Melville
anderen
Rudeln nicht sehr viel anders ist.“. Ich ziehe die Blätter hervor
und bin etwas abgelenkt.
„Naja,
so schmerzhaft kenne ich das bisher nicht.“.
„Ich
dachte, du warst schon in mehreren Gruppen. Das Ritual der Vaulderie
ist doch viel schmerzhafter.“. Ich lese oberflächlich die ersten
Anmerkungen, doch Annemaries Antwort lässt mich aufhorchen.
„Wieso
schmerzhafter? Man ritzt sich in die Hand, oder sonst wo hin, dann
sammelt man das Blut, trinkt und gut ist.“. Ich sehe sie fragend
an.
„Es
muss doch Herzblut gegeben werden, das ist ja dann wohl kein Schnitt
am Handgelenk.“. Sie wirkt etwas entgeistert.
„Herzblut?
Du meinst, ihr rammt euch da die Klinge in die Brust?“.
„Nein,
Elina stößt den Dolch hindurch, wir sagen dann die Formeln auf und
ertragen standhaft das notwendige Leid.“. Sie lacht und macht
gleichzeitig ein überraschtes Gesicht.
„Oh
je, nein, das ist nicht die normale Art, Melville. Elina ist ja echt
eine.“.
„Sie
wird ihre Gründe haben…“ und begreife, dass es wohl Elinas ganz
eigene Art ist, uns in dieser Form zu binden. Eine etwas grausame
Art, aber ich werde einen Teufel tun, ihre Methoden anzuzweifeln.
„Und?
Was steht drin?“, fragt Annemarie dann themenwechselnd. Ich blicke
wieder auf die Zettel.
„Nun
ja, wir haben einiges vor uns. Es sieht ganz danach aus, als ob es
langsam in die heiße Phase übergeht. Und…“, dann pfeife ich
kurz anerkennend aus, als ich den Plan langsam begreife und sage
weiter
„Wir
werden die Menschen dazu bringen, eine Meldung über den Fund einer
Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg in der Frankfurter Innenstadt
zu machen. Dann wird der Raum um das Elysium evakuiert werden, wobei
die Camarilla ihr Haus natürlich nicht verlassen wird. Und dann
schlagen wir zu. Das ist mal ein Plan! Gefällt mir.“.
„Wird
denn auch eine Bombe da sein?“.
„Das
steht hier nicht explizit, aber ich denke eigentlich nicht. Oder sie
sprengen das Elysium in die Luft.“. Obwohl ich das mehr ironisch
gemeint habe, wird mir klar, dass das durchaus ein effektiver Weg
sein kann.
„Und
du kennst dafür die richtigen Leute?“.
„Ich
denke doch. Der Polizeipräsident und der Bürgermeister müssen
dafür eingebunden werden. Wir brauchen einen medienfreien Raum. Der
Bereich muss so groß gewählt werden, dass die Fernsehteams keine
Einsicht erlangen.“. Und ich ziehe meinen bereitgestellten Laptop
zu mir, um die nötigen Emails verfassen zu können. Mein Einfluss
auf die Kontaktpersonen sollte noch ausreichend sein, damit sie mir
bereits morgen einen Termin einräumen, aber ich sollte eine erneute
Einwirkung auf sie einplanen. Ich fange an zu tippen und sie lässt
mich konzentriert arbeiten. Ich bemerke nur beiläufig, dass sie sich
erhebt und das Zimmer verlässt. Ich benötige einige Minuten, um die
Nachrichten absenden zu können und fahre den Rechner wieder
herunter. Sie werden mir zu dieser späten Stunde vermutlich nicht
mehr antworten. Ich studiere noch einmal die Pläne, denn ich werde
sie natürlich nicht mitnehmen. Zu fatal ist die Möglichkeit, dass
sie vor Ausübung in Camarilla Hände gelangen könnten. Ich packe
sie dann zurück in den Umschlag und gehe hinaus auf den Flur, um
Annemarie zu suchen. Ich kann ihre Stimme in der Entfernung hören
und gehe die Richtung. Sie scheint in der Nähe der Bediensteten
Zimmer zu sein.
„… ja,
Melville ist mein Papa. Er hat mich aus dem Bettchen gerissen und
dann tat es am Hals etwas weh und dann bin ich eingeschlafen.“. Da
steht sie und vor ihr kniet James, mein Butler. Er macht einen
schockierten Gesichtsausdruck, erhebt sich aber umgehend, als er mich
sieht.
„Annemarie!“,
sage ich streng. Was erzählt sie da meinem Butler nur? Er ist dem
Deutschen zwar noch nicht so mächtig, aber sicher hat er sie
verstanden.
„Da
ist er ja, Papa, Papa…“, sagt sie und stürmt auf mich zu. Sie
springt mir in die Arme und kurz habe ich Mühe das Gleichgewicht zu
behalten. Zu James gewandt sagt sie dann weiter
„Mama
war ganz blass und still, als ich sie das letzte Mal gesehen habe.
Papa Melville meint, dass sie jetzt an einem besseren Ort ist.“.
Auch wenn ich mir James Treue gewiss sein kann, wirkt er doch etwas
angewidert.
„Bist
du noch bei Trost, Annemarie?“. Sie kichert erst und drückt dann
ihr Gesicht in meine Seite vor anschwellendem Lachen. Auf Englisch
sage ich dann zu James
„Hören
Sie nicht auf das, was sie sagt. Ich habe sie nicht aus ihrem
Kinderbett
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