Melville
obwohl es mir auf der Seele brennt, um was es genau geht, wenn
sogar Rufus so reagiert. Ist das mein möglicher Rettungsweg aus
diesem elenden Bündnis mit Rufus? Ich kann es nur hoffen.
Es
wird verhalten getanzt und gelacht. Blut in Gläsern wird gereicht,
wobei Benedict und ich natürlich immer dankend ablehnen. Einige
meines Clans treten vereinzelt an mich heran und gratulieren mir.
Doch niemand, der mir wirklich wichtig wäre. Die Primogene sind
nicht weiter anzutreffen und haben sich sicherlich bereits in ihre
Räumlichkeiten zurückgezogen oder das Elysium ganz verlassen. Und
aufgrund der kultiviert höfischen, aber auch oberflächlichen Art
dieser Feier, verstehe ich nun, warum Benedict sie eher meidet. Ich
fühle mich selbst auch nicht besonders wohl. Es gleicht eher einer
Zurschaustellung als wirklicher Lust am Zelebrieren. Benedicts
Veranstaltungen damals waren eher nach meinem Geschmack, als dieser
ganze Prunk und die sich permanent auf die Wangen küssenden
Schausteller von Etikette und Banalität. Und als wir uns nach zwei
Stunden wieder auf den Weg machen, bin ich froh, dass ich nicht die
ganze Nacht dort verbringen muss. Zum Glück wird das von Ventrue wie
mir auch nicht erwartet.
Klüngeldienst
Ich
schreibe gerade mehreren Immobilienmaklern eine Email, dass ich um
Angebote im Großraum London bitte, als Benedict, umgezogen und nur
Stoffhose und Hemd tragend in mein Zimmer tritt.
„So,
du hast sicher Fragen, jetzt kann ich sie dir beantworten.”. Ich
erkenne, dass er sich geduscht hat, sein Haar ist noch leicht feucht
und es riecht angenehm nach seinem Duschgel. Ein Überbleibsel meiner
Ghulzeit, dass ich seine Düfte immer als wohlig empfinde. Ich drehe
mich auf meinem Stuhl zu ihm und er setzt sich auf mein Bett.
„Wir
können auch im Wohnzimmer reden... oder in deinem Büro.”.
„Ist
schon in Ordnung, Melville, ich kann auch einfach mal bei dir sitzen.
Ich sehe, du suchst bereits nach Häusern?”.
„Ja,
das tue ich, du wolltest doch, dass es möglichst schnell geht.”.
„Du
bist wirklich immer sehr strebsam alle Aufgaben sofort zu erledigen.
Wir sind doch gerade erst seit einer Stunde zurück, Melville. Wenn
du so schnell bist, muss ich wohl doch schon sofort mein Geschenk
holen.”. Er erhebt sich bereits und geht zur Tür, als ich noch
einmal nachfrage
„Ein
Geschenk? ... Das ist doch nicht...“ und er unterbricht mich und
sagt
„Doch,
das ist es, Melville. Ein Erzeuger gibt seinem Küken nach der
Ernennung zum Neugeborenen eine Mitgift mit auf den Weg, damit ihm
sein Start erleichtert wird und der Erfolg somit sicherer ist. Doch
ich will es dir nicht nur geben, weil es der Tradition entspricht,
sondern auch, weil ich es will. Also wirst du es annehmen.”. Und
bevor ich noch etwas dazu sagen kann, verlässt er mein Zimmer und
kehrt nach einiger Zeit mit einem Umschlag in der Hand zu mir zurück.
Ich
erhebe mich und sehe ihm dankbar in die Augen.
„Das
ist für dich, Melville, ich möchte, dass du weißt, dass du dich
auf mich verlassen kannst. Du bist mein Kind und ich werde zu dir
stehen, wenn du dich an dein Versprechen hältst.”. Er reicht mir
den Umschlag und ich nehme ihn entgegen. Ich fühle, dass etwas
Schweres in ihm ist.
„Danke,
Benedict.”. Zögerlich öffne ich ihn und sehe hinein. Es sind zwei
Schlüssel und ich blicke ihn fragend an.
„Das
sind die Schlüssel zu einem Haus in South Kensington. Ich habe
dieses Haus geerbt, als meine Eltern starben. Ich kann es nicht
nutzen, zu viele alte Erinnerungen hängen daran, aber es würde mich
sehr freuen, wenn du dort einziehen würdest und es wieder mit Leben
füllst... nun ja, untotes Leben.”, er lacht leise über seine
Worte. Ich kann es nicht wirklich glauben, dass mir Benedict ein Haus
schenken will, das seiner Familie als Mensch gehörte. Verdutzt halte
ich den Umschlag und weiß nicht, was ich sagen soll. Er vermutet
vielleicht, dass ich etwas dagegen haben könnte und fügt an
„Du
kannst es natürlich komplett umgestalten, den alten Muff austreiben
und moderne Akzente setzen. Ich würde mich nur freuen, wenn du es
nicht abreißen lässt.”, er sucht meinen Blick und damit ich ihn
nicht vollkommen wortlos dastehen lasse, sage ich
„Ich
weiß nicht, was ich sagen soll, Benedict... das ist so...”, ich
muss kurz schwer schlucken.
„Das
ist das schönste Geschenk, das mir je jemand gemacht hat. Ich danke
dir, Benedict, ich werde das Haus pflegen und hegen.“ und nun bin
ich es, der die
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