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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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er ruft uns einzeln auf, gratuliert mit einem
Händeschlag und ändert dann mit Unterschrift und Stempeleintrag den
Status in der laufenden Akte. Es wirkt auf mich etwas altertümlich
und ich kann nur hoffen, dass sämtliche Daten auch in digitaler Form
vorliegen. Danach tritt der jeweils zugehörige Primogen zu dem
frisch ernannten Neonatus und berichtet einen kleinen Schwenk aus der
Kükenphase desjenigen und warum er jetzt ein wichtiger Teil der
Domäne sein kann. Es sind zwei Toreador darunter, so dass der
Primogen dieser beiden zweimal vortritt. Ich muss kurz schlucken und
mir wird bange vor dem, was Mr von Hohentannen wohl zu mir zu sagen
hat. Ich bin der letzte in der Reihe und immer wieder suche ich mit
meinem Blick den von Benedict. Ich fühle mich wieder, als wäre ich
sechs Jahre alt und gleich erhalte ich meine Schultüte und die
ersten Hausaufgaben.
    „Mr
Melville Conelly Lancaster...”, sagt der Senegal laut, ich trete zu
ihm. Er reicht mir die Hand, gratuliert mir, wie den anderen auch und
ändert meinen Eintrag. Dann sehe ich aus dem Augenwinkel, wie mein
Primogen mit festem Schritt auf mich zugeht. Auch er reicht mir die
Hand, die ich erst zögerlich greife, aber trotzdem schließlich
seinen männlich kräftigen Händedruck erwidere. Er stellt sich
neben mich und beginnt zu sprechen.
    „Mr
Lancaster ist, seit seiner Zeugung zum Küken, ein standhaftes und
erfolgversprechendes Mitglied des Clans der Ventrue. Er befolgt stets
alle Anweisungen und setzt diese auch äußerst enthusiastisch und
voller Tatendrang um...”, ich kann mir schon denken worauf er
anspielt.
    „.Er
hat es geschafft, die strenge Schule der Könige mit Bravur in
weniger als drei Jahren zu absolvieren und wird somit nun, direkt
nach seiner Ernennung, als Klüngeldienstler seine Arbeit für die
Domäne weiter ausbauen. Ich wünsche Mr Lancaster viel Erfolg für
seinen weiteren Werdegang und weiß, dass er seinem Clan keine
Schande machen wird.”. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das
wirklich gute oder schlechte Worte waren. Und was hat er gesagt,
Klüngeldienstler? Was bedeutet das? Ich frage natürlich nicht nach,
sondern hebe mir diese Frage für Benedict auf, aber es überrascht
mich etwas, dass meine folgende Tätigkeit hier im großen Rahmen so
verkündet wurde. Das Publikum applaudiert angemessen und Mr von
Hohentannen stellt sich wieder an den Rand.
    „Ich
wünsche allen frisch Neugeborenen nur das Beste, auch im Namen von
Ms Youngfield. Der öffentliche Teil ist damit beendet, bitte fühlen
Sie sich doch alle so frei, noch etwas gemeinsam diese Ehrung zu
feiern.“, sagt Mr Matherson, verbeugt sich leicht und macht sich
dann auch bereits auf den Weg runter von der Bühne. Ich bin jetzt
Neugeborener, Neonatus. Doch ich fühle mich so gar nicht anders.
    Die
Zuschauer erheben sich und strömen sofort zu den Gefeierten. Ich
erkenne, dass Benedict nicht gleich zu mir kommt, sondern vorher die
Aufmerksamkeit von unserem Primogen sucht. Er schüttelt ihm kurz die
Hand und verbeugt sich ergeben, Benedict wirkt so erleichtert und es
verwirrt mich ein wenig. Und während ich meinen Erzeuger so genau
beobachte, bemerke ich nicht, dass Rufus auf mich zugeht. Ich höre
seine leicht verärgerte Stimme, die aber sagt
    „Ich
gratuliere, Melville... Klüngeldienst, wer hätte das gedacht?”,
die Frage wirkt zwar eher rhetorisch, aber ich antworte
    „Danke
Rufus, aber ich bin mir noch nicht einmal sicher, was das genau
bedeutet.”. Er lacht kurz etwas gehässig auf und sagt mit einem
beißenden Unterton
    „Neonatus
und trotzdem keine Ahnung, dass hätte ich von Benedict nicht
erwartet.”. Dann dreht er sich um und lässt mich stehen und seine
etwas verletzende Art mir eben mitzuteilen, dass ich schlecht
unterrichtet worden bin, überrascht mich. Er war doch sonst immer so
zuvorkommend.

    „Bist
du bereit für deine erste größere Feier?”, Benedict steht
plötzlich neben mir und beginnt mich von der Bühne zu leiten.
    „Was
meinte Mr von Hohentannen mit Klüngeldienst, Benedict? Was kommt da
auf mich zu?”. Er schüttelt nur kurz den Kopf und sagt
    „Das
erkläre ich dir später. Es war noch nicht wirklich entschieden, ob
es klappt, deswegen habe ich dir noch nichts gesagt. Aber jetzt
genieße doch erst einmal deine eigenen Feierlichkeiten, vor einigen
Wochen noch hast du mich ja quasi um die Teilnahme an so einer
Veranstaltung gebeten.”.
    Und
wie er es möchte, belästige ich ihn nicht weiter mit Fragen dieser
Natur,

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