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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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alles den Anschein macht, ‚normal‘ zu verlaufen,
fühlt sich für mich mein selbst gewähltes Exil mittlerweile eher
wie der Vorhof zur Hölle an als ein Ort der Erholung. Eingeengt in
ein Korsett aus Regeln, Konsequenzen und Entwicklungen, drohe ich mit
meinem derzeit maroden Verstand die Übersicht zu verlieren.
    Ich
greife nach der Einladung und lege sie zur Seite. Ich werde sie ihm
vor die Tür legen, damit er sie finden kann. Schließlich sollte das
Ganze dennoch einigermaßen mit Würde ablaufen. Ich raufe mir durch
das Haar, es ist wirklich sehr dünn geworden, ich kann kaum meine
Hände darin versenken.
    Ich
habe meinen Soll für heute erfüllt, doch verbringe ich den Rest der
Nacht auf meinem Bett liegend. Ich habe begonnen ein Buch zu lesen.
‚Menschenjagd‘, der Titel hatte mich einfach angesprochen.

Tatort der Überraschungen

    Es
ist Samstag. Und gegen die Hoffnungen meines Klüngels, mir
persönlich waren die Opfer an sich ja egal, traf es Frankfurt. Wir
sitzen gerade in unserem neuen Seminarraum, als mich die Nachricht
erreicht.
    „Es
scheint, dass die Täter wieder zugeschlagen haben. Eine Frau Melanie
Dräger, Toreador, wird vermisst. Hier in Frankfurt.”. Sie sehen
mich erst alle kurz an und blicken dann zu Boden. Laura beginnt mit
den Beinen zu wippen. Ihre Kunststoffhose macht es fast zu einem
unerträglichen Geräusch und auch Noah drückt die Augen zusammen.
    „Ey,
kannst du das mal lassen!“, fährt er sie an. Sie hält mit den
Beinen inne und scheint dennoch zu überlegen, was er wohl gemeint
haben könnte.
    „Danke.”,
antwortet er nur und sie blickt ratlos in meine Richtung. Katharina
tippt bereits etwas in ihr Tablet ein und scheint ganz emsig bei der
Sache zu sein. Alex hat erst alles notiert, blickt jetzt aber etwas
abgelenkt zur Seite.
    „Alles
in Ordnung Alex?“, frage ich ihn und es ist nicht geheuchelt.
    „Was?“,
fragt er nur zurück.
    „Ob
bei dir alles okay ist, frage ich.“, sage ich nochmal. Noah blickt
mich an, anscheinend überrascht von meinem freundschaftlichen Ton.
    „Ja,
klar. Es ist nur... was können wir tun? Wie können wir die Typen
aufhalten?“, fragt Alex in den Raum. Es folgt ein kurzes Schweigen.
    Welches
Noah als erstes bricht.
    „Man
müsste nur mal eine heiße Spur haben, dann können wir voll
zuschlagen. Dann rächen wir uns an den kranken Typen!” und schlägt
sich mit der Faust in die Innenhand. Ich räuspere mich kurz.
    „Katharina,
hast du schon etwas zum Opfer herausgefunden, ich schätze, deswegen
blickst du in dein Tablet.“.
    „Auch.“,
antwortet sie nur und tippt weiter auf den Touchscreen ein. Ich denke
ja eigentlich, dass für sie immer noch ein Laptop besser wäre, aber
sie muss es wissen.
    „Sie
wohnte in der Holzlachstraße 24, das ist in Höchst.“, sagt
Katharina und rückt mit dem Zeigefinger am Steg ihre Brille auf der
Nase zurecht.
    „Wieso
sagst du schon ‘wohnte’? Ist das nicht ein bißchen schnell?“,
fragt Alex sie? Sie guckt ihn nur kurz stumm an, zuckt mit den
Schultern und begibt sich wieder in ihre technische Welt.
    „Wir
wollen uns jetzt nicht mit Spitzfindigkeiten aufhalten, oder Alex?”.
    „Nein,
nein...“, sagt er leise.
    „Gut.
Katharina, kannst du uns, also denen die ein Handy dafür haben,
zeigen, wo genau diese Straße ist?”. Noah mault kurz, aber guckt
einfach über Alex Schulter auf sein Telefon. Sie nickt kaum
merklich, macht ein paar Bewegungen und schon vibriert mein Handy.
Eine Karte mit dem markierten Gebäude öffnet sich. Ganz am Rand von
Höchst, neben den S-Bahn Gleisen. Wirklich kein schöner Ort in
meiner Vorstellung. Laut, anonym, dunkel. Es wird sicher schwer dort
Zeugen oder Spuren zu finden. Ich seufze innerlich kurz leise. Von
wegen heiße Spur.
    „Den
Ort kenne ich, ich hab da in der Nähe mal ein paar Jahre gewohnt...
also als Mensch, meine ich.“, sagt Laura plötzlich. Ich sehe sie
an und tatsächlich kann ich mir gut vorstellen, dass sie in so einer
Gegend groß geworden ist.
    „Das
ist doch sicher ein Vorteil für uns, oder Laura? Oder verwirren dich
die Eindrücke mehr?“.
    „Hey,
was meinst du denn mit ‘verwirren’?“, wirft sie zurück.
    „Ich
frage ja nur, damit wir alle wissen, was auf uns zukommen könnte.“,
sie schaut ein wenig beleidigt, doch ich versuche ihr sanft zu
zulächeln.
    Noah
steht auf und wirft sich seine Jacke über, ich sehe ihn fragend an.
    „Na,
gehen wir oder was?”, fragt er herausfordernd.
    „Ja,
ja, er hat Recht. Wir

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