
kommentarlos entgegengenommen, jedenfalls lag sie irgendwann nicht
mehr an seiner Tür gelehnt. Ich weiß aber, dass er sich vorbildlich
um die Firma kümmert. Er schließt ein Geschäft nach dem anderen ab
und machte sich anscheinend auch schon erste Freunde außerhalb
meines Einflussbereiches. Ich habe in seiner Erziehung voll versagt.
Das weiß ich. Ich werde ihn weder kontrollieren noch irgendwie
einschätzen können. Dieses ganze Pfadwechsel-Gerede mit einem
geplanten Mentor-Schüler-System war eine Farce. Ich stecke das Handy
wieder in die Tasche.
Und
morgen wird er gehen.
Auf
der Autobahn endlich, können wir etwas Fahrt aufnehmen und kommen
schneller voran. Gut eine halbe Stunde dauert die Anfahrt.
Endlich
hält der Wagen vor der besagten Adresse. Schwer höre ich im
Hintergrund die S-Bahn vorbeirollen, sie fährt hier besonders
langsam, dementsprechend dauert es lange bis sie endlich vorbei ist.
Alex und Noah warten bereits vor dem Wohnhaus. Wir müssen
anscheinend noch auf Laura und Katharina warten. Noah hält etwas
nervös die Nase in den Nachthimmel, sagt aber nichts. Schwer riecht
man den Abrieb vom Bremsvorgang der Bahn in der Luft. Auch eine
Imbissbude kann nicht weit entfernt sein, ich rieche den Essensduft
deutlich heraus. Allgemein ein sehr verstörendes Umfeld, selbst für
meine bescheidenen Sinne.
Endlich
sehen wir die Lichter des kleinen Sportwagens von Katharina. Sie
steigt mit einem entschuldigenden Blick aus und sagt kurz
„Stau.”.
„Ja,
es war voll.“, spricht Alex ihr zu. So gesellt sich mein gesamtes
Klüngel vor der Haustür.
„Und
jetzt?”, fragt Noah.
„Einbrechen?“,
fragt Laura dazu. Aber sie hatten Recht, ich hatte keinen Schlüssel.
„Erst
einmal klingeln wir, wenn keiner aufmacht, wird Noah nachschauen
gehen und uns vielleicht öffnen können. Als letzte Option werden
wir uns von hier unten Zugang verschaffen.”. Sie sehen mich an,
nicken aber dann. Ich klingele neben dem Schild ‘Dräger’. Wir
warten ab, dann versuche ich es erneut. Niemand antwortet.
„Na
dann. Noah, bitte versuche dein Glück.“.
„Okay,
aber ich kann für nix garantieren.”, sagt er und stellt sich einen
Schritt weit entfernt von uns auf den Fußgängerweg. Dann verwandelt
er sich. Kurz nur dauert der Eindruck der Verschwommenheit, da erhebt
sich auch schon der große schwarze Vogel gen Himmel. Es ist
erstaunlich, wie weit das Blut einige von uns verändern kann. Wir
sehen ihm nach oben nach, er fliegt Richtung Innenhof und ist dann
nicht mehr zu sehen.
Keine
Minute später wird der Türsummer betätigt.
„Das
ging schnell.“, sagt Laura.
„Ja,
fast schon zu schnell.“, sage ich. Ich greife nach der Tür und
öffne sie. Frau Dräger lebte im zweiten Stock. Leise und wachsam
gehen wir die Treppen empor. Nichts ist zu hören, kein Noah,
niemand. Auf der letzten Treppe vor der Tür, sehe ich den
Lichtschein aus der angelehnten Wohnungstür treten, sie steht offen.
Ich gehe mit Alex zusammen voran und drücke die Tür auf. Der Flur
von Frau Dräger
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