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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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fragt Sophia
etwas erzürnt über diese sinnlose Frage zurück.
    „Nein,
verzeihen Sie, Frau Annikova.“.
    „Ich
habe von dieser Macht schon gehört, doch ich denke nicht, dass das
spielen mit den Gefühlen uns einen derartigen Vorteil verschaffen
kann, dass wir jetzt von den ursprünglichen Plänen ablassen
sollten.“, sagt ein uniformierter Mann herausfordernd, der weiter
hinten sitzt.
    „Wollen
Sie eine Kostprobe?“, fragt Sophia plötzlich lächelnd und mir
sackt der Magen in die Kniekehlen. Sie will doch nicht? Wenn etwas
schiefgeht? Der Mann lacht plötzlich laut und antwortet frech
    „Na,
wenn der junge Mann sich das zutraut.“.
    „Bitte,
ich kann das nicht nur auf gezielte Personen, es würde alle
Anwesenden betreffen.“, flüstere ich an Sophia gewandt.
    „Ich
weiß, Melville.“, sagt sie nur zurück. Ihr Vertrauen ehrt mich,
aber meine Selbstsicherheit ist nicht unendlich belastbar.
    Die
Gruppenführer sehen mich an, einige kreuzen die Arme vor der Brust,
ich höre jemanden leise auflachen und die zwei Frauen tuscheln
miteinander.
    „Lass
sie einfach nur niederknien oder vielleicht etwas tanzen, das sollte
ausreichen.“.
    „Und
du?“.
    „Ich
verlasse den Raum.“. Ich beuge mich ihrem Plan, ich bin schließlich
nur ihr Werkzeug.
    „Dann
viel Spaß, ich werde gleich zurückkehren und dann reden wir erneut
über die Planänderungen.“, sagt Sophia ihrem Konsortium
zugewandt, dann dreht sie sich herum und verlässt durch die große
Holztür den Raum. Hier stehe ich, allein, vor mir die ausführenden
Gewalten. Ich erhebe meine rechte Hand und beginne mich zu
konzentrieren. Sie blicken mich gebannt an, immer noch mit teils
frechem Grinsen auf den Lippen. Ich bringe mein frisch gestärktes
Blut in Wallung, doch ich merke, dass es gar nicht direkt mit meinem
Blut zusammenhängt, sondern dass es meinem Willen abverlangt wird,
mich über sie hinweg selbst zum Anführer zu machen. Die Spannung in
der Luft ist greifbar und ich dehne meine Willenskraft über den Raum
aus, für Sophia, für mich. Plötzlich sitzen sie da, steif und
aufrecht. Dann gehen die ersten drei zu Boden und nehmen eine
niedergestreckte Position ein, zwei weitere bleiben einfach nur
sitzen und starren mich an, nur einer schafft es, sich zu erheben.
    „Hören
Sie auf!“, sagt er, doch die anderen zischen ihn nur bedrohlich an.
Ich merke, wie auch er jede Sekunde gegen meine Präsenz ankämpfen
muss, bis schließlich auch er seine Courage aufgibt, sich demütig
niederkniet und mit der Hand auf seinem Herzen zu meinem Vasallen
wird. Und in diesem Moment wird mir die Bedeutung dieser Fähigkeit
auch erst richtig bewusst. Schwächere Kainiten werden grundsätzlich
keine Chance haben und die anderen einfach niedergeschrien werden.
Damals in Rom habe ich sie gegen Sabbatmitglieder angewandt, aber
beim Angriff von Noah und diesem abartigen Sonnenbrillen Ventrue
hatte ich meine eigene Abwehr anscheinend nicht der Situation
entsprechend gewählt. Hoffentlich wird das, sollte die Planänderung
akzeptiert werden, nicht auch im Elysium passieren. Ich fege meine
Bedenken aber vorerst beiseite und erinnere mich an Sophias Wunsch.
    „Tanzt
für mich!“, befehle ich und tatsächlich stehen sie alle auf und
jeder beginnt sich in einem ungehörten Rhythmus zu wiegen und zu
drehen. Ich muss fast Lachen, deutlich erkennt man hier die
zeitlichen Ursprünge der Anwesenden. Ein partnerloser Walzerschritt,
ein Charleston und andere Tänze erkenne ich wieder. Doch damit soll
es genug sein und mitten in ihren Bewegungen lasse ich von meiner
Macht ab. Augenblicklich bleiben Sie stehen und sehen mich bestürzt
an. Der Mann in Uniform räuspert sich etwas und zieht seine Kleidung
wieder straff.
    „Ich
werde jetzt die Erzbischöfin zurückholen.“, sage ich und niemand
hat etwas dagegen. Es ist ihnen sehr peinlich, das sieht man ihren
Gesichtern an. Ich höre wie sie die Stühle rücken und wieder Platz
nehmen.
    Ich
öffne die Tür und will Sophia hereinholen, doch ich sehe sie erst
nicht. Sie tritt plötzlich und unerwartet aus einer unmerklichen
Tür, versteckt in den Holzpaneelen der Wand und grinst mich an.
    „Sehr
schön, Melville.“. Ich nicke ihr nur ergeben zu und warte, bis sie
den Raum wieder betreten hat, um anschließend die Tür wieder zu
verschließen.
    Keiner
der Anwesenden hat nun etwas dagegen, mich mit in den Plan
einzubinden. Und Sophia trägt ihnen auf, den neuen Umständen
entsprechend ihre zugehörigen Truppen anzuweisen. Sie

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