Melville
kampfunfähig machen?“, fragt Sergej nur Sophia, ohne den
Blick von mir abzuwenden. Sie geht auf mich zu und zu meiner Schande
bemerke ich, dass sie sich in ihre unverwundbare Schattengestalt
begibt, um mir näher kommen zu können. Ich hebe ergebend meine
Hände, ich hege keinen Groll und will meine Freunde natürlich auch
nicht angreifen. Das eben war nur… war… ich weiß es nicht.
Sie
weht förmlich an mich heran, ihre Umrisse nicht deutlich abgegrenzt
und ich fühle wie sich ihre kalte Hand an meine Wange legt.
„Nein,
Sergej. Das ist nicht nötig.“, antwortet sie, doch er bleibt
natürlich wachsam.
„Melville,
das war erstaunlich.“, flüstert sie in mein Ohr.
„Seit
wann kannst du das? Ich hatte ja keine Ahnung.“. Kurz erinnere ich
mich an die Szene in der Pathologie, an meinen toten Bruder und die
unerwünschten Krankenhausmitarbeiter.
„Bald
zwei Jahre…“, flüstere ich zurück. Ich sehe nur sie, ihre
Schwärze, beachte die anderen nicht. Ich habe etwas
Unaussprechliches getan. Ich habe meine Fähigkeiten gegen mein Rudel
angewendet.
"Warum
hast du das denn nicht gesagt, Liebster?“. Dass sie mich noch so
betitelt, beruhigt mich ungemein.
„Ich
wusste nicht, dass es etwas Besonderes ist.“.
„Oh
doch, das ist es. Du hast uns, du hast mich in die Knie gezwungen. Es
ist nur einer Besonderheit Sergejs zu verdanken, dass er dir
widerstehen konnte. Doch auch ohne Befehl hätten wir ihn für dich
getötet, einfach weil er dir nicht untergeben sein wollte.“. Ich
neige meinen Kopf, es klingt so furchtbar.
„Es
tut mir wahnsinnig leid, ich wollte das nicht. Ich… ich war nicht
hier, ich stand erhaben und mein Volk hat mich verehrt, mich
gefeiert…“.
„Das
waren wir, Melville.“. Ich schlucke schwer und schmecke die letzten
Reste des Ahn an meinen Zähnen. Trotz der Tat würde ich nicht
zögern, erneut von Einem zu trinken, zu verlockend ist der Geschmack
und zu befriedigt der Zustand des Tieres in mir. Endlich beginnt sie
wieder aus der geschützten Schattenhülle zu treten und auch die
anderen gehen näher an mich heran. Auch zu ihnen gewandt sage ich
lauter
„Es
tut mir sehr leid, Freunde, wirklich, ich wollte euch nicht zu etwas
zwingen. Meine Disziplin auf euch anzuwenden und euch so zu
beeinflussen ist unverzeihlich.“.
„Kein
Ahnenblut mehr für dich, Melville!“, sagt Elina ernst und ich sehe
sie an. Diesem Hochgenuss jetzt offiziell entsagen zu müssen bringt
meinen Dämon zwar gegen sie auf, aber ich antworte
„Ja,
das ist wohl besser.“. Gregori nickt zu dieser Feststellung und
Annemarie betrachtet mich mit schräggestelltem Kopf. Und plötzlich
fallen mir ihre Worte wieder ein.
„Wenn
ich es damit wieder besser machen kann, würde ich mich gerne zur
Erstürmung des Elysiums melden. Ihr sollt nicht denken, dass ich
zweifelhafte Gründe habe und dies hier vielleicht nur ein schlechter
Versuch war, euch anzugreifen…“ und ich rede zu Sophia gewandt
weiter
„Ich
erkenne die Wichtigen, kann sie verwahren, um sie als Gefangene für
politische Schachzüge bereitzuhalten. Ich will meinen Dienst
leisten, Sophia. Bitte gestatte es mir, meine Treue zum Sabbat zu
beweisen.“. Elina sagt im Hintergrund zwar
„Das
ist doch albern, Melville, niemand von uns wird sich dieser Gefahr…“,
doch Sophia sieht mich eingehend an. Sie nickt dann und unterbricht
Elina
„Ja,
Melville, du hast Recht. Und genau mit dieser Fähigkeit solltest du
vorangehen. Die Camarilla soll sich dir ebenso zu Füßen werfen und
dann sollen sie sich im Kampf um deine Anerkennung gegenseitig
zerfleischen. Du kannst sie befehligen und dirigieren. Du wirst sie
im Elysium in einem Raum zusammentreiben, die Unwichtigen, das weiche
Gezücht und dann kommen wir und säubern Frankfurt von dem
restlichen Schandfleck, der sich seit Jahrhunderten hier festgesetzt
hat.“. Sie legt dabei ihre rechte Hand an meine Brust und ich komme
nicht ohnehin zu bemerken, dass sie meine Präsentation meiner
Fähigkeiten in gewisser Art erregt hat. Ihre Stimme klingt noch
verführerischer als sonst schon und ihre Augen, stark und
dominierend, drücken doch eine gewisse Hingabe aus. Aber sie
beherrscht sich, natürlich, schließlich sind wir nicht allein.
Dann
dreht sie sich zu den anderen und sagt
„Packt
alles zusammen, vermengt die Aschereste mit dem Boden und dann fahren
wir nach Hause. Es ist vorbei und wir alle werden Melville keine
Vorwürfe machen. Es war auch von mir etwas unvorsichtig, trotz
seiner
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