Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
Vom Netzwerk:
eigentlich
direkt mit Mr Buchanan gerechnet.
    „Lancaster
mein Name, kann ich bitte Mr Buchanan sprechen?”.
    „Wen?”.
    „Mr
Buchanan... Andrew Buchanan.”. Ich versuche mir meine leichte
Irritation nicht anmerken zu lassen.
    „Ach
so, Andrew... ja Moment...“ und dann schreit er laut, ohne den
Hörer abzudecken
    „Andrew!
Hier will wer mit dir reden! ... Nee, wohl von außerhalb...“. Dann
hört man die Geräusche der Übergabe des Telefonhörers und ich
höre seine weiche, dunkle Stimme und seinen walisischen Akzent.
    „Andrew
Buchanan, was kann ich für Sie tun?”.
    „Mein
Name ist Lancaster, ich melde mich, um Ihnen mitzuteilen, dass wir ab
morgen mit der Klüngelarbeit beginnen werden. Ich wollte Ihnen
mitteilen, wo wir uns treffen können.”.
    „Klüngel?”.
Anscheinend ist er nicht ganz so im Bilde wie ich.
    „Ja,
Mr von Hohentannen hat heute mit mir gesprochen, ich bin ihr
Klüngelsprecher. Sie sind einer von zwei weiteren Mitarbeitern an
meiner Seite.”. Wie kann er das nur nicht wissen?
    „Ich
verstehe. Verzeihen Sie, manchmal bekommt man Nachrichten hier unten
im Archiv nicht schnell zugestellt. Ich bin sehr froh, dass meine
Anfrage akzeptiert worden ist. Wann und wo soll ich morgen sein, Mr
Lancaster?”. Ein Lächeln überzieht meine Lippen.
Na bitte, es geht doch.
    „Ich
werde meine Geschäftsräume zur Verfügung stellen, kommen Sie doch
bitte um zweiundzwanzig Uhr in die Upper Bank Street. In das
Lancaster Building, ich werde Sie am Empfang vormerken, man wird Sie
dann zu den Seminarräumen bringen.”. Er schweigt erst kurz,
antwortet dann aber
    „Ähm,
natürlich. Ich werde da sein. Es freut mich, Mr Lancaster.”.
    „Einen
guten Abend noch und bis morgen.”
    „Ja,
bis morgen.”, dann legt er auf.
    Ich
bin durchaus zufrieden, er macht einen vernünftigen Eindruck.
    Doch
der anstrengende Kontaktteil folgt erst noch. Ich habe keine
Telefonnummer von Ms Miller und auch die Sekretärin konnte mir auf
Nachfrage keine nennen. Ich werde also zu ihr fahren müssen, es
bleibt mir nichts anderes übrig.
    Als
ich meinem Fahrer die Adresse mitteile, fragt er zur Sicherheit noch
einmal nach und vergewissert sich, ob mir klar ist, was für eine
Gegend das ist. Ich bin mir durchaus bewusst, dass es kein
Luxusviertel ist, aber es ist schließlich immer noch London!

    Eine
halbe Stunde später kommt mein Wagen langsam zum Stehen. Und während
knapp hinter uns die Bahn über eine kleine Brücke donnert,
betrachte ich eingehend diese offensichtlich baufällige Fassade des
kleinen Mietshauses. Menschen der untersten Schichten und
augenscheinlich mit gänzlich anderen Zielen, als sinnvoll für die
Gesellschaft zu sein, passieren meinen Wagen. Ich sehe noch einmal in
ihr Dokument, die Adresse stimmt. Ich seufze kurz auf und steige aus.
Ein kurzer Blick und ich weiß sofort, welches ihr Zimmer sein muss.
Eine Fensterfront ist mit Aluminiumfolie verklebt und somit
lichtundurchlässig. Auffälliger geht es ja kaum. Ich gehe zu den
Klingelschildern und sehe mich noch einmal um, dass keine weiteren
Passanten gerade jetzt vorbeilaufen. ‘Bronco’, ‘Johnnie’,
‘Cpt Sparx’ und ‘VanMil’. Sehr einfallsreich. Ich drücke
also auf den Namen ‘VanMil’ und warte. Ich zupfe noch einmal
pflichtbewusst meinen Anzug zurecht und fahre kontrollierend durch
meine Haare.
    Ich
höre laute Schritte hinter der Tür, schlürfend und langsam. Dann
schwingt die Tür auf und ein Mann, nur mit einer sehr
reinigungsbedürftigen Jogginghose bekleidet, steht im Rahmen. Eine
Zigarette hängt ihm locker zwischen den Lippen, eine Bierflasche in
der Hand, die großen, langen Filzzöpfe mit einem Band einfach
gehalten. Alle meine Klischeebilder fühlen sich auf einmal
bestätigt. Er mustert mich ebenso und bevor ich noch etwas sagen
kann, plärrt er los
    „Hey
Mann, Johnnie ist runter von dem Zeug und macht so was nicht mehr.
Verpiss dich und lass dir von wem anderen einen runterholen, du
Bonzenschwein!”, dann knallt er die Tür zu und ich kann vor
Staunen im ersten Moment meinen Mund nicht mehr schließen. Was denkt
er sich eigentlich?
    Es
dauert einige Sekunden, dann klingele ich erneut. Ich höre das
genervte Stöhnen in der Nähe der Tür. Er öffnet sie wieder.
    „Was
denn! Immer noch da?”,
    „Ich
möchte zu Ms Miller. Ist Sie anwesend?”. Er sieht mich kurz an,
fängt dann plötzlich an zu lachen und verschluckt sich schließlich
an dem dabei falsch inhalierten Zigarettenrauch. Er deutet an, sich
einige

Weitere Kostenlose Bücher