Melville
lange.“, antworte ich mit wirklicher
Enttäuschung um diesen Umstand in der Stimme.
„Es
ging nicht früher, ich musste einiges vorbereiten.”.
Sie
nimmt meine Hand und führt mich aus dem Bad hinaus. Sie setzt sich
auf den Rand des Bettes und mit einem leichten Klopfen neben sich,
zeigt sie mir, dass ich mich zu ihr setzen soll. Ich tue es natürlich
sofort. Ich traue mich wieder nicht ihre Hand zu ergreifen und warte
ab, wie sie reagiert. Da spüre ich auch schon ihre Handschuhe, sie
zieht meine linke Hand zu sich und streichelt sie in ihrem Schoß.
„Ich
habe eine Wohnung für dich... übergangsweise. Bis du ein
vollwertiges Mitglied meines Rudels bist! Du kannst morgen umziehen
und bis Ende der Woche sollte dein Wechsel vollzogen sein.“, ich
blicke sie mit großen Augen an.
Sie
fragt oder befiehlt nicht einmal. Sie tut es einfach!
„Denkst
du, ich lasse dich wie einen Köder an der Angel weiter so in
Camarilla-Gewässer baumeln? Es wird irgendwann herauskommen und es
wäre schade um den Inhalt, wenn dein schönes Köpfchen vom Sheriff
zertrümmert wird.“ und streichelt zärtliche eine kurze,
Haarsträhne von meiner Schläfe.
„Ich...”.
„Mach
dir keine Sorgen, Melville, es ist alles in die Wege geleitet. Du
musst nur noch Liam beseitigen, das Ritual überstehen und dich
komplett von der Camarilla losreißen. Dann kannst du mein sein.“
und sie lächelt mich an.
Ja,
dein, nur dein!
„Liam
beseitigen?”.
„Natürlich,
du hast ihm als Erzeuger viele Angriffsflächen von dir gezeigt. Wenn
er dich vernichten will, findet er sicher Wege. Und allein diese
Möglichkeit sollte ihn auf deine Liste setzen.”.
„Welche
Liste?”, frage ich leicht verunsichert.
„Na,
deine ‘To-do-Liste’, Melville. Was hast du denn gedacht?”.
Ich
erzähle lieber nicht, dass ich gerade fast dachte, der Sabbat hätte
offizielle Todeslisten auf die man seine Opfer eintragen musste.
„Ich
denke nur zu bürokratisch anscheinend. Ignoriere meine Nachfrage
bitte einfach.“ und sehe auf den Boden vor mir.
„Hast
du die Figur noch?“, ich lächle sie stolz an.
„Ja,
natürlich.“ und hole sie aus meiner Hosentasche.
„Sophia.“,
sage ich und sie grinst mich an.
„Ja,
ich dachte, den Teil könntest du ja schon mal wissen.”.
„Das
ist wirklich ein sehr schöner Name. Er passt sehr gut zu dir.”.
„Danke,
Melville, und das Kompliment kann ich zurückgeben.”, ich lächle
verlegen.
Um
einer absoluten Peinlichkeit zu entgehen schaue ich beschämt auf die
Uhr.
„Wie
viel Zeit hast du noch?“, fragt sie leicht besorgt.
„Noch
zehn Minuten etwa.”.
„Gut,
dann müssen wir uns etwas beeilen. Die Adresse steht am
Haustürschlüssel.“ und mit diesen Worten reicht sie mir einen
kleinen Schlüsselbund, an dem auch ein Schildchen hängt.
„Komm
morgen um zwei Uhr dort hin und ich werde dir alles genauer
erklären.“, ich nicke eifrig. Soviel Aufwand, für mich.
„Ich
freue mich, Melville, wirklich. Du wirst die perfekte Ergänzung in
meinem Rudel sein und die anderen sind auch schon neugierig auf
dich.”.
„Wie
viele sind es denn?”.
„Mit
dir sind wir jetzt zu fünft, Melville. Doch das sage ich dir alles
morgen. Jetzt lege dich lieber hin, damit du nicht vor dem Bett
übertagen musst.”, sie drückt mich leicht auf das Bett. Ich lege
mich folgsam hin und verfluche meine momentane Schwäche, nicht mehr
Zeit zu haben.
„Bis
morgen, Sophia. Danke.”, sage ich noch, spüre ihre weichen Lippen
als Antwort und wieder ist die Nacht für mich beendet.
- Das Leben ist herzlos, warum sollte das Leben nach dem Tod anders sein? –
(Ted Elliott/ Terry Rossio)
Der erste Schritt
Ich
sitze im Wagen, keine fünfzig Meter vom Eingang des Wohnhauses
entfernt. Es ist fünf vor Zwei. Ich sitze hier und bin anscheinend
bereit, die helfende Hand von Sophia anzunehmen, mich von meinem
bekannten Umfeld zu lösen und mich auf vollkommen unbekanntes
Terrain zu begeben. Ich lege den Kopf in den Nacken, atme einmal tief
aus und steige schließlich aus dem Auto. Über die letzte Nacht
waren, unerwartet früh, die ersten kalten Vorboten des Herbst in
Deutschland eingekehrt, feuchtes Laub glitzert im Mondlicht am
Straßenrand, brav zusammengekehrt von pflichtbewussten Menschen.
Unter meinen Schuhen knirscht leise das angefrorene Nass, ich werfe
die Autotür zu und keine Seele ist sonst weiter auf der Straße zu
sehen. In meiner linken Hand halte ich die Figur, meine Sophia.
Ein
mittelständisches
Weitere Kostenlose Bücher