Melville
mit der flachen Hand in
das Gesicht. Andrew schreit mich an
„Melville!
Bist du verrückt?”.
„Ich
will doch nur, dass sie zu sich kommt.”, raune ich gestresst
zurück. Doch sie reagiert auch darauf nicht wirklich. Wir gehen
weiter zum Auto. Er legt sie auf die Rücksitze und nimmt dann auf
dem Beifahrersitz Platz. Ich habe meinem Fahrer ein Taxi bestellt,
als wir zum Club gefahren sind, es war nicht abzusehen, wann wir
wieder herauskommen würden. Also fahre ich. Ein ungewohntes Gefühl,
aber auch kein Problem für mich.
„Wohin
jetzt?”, fragt er mich.
„Na,
zu ihr, dann liefern wir sie bei ihren Drogenfreunden ab.”.
„Melville!”.
„Ist
doch so, das sind alles Suchtkranke, Kiffer, gescheiterte Existenzen.
Sollen die sich um sie kümmern, die kennen sich sicher bestens mit
ihrem Umstand aus.”. Er wirkt nachdenklich, während ich
schließlich den Schlüssel im Schloss drehe und das Auto starte.
„Aber
was ist, wenn sie sich nicht unter Kontrolle hat? Ich meine, das sind
doch sicher Menschen. Wir gefährden damit die Maskerade!”. Ich
seufze laut auf und füge mich in den Straßenverkehr ein, immer noch
festen Willens zu ihr zu fahren.
„Herrje,
was willst du tun? Sie mit zu dir nehmen und ihr das Händchen
halten?”.
„Wenn
es sein muss.”. Ich sehe kurz zu ihm, er meint es wirklich ernst.
Hauptsache, ich komme endlich bald nach Hause und kann den Dreck der
Nacht von mir waschen.
„Dann
zu dir.“ und ich ändere die Route im Navigationsgerät.
Leise
säuselt sie etwas auf der Rückbank liegend. Immer wieder kichert
sie und ich kann hören, wie sie Andrews Namen flüstert. Er tut so,
als könnte er es nicht hören, doch das ist wohl so gut wie
unmöglich.
Er
reicht mir seine Wohnungsschlüssel und sagt
„Du
musst aufschließen, ich werde sie tragen.”. Ich nehme die
Schlüssel an mich. Es soll nur möglichst schnell gehen. Ich bin mir
nicht sicher, ob ihr Zustand lange so friedlich bleibt.
Er
hebt sie heraus und trägt sie zu seiner Haustür. Ich öffne die Tür
und wir gehen in das Treppenhaus. Sie schlingt sich um seinen Hals
und sagt benommen
„Küss
mich... Andrew... nur ein Kuss für deine Prinzessin.”. Wir
ignorieren beide ihre Worte.
In
seiner Wohnung legt er sie auf seine lachsfarbene Couch. Ich frage
mich, ob er die Möbel nicht vielleicht geschenkt bekommen hat,
anders kann man sich diese Zusammenstellung nicht erklären.
„Und
jetzt? Soll sie hier übertagen?”.
„Ich
schätze schon, anders wird es wohl nicht gehen.”.
„Du
solltest eine Schüssel bereitstellen, falls sie...”.
„Ist
das bei uns noch notwendig?”, fragt er mich ungläubig und ich
antworte
„Ich
bin mir nicht sicher, aber besser als das sie deinen Teppich
ruiniert.”. Obwohl es da wohl nicht viel zu ruinieren gibt.
„Erst
einmal ziehe ich ihr die Stiefel aus. Bleibst du noch kurz?“, fragt
er mich und öffnet bereits die Schnürsenkel.
„Wenn
es sein muss?”.
„Es
wäre nett, als Klüngelsprecher.”.
„Meinetwegen.”.
Ich beobachte ihn bei seiner Arbeit, wenigstens hat sie aufgehört
seinen Namen zu sagen. Welche Art Droge hat sie wohl durch einen
Menschen zu sich genommen? Auf jeden Fall darf so etwas nicht noch
einmal passieren. Ich bin davon ausgegangen, dass allen klar ist,
dass während der Arbeit sämtliche Bewusstseinsveränderungen
untersagt sind.
Als
er ihr die Schuhe abstreift, traue ich meinen Augen kaum. Eine
wulstige Schicht bedeckt ihre Fußsohlen und durch ihre löchrigen
Socken erkenne ich schwarzes, ledriges Gewebe.
„Was
ist das denn?“, frage ich erschrocken.
„Das
ist interessant. Davon habe ich gehört.“, antwortet er und streift
auch noch ihre Socken ab. Der Anblick bringt mich ein wenig zum
Würgen. Sie hat Fußsohlen wie ein Hund, natürlich nur viel größer.
„Ist
das... ist das, wie heißt das? Pfotenleder?”.
„Ich
weiß nicht genau, wie man es nennt, aber es ist für eine Gangrel
nichts Ungewöhnliches.”.
„Nichts
Ungewöhnliches?”, ich lache kurz verächtlich.
„Ja,
sie tragen Zeichen ihrer Verbundenheit zur Natur.”.
„Du
willst mir nicht sagen, dass die alle so was haben?”.
„Nein,
es unterscheidet sich, einige haben sicher solche Füße, andere Fell
oder...”.
„Oder
einen Fischkopf oder Flügel?”.
„Nein
Melville, nur Säugetiermerkmale, soweit ich weiß. Und auch nicht so
extrem, wie du jetzt vielleicht denkst.”. Ich gehe einen Schritt
auf ihre Füße zu und betrachte es genauer. Ich bin wirklich
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