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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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verursacht
hat.
    Ich
entscheide mich dafür sie lieber nicht weiter zu befragen, bevor sie
noch ganz die Beherrschung verliert. Ich taste in meiner Manteltasche
nach meinem Smartphone und fühle gleich, dass es in mehrere
Einzelteile zersprungen ist. Irgendwie muss ich meinem Rudel Meldung
machen, was mit mir passiert ist. Und ich bin mir immer noch nicht
sicher, ob meine Rettung durch sie wirklich gut für mich ist.
    Sie
rast auf die Autobahn und ich erkenne, dass wir die Frankfurter
Innenstadt verlassen. Gleichmäßig dröhnt das Fahrgeräusch des
Lieferwagens in meinen Ohren und ich nutze diese kurze Ruhe, um über
meine Situation nachzudenken. Mehr als offensichtlich jagt mich die
Camarilla. Meine letzte Tat, die Ermordung meines respektlosen Kindes
Liam, hat das Fass wohl zum Überlaufen gebracht. Und wie haben sie
von Marlene erfahren? Sicher haben sie mein Haus untersucht, meine
letzten Schritte in der Domäne rekapituliert und so ihre Schlüsse
gezogen. Ich kann nur hoffen, dass dieser Umstand meine Arbeit als
Menschenkontakt nicht zu sehr einengt.
    Wenn
ich diesen Dienst nicht mehr erfüllen kann, darf ich dann dennoch in
Sophias Rudel bleiben?
    Ich
denke lieber nicht weiter darüber nach. Ächzend versuche ich mich
in eine angenehmere Sitzposition zu verfrachten, um den auftretenden
Fliehkräften durch ihren Fahrstil nicht ganz so ausgesetzt zu sein.
Eine Blutlache hat sich bereits unter mir gebildet und ich habe im
Kampf viel Energie eingesetzt. Ich fühle mich erschöpft.
    Plötzlich
fährt sie von der Autobahn ab, auf einen kleinen Rastplatz mitten im
Nirgendwo. Keine elektrische Beleuchtung und keine anderen Personen
sind zu sehen. Ich werde nervös.
    Sie
bremst scharf, steigt aus und geht um den Wagen herum. Sie reißt die
Schiebetür auf und sagt, sichtlich konzentriert nicht zu aggressiv
mit mir zu reden
    „So,
wir steigen jetzt um.”. Ich sehe an mir herunter und deute damit
an, dass ich wohl nicht umsteigen werde. Sie rollte mit den Augen und
antwortet auf meinen Blick
    „Schon
gut, schon gut...”. Sie beugt sich zu mir herunter, ich greife
schnell nach meinem Aktenkoffer, dann führt sie ihre Arme unter mich
und hebt mich aus dem Lieferwagen heraus. Mein lautes,
schmerzerfülltes Aufjammern quittiert sie mit
    „Jetzt
hab dich nicht so, das wächst wieder zusammen.”. Es ist mir
unsagbar peinlich, dass sie mich tragen muss und ich bin froh, dass
wir keinerlei weitere Zuschauer haben. Sie trägt mich zu einem
kleinen, etwas abseits stehenden Wagen. Sie öffnet die Beifahrertür
und wuchtet mich hinein und ich spüre nur, wie sich eine weitere
Sehne in meinem linken Knie schmerzhaft löst. Manchmal verfluche ich
es, dass wir ab einem bestimmten Schmerzlevel nicht ohnmächtig
werden können wie Menschen. Sie schlägt die Beifahrertür laut zu
und im Seitenspiegel erkenne ich, wie sie zum Kofferraum des
Kleinwagens geht und etwas herausholt. Immer wieder hämmert sich die
Dringlichkeit, meinem Rudel Bescheid zu geben, in meine Gedanken.
Doch ich kann es momentan nicht ändern.
    Ich
erschrecke fürchterlich, als der Lieferwagen hinter mir plötzlich
in Flammen aufgeht. Im ersten Moment zieht sich mein Körper
reflexartig zusammen, um im Notfall flüchten zu können. Ein
Feuerreflex, der ganz eindeutig meinem inneren Tier geschuldet ist.
Doch dieser Reflex betrifft auch schmerzhaft meine Beine und meine
Sicht verschwimmt leicht vor Schmerz. Schwungvoll setzt sie sich
neben mich auf den Fahrersitz, startet den Wagen und einen Augenblick
später sind wir wieder auf der Autobahn. Ich starre eine Weile auf
die immer wiederkehrenden Linien des Asphalts und beschließe es
erneut zu versuchen, sie zu befragen.
    „Wer
sind Sie?”. Ich merke wie sie einen kurzen abschätzenden Blick auf
mich richtet, doch ich blicke weiter geradeaus.
    „Du
kannst mich Sam nennen.”.
    „Gut,
Sam, wo bringst du mich hin?”.
    „Das
habe ich dir doch schon erklärt, hörst du denn nicht zu?”.
    „Ich
meine wo genau... und gibt es dort ein Telefon? Ich muss dringend
telefonieren.”.
    „Wenn
wir da sind, kannst du mein Handy benutzen, ich weiß schon, wen du
anrufen willst.”. Mit einem fragenden Blick betrachte ich sie kurz,
wer ist sie nur?
    „Wieso
warst du da? Verfolgst du mich?”.
    „Das
kann man so sagen. Ich passe auf dich auf... warum hat man ja
gesehen.”. Ich seufze kurz leise und bin von ihren dauernden
Anschuldigungen etwas genervt.
    „Und
wieso passt du auf mich auf?”.
    „Weil
ich dafür bezahlt

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