Melville
etwas enttäuscht aus und er etwas beschämt. Er hält
Ausschau und kommt dann schließlich zu mir.
„Schon
etwas entdeckt?”, fragt er mich, dabei muss er schreien. Ich
schüttele als Antwort nur den Kopf und deute schließlich in
Richtung der angrenzenden Räume. Hoffentlich Bereiche, in denen es
etwas ruhiger ist.
Ein
vollkommen schwarzer Raum mit UV-Licht Lampen bildet den Raum für
eine extravagante Bar. Abtrünnige Gestalten tummeln sich in dem
dämmrigen Licht und am Zustand ihrer Augen würde ich auch auf
umnachtete Gehirne tippen. Dafür ist es hier wirklich leiser und wir
können leichter reden.
„Ich
denke nicht, dass wir hier fündig werden.“, fange ich an.
„Ja,
kann sein.”.
„Ich
habe auch noch niemanden mit körperlichen Auffälligkeiten gesehen.
Vanessa ist noch am ehesten unsere Zielperson hier.”. Er nickt nur
stumm.
Wir
drehen uns etwas im Kreis und begutachten die Menschen. Der Boden ist
sehr klebrig und ich werde eine Extrareinigung meiner Schuhe durch
Geoffrey anfragen müssen. Alles Dinge, die mich nerven. Was für
eine merkwürdige Klüngelaufgabe und so gar nicht nach meinen
Fähigkeiten, ich fühle mich etwas sinnlos. Doch schnell rufe ich
mir die Alternative zu dieser Tätigkeit ins Gedächtnis und helfe
mir somit selbst, den Mut nicht zu verlieren. Alles ist besser als
der folternde Knecht von Rufus zu sein.
„Versuchen
wir es in dem anderen Raum und vielleicht auch auf den Toiletten...
also, auf der Männertoilette. Wenn du so freundlich wärst dann?”.
Ich blicke ihm in die Augen und er nickt gewissenhaft. Wir gehen erst
nach nebenan. Einige abgetrennte Sitzbereiche geben den Besuchern die
Möglichkeit, sich zu erholen. Einige scheinen zu schlafen oder
komatös vor sich hin zu vegetieren, andere wiederum fallen förmlich
übereinander her. Dazwischen immer wieder lachende und redselige
Gesichter. Ausgelassene Stimmung, wo eigentlich Erkenntnis über ihre
fehlerhafte Auswahl der Lokalität sein sollte. Ich habe das Gefühl,
dass der immer gleiche schnelle und dröhnende Bass aus dem Hauptraum
uns verfolgt. Wie Kriegstrommeln die vom baldigen Tode künden. Doch
auch hier ist niemand der auffällig verändert wirkt, keine
Auswüchse oder Hautgeschwüre, die auf Tzimisce-Arbeit deuten
könnten.
Ich
weise mit einem Kopfnicken zu den Toiletten und Andrew macht sich auf
den Weg. Ich warte und versuche mich nicht weiter von der Musik
terrorisieren zu lassen. Doch es ist sehr schwer. Einige Menschen,
aus einer Gruppe angetrunkener Jugendlicher, rempeln mich an und
etwas Bier ergießt sich auf mein Jackett. Zornig strafe ich den
schuldigen jungen Mann mit einem Blick und seine noch eben
ausgelassene Stimmung wandelt sich in wahrhafte Angst. Er zuckt
zusammen und rennt dann hinaus in den Hauptsaal. Die Gruppe starrt
mich ungläubig an und folgt ihm dann. Dieses ganze Umfeld stresst
mich dermaßen, anscheinend habe ich mich nicht ganz unter Kontrolle.
Denk
an die Maskerade, Melville. Reiß dich zusammen!
Andrew
kehrt zurück, kann aber leider nicht von etwas Auffälligem
berichten.
„Wir
sollten gehen, wir sind hier nicht richtig.“ und mit Blick auf die
Uhr sage ich weiter
„Wir
werden morgen in den nächsten Club gehen. Immer der Reihe nach, wie
sie auf der Liste stehen.”.
„Gut,
dann gehen wir.“, pflichtet er mir bei.
Wir
gehen zurück, dorthin, wo wir Vanessa zurückgelassen haben. Suchend
streift mein Blick über die Tanzfläche und da erkenne ich sie. Mit
geschlossenen Augen und wie in Trance, wiegt sie sich im Rhythmus,
doch ihre Bewegungen sind langsamer als der Takt der Musik.
„Irgendetwas
stimmt nicht mit ihr.“, brüllt mir Andrew in das Ohr. Ja, das sehe
ich auch. Ich nicke zu ihr, damit er sie holen geht und er macht sich
umgehend auf den Weg. Es freut mich, wie folgsam er doch ist.
Vielleicht, weil er sich für die Sache mit seinem Bart schämt.
Er
kehrt zurück, er hält einen ihrer Arme um seinen Hals, während er
sie auch noch an der Hüfte stützt. Sie hält die Augen immer noch
geschlossen.
„Vanessa!“,
brülle ich sie an, doch sie stammelt nur unhörbar etwas. Ich
verdrehe für Andrew sichtbar genervt die Augen und mache mich auf
den Weg nach draußen. Ihr Verhalten ist dermaßen unnötig.
Draußen
angekommen und endlich von dieser Musik befreit, stellen wir uns
abseits der Menschen in die Nähe meines Wagens. Ich drehe mich
wieder zu ihr, immer noch stützt er sie. Ich brülle sie wieder an
und als sie nicht reagiert, schlage ich ihr
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