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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Blut aufbringen, um
dich zu heilen. Aber wenn du noch länger wartest, ist keins mehr
da.”.
    Ich
versuche es, ich versuche es wirklich, aber ich verstehe den Weg
nicht ganz und ich bin auch nicht bereit, mich genau auf die Wunden
zu konzentrieren und damit den Schmerz nur noch bewusster
wahrzunehmen.
    „Wenn
er es nicht gleich schafft, müssen wir ihm über die Wunden lecken,
damit sie sich schließen.”, merkt Andrew an und ich höre ein
leises ‘iirkks’ von ihr als Antwort. Mir über den Bauch lecken?
Niemals! Wie erniedrigend ist das denn? Ich drehe mich wieder auf die
Seite und versuche beide zu ignorieren. Und dann fühle ich in mich
hinein, spüre die klaffenden Wunden, das innere offene Fleisch. Und
ich sammle mich, bringe meine Kräfte auf. Ein unbeschreibliches
Gefühl, ich merke wie sich die Stellen schließen, wenigstens
oberflächlich, damit kein Blut mehr herausläuft. Doch es wird wohl
seine Zeit dauern, bis es ganz ausgeheilt ist.
    „Wir
müssen auch langsam verschwinden, sicher kommen gleich die Bullen.“,
merkt sie an. Andrew sieht noch einmal nach meinem Bauch und ich
spucke ein letztes Mal aus und sage
    „Schon
gut, wir können los.”. Andrew bietet sich als meine Stütze an und
dankbar akzeptiere ich seine Hilfe. Noch fühlt es sich nicht richtig
an, noch blute ich innerlich. Sie führen mich zum Auto. Er greift in
meine Hosentasche, sicher ist es ihm nicht bewusst, aber trotz meiner
bedrohlichen Situation, empfinde ich seine doch intime Berührung als
anzüglich. Er holt meine Autoschlüssel hervor und legt mich, wie
sie gestern, auf die Rücksitze. Doch er ist so umsichtig, seine
Jacke vorher auf die Sitze zu legen. Er denkt mit und ich lächle ihm
dankbar zu. Dann nehmen beide vorne Platz und er startet den Wagen.
Sie blickt sich zu mir um.
    „Du
siehst immer noch scheiße aus, mach mal deine Platzwunde am Kopf
zu... und dein Arm sieht auch mies aus.”. Und mit diesen Worten
reicht sie mir meine Wertgegenstände.
    „Danke.”,
antworte ich nur leicht genervt. Wenn sie wüsste, wie froh ich bin,
dass ich es überhaupt geschafft habe meinen Bauch zu verschließen.
    „Wohin
soll ich fahren?“, fragt Andrew und wirkt etwas überfordert mit
der Situation.
    „Mir
ist ein wenig schwindelig und ich glaube ich muss Beute jagen.”.
    „Beute
jagen.”, wiederholt sie etwas verächtlich, doch
weder ich noch Andrew gehen darauf ein.
    „Also
zu deinem Erzeuger?”, fragt Andrew und ich muss kurz überlegen.
    „Nein...
nein, lieber nicht. Er soll mich nicht so sehen.”.
    „Wir
könnten zu mir.”, schlägt Vanessa vor.
    „Nein,
das auch nicht, bitte.”. Etwas beleidigt dreht sie sich wieder um.
    „Gut,
dann wieder zu mir.”, sagt Andrew kurzentschlossen, blickt einmal
kurz besorgt über den Rückspiegel zu mir und beschleunigt dann den
Wagen.
    Ich
fühle mich wirklich nicht gut. Ich versuche weiter meine sämtlichen
Wunden zu heilen, doch anscheinend treibt das auch meinen Durst immer
weiter in mein Bewusstsein. Und der Gedanke, gleich mit den beiden in
seiner Wohnung festzusitzen, macht mich doch nervös. Ich merke jetzt
schon, wie mich der Gedanke beschleicht, dass beide ja auch Blut in
sich haben.
    „Fahr
mich zum Piccadilly Circus!”, sage ich plötzlich sehr
befehlerisch. Er sieht irritiert nach hinten.
    „Lass
mich einfach raus, ich hole den Wagen morgen bei dir ab!”.
    „Warum,
was hast du vor?”, fragt er zweifelnd. Vanessa dreht sich nicht um,
sondern sagt nur
    „Beute
jagen... hat er doch selber gerade gesagt.”.
    „Sicher,
Melville? Dein Hemd ist ganz blutig... bist du noch verletzt?”.
    „Nein,
bin ich nicht.”, ich fühle mich immer genervter von den beiden.
    „Fährst
du jetzt zum Piccadilly oder nicht?”, frage ich zornig.
    „Natürlich,
wenn es sein muss.”.
    „Gut.“
und dann schweige ich lieber. Ich beruhige mich und versuche mein
Vorgehen zu planen. Ich werde kein Blut brennen können, doch ich
brauche ein Gefäß. Schnell. Womöglich auch mehrere.
    Ich
erkenne die Straßen, die den großen und berühmtesten Platz Londons
als Ziel haben. Ich raufe mir immer wieder nervös durch das Haar,
höre mich selbst schwer atmen. Ich kann es nicht unterbinden, obwohl
es sinnlos ist. Doch dadurch rieche ich alles intensiver und auch
mein Blick heftet sich permanent an die Menschen neben dem Wagen.
    „Ich
denke nicht, dass du so jagen solltest, Melville. Du wirst dich nicht
unter Kontrolle haben.”, mahnt Andrew noch einmal an, doch ich höre
ihm gar nicht

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