Melville
deine Befürchtungen, doch ich denke, ich kann dir keine
Hoffnung machen. Der Klüngeldienst ist äußerst dynamisch und
zeitraubend. Du wirst kaum andere feste Termine vereinbaren oder
einhalten können. Ich empfehle dir, dass du für eine unbestimmte
Zeit eine fähige Ersatzführungskraft findest, die für dich dein
Unternehmen leitet. Sonst bleibt dir nur der Verkauf von ‘Lancaster
Ltd’, um einen allzu großen Werteverlust zu verhindern.”. Dieser
Gedanke erfreut mich nicht wirklich, aber sicher hat er Recht.
„Dann
werde ich einen kompetenten Vertreter suchen müssen. Wird man denn
für den Klüngeldienst entlohnt?”. Er lächelt leicht und sagt
„Nicht
in dem Maße, wie du es gewohnt bist. Wöchentlich werden 1500£
ausgezahlt, nicht mehr und nicht weniger. Wenn es Nächte geben
sollte, an denen dein Klüngel nicht aktiv ist, wird von dir
erwartet, dass du es Mr Matherson mitteilst und die Summe dann
angepasst wird.”. Das ist natürlich bitter, so wenig Geld kann
nicht einmal meine Nebenausgaben decken. Zum Glück habe ich in den
letzten Jahren so gut wie kein Geld ausgegeben und habe genug
angespart, um noch auf Jahre hinaus sicher mein Niveau halten zu
können.
„Ich
werde mich dann in die Unterlagen einlesen, Benedict. Danke.”.
„Gerne
und vergiss nicht, in zwei Stunden musst du im Clanshaus sein, du
wirst dann bereits erwartet.”. Ich erhebe mich wieder und
verabschiede mich respektvoll von Benedict.
In
meinem Zimmer setze ich mich an meinen Tisch und beginne damit, die
Ordner zu lesen.
Name:
Andrew Buchanan
Status:
Neonatus
Erzeuger:
-
Zeugungsdatum:
2001
Zeugungsdomäne:
Swansea*
Aktuelle
Anschrift: Brujah Wohnheim Kings Cross, Apt. 7
Telefonnummer:
85669327
Beschäftigung:
Verwaltung Brujah Clan
Erster
Klüngeldienst: -
Gelernter
Beruf: Pädagoge, Geschichte, Englisch
Warum
war an dem Ort ‘Swansea’ ein Sternchen vermerkt? Es gibt keine
weitere Erörterung dazu. Im Anhang findet sich noch ein Foto von
ihm. Er trägt einen rotbraunen Vollbart, ist eher mittelmäßig
gekleidet und wirkt ziemlich passend zu seinem gelernten Beruf. Er
ist hübsch anzusehen, aber man muss diesen Stil auch erst einmal
akzeptieren können. Ich nehme mir die andere Akte und bin über die
lückenhafte Aufzählung doch etwas erstaunt.
Name:
Vanessa Miller
Status:
City Gangrel
Erzeuger:
-
Zeugungsdatum:
2004
Zeugungsdomäne:
-
Aktuelle
Anschrift: Castlehaven Rd. 15
Telefonnummer:
-
Beschäftigung:
Ansprechpartner: Primogen Summers
Erster
Klüngeldienst: -
Gelernter
Beruf: -
Es
gibt nicht einmal ein Foto. Und warum extra darauf hingewiesen wird,
dass sie eine stadtbewohnende Gangrel ist, ist mir auch etwas
schleierhaft. Als ob das die fehlende Statusangabe ersetzen könnte.
Ich
klappe beide Ordner wieder zu. Irgendwie sind diese Informationen
nicht gerade befriedigend und ich frage mich, ob ein Klüngel immer
so locker zusammengestellt ist? Gibt es immer jemanden, der im ersten
Moment fragwürdig erscheint? Und das tut diese Ms Miller auf jeden
Fall. Vielleicht kann ich von meinem Primogen zu ihr noch einige
Informationen erhalten. Ich hoffe doch jedenfalls.
Ich
betrete das Büro von Mr von Hohentannen. Es liegt im obersten Stock
unseres architektonisch herausragenden Clanshauses und bietet eine
wunderbare Weitsicht auf die nächtliche Skyline von London. Sein
Reich ist eher in dunklen und gedeckten Farben gehalten und es gibt
viele Bilder an den Wänden, die ihn mit führenden Persönlichkeiten
an der Seite zeigen. Anhand der Gesichter würde ich auf eine Zeit
zwischen den Fünfzigern und den Siebzigern tippen. Er steht, mit dem
Rücken zu mir gewandt, an der großen Fensterfront und betrachtet
diese pulsierende Großstadt, die ich mittlerweile sehr ins Herz
geschlossen habe.
„Verzeihen
Sie, Mr von Hohentannen?”.
„Sie
sprechen es falsch aus, Mr Lancaster, das erste ‘e’ ist nicht
stumm.”.
„Verzeihen
Sie...”.
„Schon
gut, ich verstehe, dass es nicht in ihrem sprachlichen Verständnis
liegt, meinen Namen richtig zu betonen.”.
„Eigentlich
habe ich mehrere Jahre ‘Deutsch’ an der Universität von Bristol
belegt, mir fehlt nur etwas die Übung.”.
„Dann
sollten Sie sich schämen, Mr Lancaster.”, sagt er und dreht sich
mit einem Lachen im Gesicht zu mir um. Es fällt mir ein Stein vom
Herzen, dass er wohl guter Laune ist.
„Setzen
wir uns doch.”, er führt mich nicht zu seinem Schreibtisch,
sondern zu den Ohrenbackensessel die in einer Ecke, etwas
Weitere Kostenlose Bücher