Melville

durchaus wichtige Position innehat, beschließe ich
ihn, nach seiner Unterwerfung, auch noch per Blutsband an mich zu
binden. Er wird nun dankbar meine Vorschläge annehmen und ist
bereits davon überzeugt, dass das Sozialbauprojekt die geplante
Gegend verschandeln wird und es eigentlich auch keinen Bedarf gibt.
Aber ich rate ihm auch, falls er doch bauen möchte, an andere
Stadtviertel zu denken. Natürlich nenne ich ihm dafür nur Viertel,
die von der Camarilla bewohnt werden. Und ich kann mir dabei ein
kleines, schelmisches Grinsen nicht verkneifen.
    Was
also mit dem Leiter der Baubehörde tun? So kommt es, dass der erste
Mitarbeiter meiner Gruppe jemand sein wird, der sich unauffällig und
zuverlässig um Ziele, die zur Auslöschung freigegeben sind,
kümmert. Hierfür stellt mir Sophia einige engagierte Sabbat-Söldner
mit Berufserfahrung vor und gleich beim Ersten merke ich, dass unsere
Chemie stimmt. Kurz angebunden, mit eigenen Vorschlägen und Ideen
nicht zurückhaltend und meine Position als Vorgesetzten vollkommen
anerkennend, freue ich mich den Brujah Emilio Esteban in meinem
Arbeitskreis begrüßen zu dürfen. Er versteht auch die
Notwendigkeit, es wie Unfälle aussehen zu lassen, um die Camarilla
nicht direkt auf unsere Spur zu bringen. Sie sollen nicht zu früh
merken, dass ihnen die Kontrolle in nächster Zeit entgleiten wird.
Jahrelang hielten sie den Daumen auf der Stadt, jetzt sind wir an der
Reihe.
    Einige
Nächte nach meinem Treffen mit dem Bauamt-Menschen, rast er also
unerklärlicherweise, mit erhöhtem Blutalkohol und viel zu schneller
Geschwindigkeit gegen eine Häuserwand und verbrennt kläglich in den
Trümmern seines Sportwagens.
    Sehr
schade.
    Seine
Nachfolgerin ist jung und auch sehr hübsch anzusehen. Ich merke
umgehend, dass sie von meiner Person sehr angetan ist und nutze diese
gewissen Schwingungen zwischen uns auch gleich kräftig aus.
Verstärkt durch die Macht der Präsenz, macht sie sich sofort ans
Werk und hebt die Weisungen ihres Vorgängers auf und die Baubetriebe
werden mit anderen Aufträgen ruhig gestellt. Es ist nur noch ein
kleiner Schritt, für die lächerliche Summe von fünfhunderttausend
Euro das riesige Gelände zu erwerben und sämtliche Ansprüche der
Menschen auf dieses Gelände auch juristisch zunichte zu machen.

    Für
die Kontakte zur Polizei und anderen wichtigen öffentlichen Organen,
kann ich mir mehr Zeit lassen und gaukele besonders bei Politikern
mit Einladungen zu Pokerabenden und anderen Veranstaltungen eine Art
Freundschaft vor. Alles, damit sie sich still verhalten und immer
meiner Meinung zugeneigt sind. Und langsam füllen sich meine
Kontakte mit privaten Adressen und Telefonnummern meiner Klienten.
Einer lädt mich sogar zu einer privaten Geburtstagsfeier ein, die
ich aber mit der Ausrede anderer Termine, dankend ablehne. Ich liebe
diese Arbeit.
    Ich
habe auch damit begonnen, schriftlich all mein Wissen und alle mir
bekannten Camarillamitglieder und Anschriften von öffentlichen
Gebäuden für Sophia zu verfassen. Dies gilt für die Frankfurter
Domäne, als auch für die Londoner. Ich lege sämtliche mögliche
Geheimnisse offen und weiß, dass sie das Beste aus diesem Wissen
machen wird.

Eminenz

    Mit
Freude und Genugtuung strebt Sophia der Zeit ihrer möglichen
Ernennung entgegen. In den letzten Nächten des Januars beginnen
erste Umbauarbeiten im Haus. Es werden seltener genutzte Räume zu
Gästezimmern möglicher späterer Kurzzeitbesucher umfunktioniert.
Der Empfangsbereich, obwohl eigentlich noch nicht alt, erhält einen
neuen Anstrich und exklusivere Möbel. Und auch das Büro von Sophia
wird umgebaut. Sie trennt sich von der schweren dunklen
Innenausstattung und gestaltet auf Empfehlung von Elina ihre
öffentlichen Räume einladender und gleichzeitig moderner.
Geschäftiges Treiben füllt das Haus und die Anzahl der Wachen wird
deutlich erhöht. Doch allzu viel bekomme ich davon nicht mit, erst
zu früher Morgenstunde kehre ich meist zurück, den Kopf voller
Termine und Absprachen mit meinen Klienten. Ich suche mir umgehend
eine persönliche Assistentin, ähnlich wie Nora damals. Somit
besteht meine Gruppe bereits aus zwei Mitarbeitern und mir. Es wird
langsam.

    In
den letzten Nächten vor dem offiziellen Termin, zu dem wohl auch die
Kardinälen erscheinen und sprechen wird, merke ich das erste Mal,
dass auch Sophia nervös ist.
    Ich
liege in ihrem Bett, sie hat ihren Kopf auf meine Brust gelegt und
streichelt meinen Bauch, den sie zuvor