Melville
gerne stehe ich Ihnen mit meinem Wissen zur Seite. Dies
ist sicher auch meine Aufgabe, als Archivar und belesener Brujah
dieser Domäne. Sie können mich auch gerne nach Themen befragen,
falls Sie einmal Informationen benötigen.”.
„Ich
danke Ihnen, Mr Buchanan.“ und innerlich bin ich auch froh, dass er
augenscheinlich nichts gegen meinen sehr jungen Status hat. Wir
schweigen kurz, ich blicke auf die Uhr, Ms Miller ist bereits seit
zwanzig Minuten zu spät. Bevor ich dazu etwas sagen kann, spricht er
„Letzte
Woche... das ist wirklich sehr früh. Verzeihen Sie, ich möchte
nicht unhöflich wirken, aber...”.
„Ich
verstehe worauf Sie hinaus wollen. Sagen wir es so, meine
Eigenschaften sind wohl dazu prädestiniert im Klüngelumfeld ganz
ihre Entfaltung zu finden. Mein Primogen selbst hat dafür gesorgt
und ich habe natürlich nicht vor, dass er seine hohe Meinung und
Entscheidung bereuen wird. Ganz im Gegenteil.”. Wozu die wahren
Umstände genauer erörtern, wenn mich mein früher Klüngeleinsatz
auch durchaus im guten Licht dastehen lassen kann? Er nickt nur
wieder und wirkt auch leicht beeindruckt.
Demonstrativ
blicke ich erneut auf die Uhr und kommentiere diesmal
„Ms
Miller scheint nicht sehr zuverlässig zu sein. Leider kann ich Sie
auch nicht anrufen, da mir Ihre Nummer noch nicht bekannt ist. Hoffen
wir, dass Sie uns nicht zu lange warten lässt, sonst werden wir
nämlich ohne Sie beginnen.”.
„Sie
ist bestimmt gleich da, manchmal macht einem der Verkehr oder die
öffentlichen Verkehrsmittel einen Strich durch die Rechnung.”, er
verteidigt sie, obwohl er sie nicht kennt. Ein kurzes Gespräch kann
doch so viel verraten. Ein Pädagoge, weich und gutgläubig. Es wird
einfach für mich, ihn zu handhaben.
„Gewiss,
Mr Buchanan. Gewiss.”.
Zum
Glück klingelt in diesem Moment erneut mein Telefon. Wie erhofft,
die Empfangsdame.
„Mr
Lancaster, hier ist eine... Frau... die vorgibt Ms Miller zu sein.
Ich würde vorschlagen, Sie besehen sich die Person durch die
Überwachungskameras. Oh... bitte, verzeihen Sie...”, dann höre
ich, wie sie den Telefonhörer mit der Hand abdeckt, aber dennoch
kann ich verstehen, was Sie Ms Miller zu sagen hat.
„Hier
ist Rauchen strengstens untersagt, bitte machen Sie ihre Zigarette
aus.”, dann folgt ein leicht höhnisches Schnattern, sicher von
seitens Ms Miller und die Empfangsdame geht wieder an das Telefon.
„Es
tut mir sehr leid, Mr Lancaster. Ist dies wirklich Ms Miller?”. Ich
muss vor Erheiterung kurz lächeln, es ist wie in einem Hörspiel,
doch das Lächeln vergeht mir wieder schnell, denn schließlich ist
Ms Miller ja wegen mir hier.
„Ja,
Sie können Ms Miller zu mir hinauf bringen lassen. Ich hatte Sie ja
gewarnt... leider gibt es Umstände die meine Arbeit mit ihr
verlangen. Und bitte... sorgen Sie dafür, dass die Zigarettenasche
und der kleine Brandfleck entfernt werden.”.
„Woher
wissen Sie... ja, natürlich, Mr Lancaster.”. Damit ist das
Telefonat beendet und ich wende mich an meinen Gast.
„Ms
Miller ist auf dem Weg in mein Büro, dann können wir nun endlich
beginnen.”.
„Jawohl.“,
antwortet er knapp und erhebt sich, um sie gleich begrüßen zu
können. Wenn er wüsste, was ihn da erwartet.
Die
Tür öffnet sich und sofort stapft sie in mein Zimmer. Ihr Mund, der
beim Kaugummikauen offen steht, die abgetragene Kleidung, schwere
Stiefel. Ihr Haar ist wie zu Beginn verfilzt und bunt. Ich sehe zu Mr
Buchanan und erkenne kurz seinen zweifelnden Blick, den er aber
schnell und erstaunlicherweise sehr gut wieder verbirgt.
„Ms
Miller, schön, dass Sie endlich da sind. Wir warteten bereits auf
Sie.”.
„Jaja,
bla, bla, weißt du wie mies die Fahrzeiten nachts hierher sind?”,
sie geht stur auf den Tisch zu und setzt sich an das andere Kopfende.
Im ersten Moment hoffe ich, dass sie überhaupt lesen kann, aber dann
wird mir klar, dass sie ihr Namensschild sicher mit Absicht
übersieht. Wir setzen uns alle wieder hin und Mr Buchanan kann
seinen Blick nicht von ihr lösen, als könnte sie jederzeit
zuschnappen.
„Darf
ich Sie bekannt machen, Ms Miller”, ich deute auf sie und dann auf
ihn
„und
Mr Buchanan.”.
„Damit
eines gleich klar is, diese ganze Nachnamenscheiße mach ich nicht
mit. Ich bin Vanessa! Wie heißt ihr?”.
Ich
sehe zu Mr Buchanan und erwarte natürlich, dass er diese Frage
ignorieren wird, aber tatsächlich antwortet er
„Mein
Name ist Andrew.“ und als er mein angespanntes Gesicht
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