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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Vierparteien Wohnhaus, hübsch saniert, mit
gepflegtem Vorgarten. So präsentiert sich also der Sabbat? Doch es
ist ja nur für den Übergang.
Und was dann? Werde ich dann wieder ein neues Heim
beziehen, eine neue Adresse, wieder allein und abrufbereit?
    Ich
fahre mir nervös durch das Haar, stecke die Figur in meine
Innentasche und klingele neben dem, auf dem Schild des
Schlüsselbundes notierten Nachnamen ‘Sonntag’. Ich benutze den
Schlüssel nicht, da ich mich ankündigen möchte, schließlich
sollte sie ja anwesend sein.
    Während
ich darauf warte, dass die Tür geöffnet wird, beginnt es
unauffällig und zaghaft wieder zu nieseln. Einige kleine Tropfen
setzen sich auf meine Schultern. Es wirkt wie arrangiert, ich atme
tief aus und sehe meinen Atem gefrieren, aufgrund meines, durch den
Innenraum des Wagens gewärmten Körpers, und als Nebel vor mir in
der Luft wehen.
    „Ja
bitte?”, fragt eine Männerstimme.
    „Melville
Lancaster, ich werde von Sophia erwartet.”. Der Türöffner wird
betätigt und ich drücke sie auf. Ich trete in das Haus hinein,
bleibe einige Schritte weiter aber stehen und höre überdeutlich und
symbolträchtig die Haustür hinter mir wieder in das Schloss fallen.
Ich habe den ersten Schritt getan.
    Ich
gehe die Treppe nach oben in das erste Stockwerk. Nehme all meinen
Mut zusammen, um nicht einfach umzukehren. Neben der Angst, spüre
ich aber auch ganz deutlich die Freude über diese Chance, diese
seltene Möglichkeit, mit Würde und Empfang hinüber zu wechseln und
sich ein neues Leben aufzubauen. Alle Fehler werden zurückgesetzt
und die alten Erinnerungen und Schmerzen werden verblassen.
    Die
Wohnungstür öffnet sich und ein Mann im Anzug, mit leicht
südamerikanischen Gesichtszügen steht vor mir und bittet mich mit
einer Geste herein. Seine Augen wirken sehr aufmerksam, als vermute
er eine angreifende Armee hinter mir.
Richtig. Für sie, bin auch ich der Feind!
    Es
ist eine, für Tarnungszwecke, perfekt eingerichtete Wohnung. Bilder
von glücklichen Menschen an der Wand. Möbel, Dekoration und der
Duft von Lebensmitteln. Man könnte fast meinen, das...
    Ich
denke den Gedanken lieber nicht zu Ende und ignoriere auch das nicht
abgewaschene Geschirr einer kleinen Familie, welches ich beim
Vorbeigehen an der Küche auf der Spüle sehe.
    Der
Mann führt mich zum Wohnzimmer, lässt mich aber allein vorgehen und
zieht sich zum Eingang zurück und endlich sehe ich sie. Sie steht
mit dem Rücken zu mir und betrachtet in Gips gedrückte Hand- und
Fußabdrücke von Kindern an der Wand.
    „Sophia?”,
frage ich zögerlich.
    Sie
dreht sich um, freudig lächelnd und kommt mit offenen Armen auf mich
zu.
    „Ich
freue mich, Melville, dass du wirklich hier bist.“ und nimmt mich
in den Arm. Ich lege auch meine Hände vorsichtig um sie und bin fast
geneigt, meine Wange an ihre Stirn zu legen. Doch ich kann mich
gerade zurückhalten, nicht zu bedürftig ihren Zuwendungen gegenüber
zu wirken.
    „Wie
könnte ich nicht hier sein, Sophia?”.
    „Du
glaubst nicht, wieviele sich im letzten Moment doch noch anders
entscheiden und den Schwanz einziehen. Doch ich wusste, du bist nicht
so einer.”.
    Sie
löst ihre Umarmung wieder und zieht mich zur Couch. Wir setzen uns,
als der Mann mit zwei Gläsern Blut das Zimmer betritt und beide
Gläser vor uns abstellt. Innerlich spüre ich die Enttäuschung, ihr
gleich sagen zu müssen, dass ich als Ventrue es sicher nicht trinken
kann. Er blickt sie an und sie sagt
    „Danke,
José, du kannst jetzt von außen die Wohnungstür bewachen.”. Er
nickt kurz und geht. Im Hintergrund hört man, wie die Tür sich
öffnet und dann zugezogen wird. Wir sind allein.
    „Bitte,
Melville, trinke doch einen Schluck.”, ich sehe sie an und sage
dann leicht beschämt
    „Es
tut mir leid Sophia, aber ich denke nicht, dass ich davon trinken
kann.”.
    Sie
greift nach dem Glas und reicht es mir.
    „Doch,
dass denke ich schon, Melville. Und keine Sorge, der Spender ist
nicht mehr zu einem Blutsband fähig.”, ich sehe sie etwas
ungläubig an, nehme das Glas und rieche vorsichtig daran. Es ist
Kainitenblut! Keine mächtige Vitae, aber dennoch vollwertig. Ich
sehe sie fragend an.
    „Na,
Melville, ich bin doch eine gute Gastgeberin. Und wenn du schon zu
mir kommst, muss ich dir doch auch was anbieten können, oder nicht?“
und sie lächelt kurz leicht verschmitzt.
    Hatte
sie einen Vampir getötet, nur um mir, trotz meiner Beuteschwäche,
etwas anbieten zu können?
    Sie
nimmt

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