Melville
und sie hilft
mir dabei, es besser zu verstehen.”.
„Ein
Ventil? Kannst du nicht ganz darauf verzichten? Auch ohne ein
menschliches Ventil?”.
Meine Stimmung schlägt sich plötzlich schwer auf mein Gemüt. Er
erträgt diese Seite an mir einfach nicht und ich bin zu schwach, es
komplett zu unterbinden und nicht daran zu denken.
„Es
tut mir wirklich leid, Benedict, ich versuche was ich kann. Ich
ändere mich, verbiege mich, zensiere meine Gedanken, überprüfe
meine Handlungen. Aber jetzt auch auf sie zu verzichten, das kann ich
nicht. Verzeih.”.
Er
erhebt sich, geht auf mich zu und klopft mir nur kurz auf die
Schulter.
„Schon
gut, Melville, ich schätze deine Bemühungen. Doch sollte ich
mitbekommen, dass du diese Frau gegen ihren Willen misshandelst,
wirst du die längste Zeit mein Kind gewesen sein.”. Ich schlucke
kurz verängstigt.
„Ja,
Benedict.”. Dann verlässt er mein Zimmer und schließt die Tür
hinter sich. Ob ihm bewusst ist, welches emotionale Chaos seine Worte
in mir immer zurücklassen? Schwer hebe ich meine Beine auf das Bett.
Die letzten Minuten der Nacht. Und morgen geht es genauso weiter. Ich
darf mir keine Schwäche erlauben. Niemals.
Unsterblich, wirklich?
Pünktlich
treffe ich bei Andrew ein. Schon an seiner Wohnungstür höre ich
beide laut reden und lachen. Sie verstehen sich anscheinend gut, ein
Umstand, der mir etwas missfällt. Andrew öffnet mir schließlich
die Tür und bei meinem Anblick wirkt er plötzlich wieder ernst.
„Guten
Abend, Andrew.“, sage ich und trete hinein.
„Ich
sehe, du hast deinen Bart bereits abrasiert. Dann können wir ja
gleich los.“, sage ich etwas süffisanter als gewollt. Andrew
antwortet nicht, sondern wirkt etwas beschämt. Dafür platzt Vanessa
in den Flur und beginnt direkt zu meckern.
„Wieso
treffen wir uns eigentlich so spät? Wir sind schon seit zwei Stunden
wach.”. So groß ist der Unterschied von ihrer Aufstehzeit zu
meiner nicht, etwas mehr als eine halbe Stunde. Aber ich brauche eben
meine Zeit, um alles abzustimmen, Geschäftliches zu erledigen und
Telefonate sowie Emails zu beantworten.
„Ich
leite nebenbei einen Großkonzern. Irgendwann in der Nacht muss ich
mich um meine Pflichten kümmern. Und da der Klüngeldienst sehr spät
enden könnte, mache ich es lieber vorher.”.
„Aha...
hast du auch mal Spaß?“, fragt sie konternd zurück und auch
Andrew sieht mich bei dieser Frage aufmerksam an. Ich räuspere mich
kurz, ich wüsste eigentlich nicht, was das diese beiden Kainiten
angeht.
„Natürlich
habe ich auch meinen Spaß. Ich empfinde auch Freude dabei, wenn ich
meiner Karriere weiter auf die Sprünge helfe.”. Sie verdreht kurz
die Augen.
„Wenn
ich du wäre, hätte ich mich schon in die Sonne gestellt.”.
„Vanessa!“,
fährt Andrew sie an.
„Was
denn? Ist doch wahr... können wir jetzt los?”. Ich bin diese
Sticheleien eigentlich leid und antworte selbst nur
„Dieses
Kompliment kann ich unabgeändert zurückgeben.“ und dann schaut
Andrew mich böse an.
„Ja,
gehen wir. Bevor ihr euch noch etwas antut.”, höre ich ihn noch
sagen, als ich bereits die Treppen hinunter gehe.
„Ich
mach mir an dem nicht die Hände schmutzig...“, antwortet sie
darauf und nur der Gedanke an die sterbenden Dünnblütigen auf
meinem Seziertisch damals, Typen ähnlich wie sie, hält mich davon
ab, auf sie einzugehen und bringt mich sogar zum Lächeln.
Ein
anderer Club, die gleiche Szenerie. Wieder diese Gestalten, die mich
daran erinnern, dass in England etwas gewaltig schief läuft. Ich
zahle nicht wirklich viele Steuergelder, aber dennoch geht auch mein
Geld für diese Leute mit an die Arbeitsämter und Krankenkassen.
Eine Schande.
Wieder
durchsuchen wir die Lokalität und auch wenn die Besucher hier doch
deutlich mehr Körperschmuck tragen, ist es uns nicht möglich, etwas
Unnatürliches heraus zu deuten. Vanessa sucht mehrere Gespräche mit
ihnen, aber keiner bringt uns weiter. Und wieder hämmert diese
furchtbare Musik in meinen Ohren und wieder muss ich mir diesen
Gestank und den Anblick dieser Menschen
antun. Während sich die beiden noch einmal intensiv
unter das Volk mischen wollen, suche ich den Weg nach draußen. Es
ist bereits nach Mitternacht und ich weiß mir nicht anders zu
helfen, als meinen Primogen anzurufen, ob es vielleicht nicht doch
bereits bekannte Zeugen gibt, die wir gezielt aufsuchen könnten. Als
ich gerade um die Ecke des Clubs verschwunden bin und die Nummer aus
meiner
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