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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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schweigen.
    Ich
höre wie ein Lieferwagen vorfährt und erkenne Katharina durch die
Beifahrertür. Krampfhaft versucht sie nicht in meine Richtung zu
blicken und umklammert das Lenkrad. Noah kommt wieder auf mich zu und
in dem Moment, als er nach mir greifen und mich pflöcken will,
gelingt es mir endlich, ihn in die panikartige Flucht zu schlagen.
Wenn er sich vor mir nicht verbeugen kann, dann soll er wenigstens
Angst erleiden, ähnlich wie bei Liam damals.
    Und
es dauert keine fünf Sekunden bis er sich in seine Rabengestalt
verwandelt hat und davon fliegt. Verdutzt bleibt der Ventrue stehen
und schaut irritiert dem Vogel hinterher. Ich hatte meine Drohung
sehr leise ausgesprochen, so dass er es nicht mitbekommen hat.
    Doch
besinnt er sich wieder relativ schnell auf sein Ziel, auf mich. Der
Mann packt mich am Mantelkragen und versucht mich jetzt allein und
nach Katharina schreiend in den Wagen zu hieven. Ich wehre mich
natürlich, schlage ihm die Brille von der Nase und mit einem Klirren
zerspringen die Gläser auf dem Pflaster. Er sieht mich zornig an und
reißt mich an sich, er versucht mich zu beißen. Das wäre mein
endgültiges Aus, denn ich würde die Kontrolle über mich verlieren.
    Und
ich verstehe nicht, wie mir geschieht, als sich plötzlich zwei Hände
zwischen unsere Köpfe manövrieren, sich auf sein Gesicht legen und
mit plötzlich wachsenden Klauen sein Gesicht zerschneiden. Ich zucke
zurück, pure Angst steckt mir in den Knochen. Er schreit wie am
Spieß, lässt mich fallen, hält sich die eigene Hände vor das
blutüberströmte Gesicht und taumelt nach hinten. Der Attentäter
bewegt sich sehr schnell, ich nehme nur Umrisse war, höre wie die
Tür des Lieferwagens aufgeht, wie Katharinas Schreie ersticken und
erkenne undeutlich, wie die Person wieder auf mich zukommt. Plötzlich
erkenne ich ein Gesicht vor mir, eine Frau, eine dunkelhäutige Frau.
Sie packt mich und wirft mich auf die Ladefläche des Lieferwagens.
Ich spüre wie meine Beine unterhalb meiner Knie etwas unbeholfen in
ihren kaputten Gelenken wackeln. Schmerzen, die bei mir den Wunsch
auslösen niemals Beine gehabt zu haben.
    „Mein
Aktenkoffer!“, schreie ich ihr aber noch entgegen, immer noch
voller Angst, man könnte Informationen aus ihm lesen, als ich ein
genervtes Raunen höre und mit einem kräftigen Schwung der
Aktenkoffer neben mir in den Innenraum knallt.
    Sie
steigt vorne auf den Fahrersitz und wir fahren davon.
    „Trottel!
Dummer Trottel!”, schreit sie zu mir nach hinten. Ich bin mir nicht
ganz sicher, ob sie mich gerettet oder entführt hat.
    „Wer
sind Sie?”.
    „Wer
ich bin, wer ich bin...das ist doch scheißegal, oder? Du benimmst
dich wie das letzte Opfer. Hast du denn nie gelernt dich zu
beschützen?”, ihre Stimme klingt wirklich erzürnt und aus ihrem
Dialekt würde ich deuten, dass Deutsch nicht ihre Muttersprache ist.
Viel eher erkenne ich einen ausgeprägten amerikanischen
Südstaaten-Slang. Grob haut sie mit ihrer Hand auf das Lenkrad und
flucht laut vor sich hin. Während sie so abgelenkt ist, versuche ich
weiter meine Wunden zu heilen, aber es will mir an den Knien einfach
nicht gelingen. Und mit Bitterkeit erinnere ich mich an die
furchtbaren und schwerheilbaren Wunden, die Vanessa damals gerissen
hat. Ich werde sobald nicht laufen können.
    „Wo
bringen Sie mich hin?”.
    „Jetzt
hör mal zu. Wegen dir musste ich mich gerade mit Camarillablut
besudeln. Und zwar nicht, weil es ein Großangriff war, sondern weil
du, Ex-Camarillamitglied und auch noch aus der Frankfurter Domäne,
denkst, du könntest hier ganz allein durch die Gegend spazieren.“,
sie fängt richtiggehend an zu schreien und ich mache mir Sorgen, ob
sie überhaupt noch den Straßenverkehr im Auge hat. Sie schlägt
sich mit der flachen Hand an die Stirn und fährt fort
    „Das
muss man sich mal vorstellen. Wie lange ist es her, hä? Acht Monate,
neun?”.
    „Sechs
Monate.”, antworte ich.
    „Sechs
verschissene Monate und du latscht durch deine alte Domäne als wäre
nix passiert!”.
    „Ich
muss trotzdem wissen, wohin Sie mich bringen, auch wenn Sie mich
anscheinend für verblödet halten.”. Sie knurrt kurz leise, rauft
sich durch das Haar und sagt
    „Wir
fahren zu einem kleinen Außenposten, ich kann keine größeren
Anlaufstellen gefährden, wer weiß womit die Karre bestückt ist.“
und haut wie zur Verdeutlichung fest gegen das Autodach. Und selbst
aus meiner Position erkenne ich die Delle, die sie damit

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