Melville
Schaukeln.“. Warm legen sich ihre Worte um mein Herz und ich
muss mich nicht zurückhalten.
„Dann
komm, Papa geht mit dir auf den Spielplatz.“.
„Fein.“.
Meine Hand fest haltend hüpft sie neben mir die Treppenstufen
herunter. Es ist laut, doch ich ermahne sie nicht, nicht heute.
Auf
der Straße laufend sehe ich zu ihr.
„Ich
muss dir nachher auch die Haare kämmen und die Zöpfe neu flechten,
du siehst ein wenig zerzaust aus, Töchterchen.“.
„Ja,
einen ganz großen Zopf und dann lackierst du mir noch die
Fingernägel. Und ich will Verstecken spielen.“.
„Da
kann ich nicht nein sagen.“. Mit lachender, besonders kindlich
klingender Stimme ruft sie dann laut in die Nacht
„Schaukeln!
Schaukeln!“, reißt sich von meiner Hand los und rennt auf den
Eingang des Spielplatzes zu. Auch ich renne plötzlich und folge ihr,
angetrieben von dem Gedanken, dass ein guter Vater sein Kind nicht
allein vorgehen lässt.
Mit
einem Satz springt sie in die Buddelkiste und hinterlässt tiefe
Spuren im Sand. Sie bringt mich damit zum Lachen und sie freut sich
wohl darüber. Dann rennt sie zur großen Schaukel, legt den Rucksack
zur Seite, wirft sich förmlich auf die Sitzfläche und ruft
„Anschubsen,
Papa!“. Ich stelle mich hinter sie und lege meine Hände an ihren
Rücken. Ich fange erst mit kleinen Stößen an, doch sie ruft weiter
„Fester!
Fester!“ und ich folge ihrem Wunsch. Und bald schon schwingt sie
soweit auf, dass sie sogar mich im höchsten Punkt überragt. Ich
lasse sie dann eine Weile hin und her pendeln, nur um ihr dann wieder
einen kräftigen Schwung mitzugeben. Sie jauchzt vergnügt und es
lenkt mich von den morgigen Plänen ab. Eine ganze Weile gebe ich
mich diesem Spiel hin, bis sie dann plötzlich mit den Füßen
abbremst, zum Rucksack geht und die Wasserpistole hervorholt.
„Halt
mal.“, sagt sie und greift auch noch eine kleine Wasserflasche, die
sie wohl vorsorglich im Rucksack verstaut hat und öffnet sie. Ich
schnipse den kleinen Stutzen auf und vorsichtig füllt sie die
Pistole bis oben hin. Dann schließt sie den Deckel wieder und
streckt ihre Hand aus. Ich gebe sie ihr, auch wenn ich weiß, was
folgen wird. Doch genau das ist ja wohl das Ziel. Und kaum hat sie
sie, trifft mich der erste Spritzer im Gesicht.
„Wääh!“,
rufe ich gespielt erschrocken und laufe vor ihr davon über den
Spielplatz. Sie hinter mir her und immer wieder fühle ich das Wasser
auf mein Hemd treffen. Ich verstecke mich hinter dem Klettergerüst
oder den Wippen, doch sie ist wirklich verdammt schnell und wendig.
Und beide lachen wir in die dunkle Nacht hinein, als wäre es das
Natürlichste der Welt. Als die Wasserpistole leer ist und sie sie im
Rennen zum Rucksack wirft, schreit sie
„Ich
krieg dich, Papa.“. Ich weiche ihr zwar immer wieder aus, doch im
Sandkasten rutsche ich mit den glatten Sohlen etwas weg und lande
schließlich auf meinem Hintern. Lange habe ich schon nicht mehr so
herzlich gelacht, vor allem nicht über mich selbst. Sie rutscht zu
mir in meine Arme und hält mich schließlich fest.
„Ich
hab dich lieb, Papa.“.
„Ich
dich auch, mein Kind.“, doch bevor die Szene in vollkommene
Sentimentalität abrutschen kann, zerrt sie an meinem Arm und sagt
„Komm,
jetzt gehen wir wieder hoch und du machst meine Haare.“.
„Und
die Fingernägel.“, merke ich an und sie lächelt mir zwinkernd zu.
Bis
kurz vor zwei Uhr widme ich mich ganz ihrer Pflege. Durchkämme
gewissenhaft minutenlang ihr Haar. Muss mehre Anläufe nehmen ihr
Haar einigermaßen zu flechten, ich habe das zuvor noch nie gemacht
und es sieht eigentlich auch schlimmer aus als vorher, doch sie
betrachtet sich im Spiegel und findet es ganz toll. Mit rosafarbenem
Nagellack aus ihrem Koffer färbe ich hochkonzentriert ihre kleinen
Nägel und erlaube es sogar, dass sie meinen rechten kleinen
Fingernagel bemalt.
„Das
soll dir Glück bringen, Papa.“, sagt sie und ich beschließe auch,
ihn nicht zu entfernen. Zum Verstecken spielen schaffen wir es gar
nicht mehr, da erinnert mich die Uhr an andere Termine.
„Gib
mir den Gutschein, Papa.“, sagt sie am Ende und ich hole ihn aus
meinem Zimmer. Mit einem kleinen Stempel in Form einer Sonne, setzt
sie einen Abdruck auf das Papier.
„Jetzt
hast du noch sechs Nächte, obwohl, eigentlich war das ja nur eine
halbe Nacht.“.
„Ist
schon gut. Danke, Annemarie, dass du meinem Wahnsinn so Freiheit
gibst.“.
„Ich
mag Wahnsinn.“, antwortet sie grinsend und
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