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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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sie
zwinkernd.
    „Was
ist mit dir, mit deiner Geschichte?“.
    „Nun,
es würde etwas dauern dir alles nahtlos berichten zu können, aber
ich kann es ja ein wenig herunterkürzen. Und dir vielleicht auch
erklären, warum ich so aussehe, wie ich aussehe.“.
    „Ja,
ich bitte darum.“.
    „Ich
habe meinen Erzeuger in einer Anstalt für Schwererziehbare
kennengelernt. Meine Eltern hatten wohl etwas Probleme mit einem so
lebhaften Kind wie mir. Ich war ihnen wohl auch etwas zu grob und als
ich dann schließlich meinen kleinen Bruder die Treppe
heruntergeschubst habe und das Kindermädchen mit einem Messer
bedroht, hatten sie wohl keine Wahl. Ich fand Klaus gleich toll, er
hatte immer so witzige Einfälle und war der einzige Arzt, der mich
akzeptiert hat und nicht an mir rumdoktern wollte. Viele der anderen
Kinder fanden ihn unheimlich, aber ich habe mich auf seine Visite
gefreut. Eines Nachts bin ich dann aus dem Haus geschlichen, weil ich
die Leoniden sehen wollte.“.
    „Leoniden?“,
frage ich unterbrechend.
    „Das
sind Sternschnuppen, die im Sternzeichen des Löwen im August zur
Erde stürzen. Sie sind wunderschön und man hat dann so viele
Wünsche frei.“. Sie lächelt glücklich und umschlingt Anton
fester.
    „Jedenfalls
bin ich auf einen Baum geklettert, habe mich über die Aussicht
gefreut und den Nachthimmel lange bewundert. Doch beim Abstieg bin
ich weggerutscht und auf einen morschen, vorstehenden Ast gefallen.
Ich kann mich nicht an vieles erinnern, aber Klaus hat mir gesagt,
dass ich verblutet wäre, wenn er mich nicht gerettet hätte. In der
nächsten Nacht war ich schon sein Kind, seine Prinzessin.“ und sie
grinst breit über das ganze Gesicht.
    „Er
ist dann auch mit mir nach Nürnberg gegangen und hat mir alles
beigebracht. In mehreren Rudeln habe ich seit dem mitgewirkt und
viele kleine Gemeinheiten der Camarilla verhindert.“.
    „Ich
bin neugierig, Annemarie. Wie alt bist du wirklich?“.
    „Kannst
ja mal raten.“, ihre Beinchen beginnen wieder freudig in der Luft
hin und her zu baumeln.
    „Tja,
da Sophia meinte dreimal so alt wie ich, wäre die einfachste Antwort
einhundertzwanzig Jahre.“.
    „Nicht
ganz, einhundertzwölf Jahre, um genau zu sein. Aber ich weiß, und
auch Klaus hat es mir erklärt, dass mein Äußeres übernatürlich
menschlich wirkt und ich finde es herrlich zu atmen. Das hat dich
sicher auch bei unserer Begegnung verwirrt. Und mein Verhalten hat
sich nie zu diesem spießig erwachsenen Zustand geändert und ich bin
auch froh darum. Eine Zeitlang habe ich es als Erwachsene versucht,
ich kann ja auch anders aussehen, wenn ich will, weißt du? Aber es
war doch komisch, besonders wenn mich die Männer dann versuchen zu
bezirzen.“. Sie macht ein gespielt angeekeltes Gesicht und sagt
    „Mich
hat das nie interessiert und es wird wohl auch nie so sein. Klaus
meinte, dass liegt an der fehlenden hormonellen Entwicklung. Aber
gerade weil ich es nicht verstehe, frage ich gerne andere darüber
aus.“.
    „Ach
ja, erhältst du denn auf so intime Fragen auch Antworten?“.
    „Mal
ja, mal nein.“ und ihr sanftes Lachen bringt auch mich zum Lächeln.
Irgendwie ist sie mir sympathisch, verrückt, aber nett. Mir wird
aber auch ein kleines Problem bewusst.
    „Wie
soll ich dich denn meinen Kontakten vorstellen? Es macht keinen sehr
professionellen Eindruck seine kleine Tochter mit zu Geschäftstreffen
zu nehmen.“.
    „Das
ist wohl deiner Phantasie überlassen, Melville. Ich habe keine
Ahnung von Menschen, ich finde sie eher amüsant. Wie sie sich immer
über alles Sorgen machen, alles planen und organisieren, um am Ende
doch einfach nur zu sterben. Mit unerfüllten Wünschen und
Hoffnungen. Dabei haben sie immer nur ihren Träumen hinterhergejagt,
anstatt sie zu verwirklichen. Darum trinke auch nicht gerne von
Alten, es schmeckt immer so traurig.“.
    „Ach,
hast du eine Vorliebe für die mit deiner Körpergröße?“.
    „Du
bist, was du isst.“. Und ich muss laut über ihre Aussage lachen.
Wie verdammt Recht sie doch hat.

    „Reicht
euch die Hände und seht euch in die Augen.“. Wir sitzen beide bei
Elina in ihrem Privattempel im Kellergewölbe. Annemarie mir
gegenüber, auf den bekannten Sitzkissen. Elina trägt etwas
züchtigere Kleidung als zur Rudelvaulderie, sie wird uns auch
anleiten und nicht selbst teilnehmen. Ich reiche ihr meine Hände und
Annemarie greift fest nach ihnen.
    „Ihr
sollt fest beieinanderstehen und euch als Eins empfinden. Hadert
nicht mit eurem

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