Melville
Camarilla selbst hat. Die Tatsache, dass ich mit dem Wechsel
liebäugle und dieser ganze seichte und unwichtige Mist, der hier
gerade in der Besprechung geklärt wird. Selbst die Hinweise von
Herrn Metternich haben sich ja im Nachhinein als unwichtig geklärt.
Er schien wohl nur herausgefunden zu haben, dass am Main und am Rhein
verschiedene Gruppen agieren, aber mit gleicher Intention und dafür
hat ihn Sophia getötet... oder töten lassen.
Dies
alles erheitert mich einfach, weil es so ironisch ist.
Das
Treffen endet somit auch nur mit einem ungenauen Termin, der
feststeht, sobald Katharina Ergebnisse hat. Schnell entferne ich mich
und übersehe bewusst, dass die anderen vier sich nicht erheben, um
zu gehen. Sicher wollen sie sich besprechen, ohne mich. Mir soll es
gleich sein.
Doch,
auch wenn ich mich so beschwingt durch die Nacht und die lästigen
Pflichten bewege, überkommen mich daheim Zweifel, ob alles so
einfach und richtig ist, wie ich es empfinde. Ich bin in diese zweite
Welt hineingezeugt worden, um als Camarilla Anhänger zu existieren.
Benedict war und ist auch immer noch mein Vorbild. Seine Führung und
Expertise machten mir erst die Entwicklung in London möglich und
schlussendlich auch den Kontakt zu Sophia. Doch er würde es sicher
mehr als schlecht finden, wenn ich mich, nur um vielleicht dem
einfacheren Weg zu folgen, dem Sabbat anschließe. Ich sitze grübelnd
auf meiner Couch. Das Glas Blut vor mir auf dem Tisch, unangerührt
betrachte ich es gedankenverloren.
Was
kann ich beim Sabbat schon sein? Ein ewiger zweiter Platz, da für
die wichtigen Rollen und Positionen keine Camarilla-Bälger in Frage
kommen? Ich weiß es nicht. Ich kenne nichts von ihnen, außer den
halbherzigen Kontaktversuchen in London, den immer präsenten
Vorurteilen und nun Sophia.
Vielleicht
will sie mich ja auch gar nicht bei sich haben?
Ja,
das wäre auch denkbar. Sie hat es nicht direkt gesagt, nur das ich
ihr gehöre. Aber vielleicht will sie mich nur, solange ich der
aufregende verbotene Kontakt zur Camarilla bin? Der treuherzige und
unterwürfige Ventrue. Ich seufze kurz über meine Gedanken.
Doch
falls sie mich wirklich fragen sollte oder es auch anweisen, wie
reagiere ich dann? Bin ich dann froh über ihr Angebot und lehne es
trotzdem ab?
Kann
ich überhaupt ablehnen?
Ich
hole ihr kleines Knochenpräsent aus meiner Jackettasche, befühle es
wieder. Noch habe ich keine fremde Stimme mehr in mir gehört, aber
längere Pausen waren üblich. Doch ich vertraue ihr und glaube ihren
Worten, dass es mich vor geistigem Eindringen bewahrt. Ganz langsam
hebe ich die Figur an meine Lippen und hauche einen kleinen Kuss auf
die Krone der schwarzen Herrscherin. Dann lasse ich sie wieder sinken
und gebe mich weiter meinen Gedanken hin.
Meine
Firma müsste aufgelöst werden... und Liam. Ja, Liam. Er wird es auf
lange Sicht eventuell nicht einfach auf sich beruhen lassen und auch
Sophias Worte gestern Nacht deuteten auf eine gewollte Aktion von
meiner Seite hin.
Soll
ich ihn für sie abstrafen?
Ich
würde.
Ich
würde neu anfangen. Fast wie damals bei meiner Flucht aus London.
Doch Frankfurt erwies sich nicht als sehr viel anders. Wie kann es
auch? Die Camarilla gleicht sich sicher überall. Doch der Sabbat,
das ist wirklich neu für mich. Eine Herausforderung. Doch auf keinen
Fall wage ich diesen Schritt ohne ihre Hilfe. Ich will nicht als
Opfer für mächtige Sabbatkinder enden oder als Spion auf der
Camarilla Seite. Ich möchte mit den Regeln und der Welt der
Menschlichkeits-Kainiten eigentlich nichts mehr zu tun haben, wenn
ich diesen Schritt wage. Doch ich werde wohl warten müssen, was sie
mir zu sagen hat. Ich werde warten.
Es
sind vielleicht noch zwanzig Minuten bevor sich meine Augen schließen
werden. Ich bin bereits im Bad meines Schlafzimmers und wasche gerade
mein Gesicht, als ich die Schattenwolke erkenne. Ähnlich wie Nebel
tritt sie durch das angelehnte Fenster des Bades. Ich trockne schnell
mein Gesicht und bemerke durch den Spiegel, dass ich sie nicht sehen
kann. Ich hatte vergessen, dass die Lasombra diese Schwäche haben.
Sicher ein kleineres Übel im Vergleich zu dem, was uns Ventrue das
Unleben schwer macht. Ich bleibe ruhig stehen, bis ich sie hinter mir
fühle, ganz ohne Dunkelheit auf ihr, sie eine Hand über meine
Schulter legt und mich begrüßt.
„Melville,
schön, du bist noch wach.“ und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
Ich drehe mich zu ihr herum.
„Ja,
aber leider nicht mehr
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