Melville
antwortet
„Natürlich,
warum sonst?”. Ich seufze kurz und antworte
„1500₤
pro Woche, Nächte, in denen wir nicht arbeiten, werden abgezogen.”.
„Na,
das ist doch mal was... okay, wo morgen?”.
„Lancaster
Building, Upper Bank Street...”,
„Ja,
kenn ich, da hab ich mal demonstriert.“ und ein schelmisches
Grinsen legt sich auf ihr Gesicht und Erinnerungen scheinen sie zu
amüsieren. Sie verkörpert all das, was ich ablehne. Dennoch muss es
einen Grund geben, warum sie mir zugeteilt worden ist. Sie muss
einfach eine innere Begabung haben, die ihre Anwesenheit im
Klüngeldienst rechtfertigt.
„Zweiundzwanzig
Uhr, seien Sie pünktlich.”.
„Jetzt
mach dir mal nicht ins Hemd, ich schaff das schon.”.
„Haben
Sie vielleicht ein Mobiltelefon, mit dem ich Sie erreichen kann? Es
kann nicht sein, dass man immer hierher fahren muss, um Kontakt mit
Ihnen aufzunehmen.”. Sie streckt sich und spielt übertrieben, dass
sie nachdenken müsste.
„Ja,
kann sein. Hatte mal eins, aber ich glaube, das habe ich versetzt.”.
„Besorgen
Sie sich umgehend Eines, ich muss darauf bestehen.”.
„Ey,
ich kann Geld nicht scheißen!”, kontert sie plötzlich laut. Dann,
im nächsten Moment, wirkt sie wieder lethargisch wie vorher.
„Naja,
vielleicht kann ich Bronco fragen, ob er mir sein Altes gibt.”.
„Das
wäre sehr zuvorkommend von… Bronco. Sind das alles Menschen in
Ihrem... Haus?”,
„Ja,
warum?”, sie sieht mich fragend an.
„Schon
gut, es ist nicht weiter wichtig. Morgen, zweiundzwanzig Uhr, ich
erwarte Sie.”. Ihre ganze Art, ihre Erscheinung, nervt mich
dermaßen, dass ich das Gespräch, für mich untypisch, verfrüht
abbreche. Ich steige aus und halte ihr die Tür auf. Sie zieht sich
über die Rücksitze ins Freie und sagt noch
„Schicke
Karre, wieviele Arbeiter haste dafür ausgebeutet?”, grinst mich
noch einmal schief an und geht dann, ohne auf eine Antwort von meiner
Seite zu warten, wieder in das Haus. Wenn mir eines klar ist, dann,
dass ich sie verabscheue.
Der erste Termin
In
etwa einer halben Stunde erwarte ich mein Klüngel zur ersten
Besprechung. Ich gebe das vorgefertigte Handout zum Druck und
kontrolliere noch einmal die einwandfreie Funktionsbereitschaft des
Beamers in meinem Büro. Ich stelle kleine metallene Namensschilder
auf und platziere Mr Buchanan und Ms Miller jeweils zu meiner Seite,
während ich natürlich am Kopf des Konferenztisches Platz nehmen
werde.
In
Gedanken gehe ich immer wieder meine kleine Ansprache durch, die den
beiden eine nahtlose Informationsaufnahme des Auftrages von Mr von
Hohentannen ermöglichen soll. Noch fehlt mir eindeutig die Ruhe, die
in Benedict haust, sicher durch seinen Erfahrungsschatz und seine
Weisheit erworben. So gehe ich immer wieder in meinem Büro auf und
ab und zupfe nervös an meiner Krawatte und meinen Hemdsärmeln.
Da
klingelt mein Telefon und der Empfang des Gebäudes wünscht mich zu
sprechen. Ich habe meine beiden Besucher natürlich angemeldet, aber
dennoch werde ich selbstverständlich informiert, bevor man sie nach
oben bringt.
„Mr
Lancaster, Mr Buchanan ist eingetroffen, dürfen wir Ihn nach oben in
Ihr Büro geleiten?”.
„Ich
bitte darum. Ms Miller ist noch nicht anwesend?”.
„Leider
nein, Mr Lancaster. Aber ich melde mich natürlich umgehend, sobald
sie eingetroffen ist.”.
„Lassen
Sie bei Ms Miller etwas Nachsicht walten und melden Sie sie nicht
gleich der Polizei, sie ist etwas eigenwillig.”.
„Ich
verstehe, Mr Lancaster. Ein Servicemitarbeiter wird Mr Buchanan jetzt
nach oben führen.”.
Ich
lege auf und freue mich über meine ersten folgenden Schritte als
Klüngelsprecher.
Es
klopft kurz an meiner Tür, ich stelle mich schnell an den
Konferenztisch und nehme eine ernste und überlegene Pose ein. Dann
öffnet sich die Tür und ich erkenne Mr Buchanan und einen
Angestellten meines Hauses, der sich aber bereits wieder zum
Schließen der Tür und zum Gehen wendet. Mr Buchanan tritt nur
zögerlich näher in den Raum und scheint sich ein wenig hilflos
umzusehen. Ich erkenne, dass er einen billigen und schlecht sitzenden
Anzug trägt. Gleichzeitig ist mir aber auch bewusst, dass ein Mann
mit seiner muskulösen Statur sicher nur maßgeschneiderte Anzüge
mit Würde tragen kann. Er sieht in meine Richtung und beginnt
schließlich etwas zügiger auf mich zu zugehen. Ich lächle ihn kühl
an und deute auf seinen, von mir ausgewählten Sitzplatz.
„Guten
Abend, Mr Lancaster, es ist mir
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