Melville
sehr
erleichtert, dass Benedict diesen wunderbaren und für mich perfekten
Clan der Ventrue in mein Leben gebracht hat und ich jetzt nicht mit
Gorillapranken leben muss. Vorsichtig berühre ich ihre Sohle. Es ist
ganz weich und nachgiebig, dann zuckt sie mit dem Fuß weg und dreht
sich auf den Rücken. Doch sie erwacht nicht.
„Ich
brauche noch deine Handynummer.”, fällt mir zum Glück wieder ein.
Er sieht mich erst erstaunt an, scheint dann aber zu begreifen.
„Natürlich.”.
Er holt sein Telefon und gibt sie mir und ich teile ihm meine und
Vanessas Nummer mit. Jetzt muss sie nur noch unsere Nummern speichern
und wir sollten es dann alle leichter haben.
„Nun
ja, es wird Zeit für mich... und du bist sicher, dass du sie hier
behalten willst?”.
„Es
wird schon gehen...”, da hören wir, wie sie plötzlich kurz
gurgelt, sich ruckartig wieder auf die Seite dreht und sich dann
geräuschvoll erbricht. Es riecht erbärmlich und ich erkenne
Essensreste zwischen dem erbrochenen Blut. Er stürmt schnell in die
Küche und holt einen Eimer und nasse Tücher. Ich habe ihn gewarnt
und bin auch nicht gewillt, ihm zu helfen. Sie hat sich von allem
befreit, noch bevor der Eimer bereitsteht und so bleibt ihm nur die
Reinigung. Bei dem Gestank verziehe ich das Gesicht und sage
„Wir
sehen uns morgen, Andrew. Ich komme um einundzwanzig Uhr zu dir. Dann
können wir direkt los.”. Er sieht mich etwas gequält an, während
er eines der Küchentücher über dem Eimer auswringt und sagt
„Bis
morgen, Melville.”.
Pflicht und Sühne
„Und?
Wie macht sich dein Klüngel, Melville?”. Ich trete gerade aus
meinem Bad und sehe Benedict auf meinem Schreibtischstuhl sitzen. Er
trägt einen eindrucksvollen Smoking, sicher hatte er eine wichtige
Veranstaltung in seiner Kanzlei. Mit einem Handtuch habe ich mir
gerade noch die Haare trocken gerieben, doch vor ihm ist mir diese
Handlung zu banal. Schnell werfe ich das Handtuch in das Badezimmer
und überprüfe mit einer kurzen Handbewegung, ob die Knopfreihe
meines Hemdes richtig sitzt.
„Es
ist ungewohnt für mich, mit verschiedenen Clans zusammenzuarbeiten.
Aber ich denke, es wird eine erfolgreiche Unternehmung werden.
Besonders der Brujah ist vertrauenswürdig.”. Ich kann ihm nicht
direkt in die Augen sehen, denn im Grunde war es auch eine kleine
Lüge.
„Ach
ja, Mr Buchanan, richtig?”.
„Ja
genau, Andrew Buchanan.”.
„Ich
hoffe, dass ich dich nicht mit dieser Lösung deiner Probleme
überfordere, Melville. Die Domäne hat jetzt ein Auge auf dich und
auch Prinzregentin Youngfield wird sicher neugierig über deine Taten
wachen.”. Seine Aussage macht mich natürlich nur noch nervöser,
obwohl es vielleicht nicht seine Absicht war.
„Ich
verstehe, Benedict.”. Ich gehe an ihm vorbei und setze mich auf
mein Bett. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr erkenne ich, dass mir
nur noch weniger als eine halbe Stunde bleibt. Eine elendige
Abstrafung meiner Taten und ich finde es eigentlich immer noch
ungerecht. Als Mensch ist man einem solch moralischen
Bestrafungskonzept nicht unterworfen. Ich seufze kurz leise und
natürlich bemerkt Benedict es, so wie er alle feinen emotionalen
Nuancen an mir bemerkt.
„Wie
steht es denn um deine Bemühungen, dich an meine Bedingungen zu
halten? Sei ehrlich, Melville, ich bitte dich.”. Innerlich weiß
ich, dass ich mich besonders in Stressmomenten danach sehne, meiner
Wut freien Lauf zu lassen. Jemand anderen für meine Belastung bluten
zu lassen und mich auch an seinem oder ihrem Anblick zu ergötzen.
Ich vermisse es, sehr sogar.
„Dieser
Drang ist immer da, Benedict, aber ich bin in der Lage mich zu
beherrschen. Es zu kontrollieren und mich nicht von der Sehnsucht
nach Blut und Schmerz überrumpeln zu lassen.”. Bei der doch sehr
ausdrucksstarken Betonung von ‘Blut und Schmerz’ verzieht
Benedict kurz das Gesicht. Nickt aber verständnisvoll.
„Vielleicht
hilft ja auch der Klüngeldienst, dich auf andere Gedanken zu
bringen... dich etwas von deiner
Sehnsucht abzulenken.”. Dies und die regelmäßigen
Treffen mit Natasha. Mit ihr kann ich meinen Trieben etwas freien
Lauf lassen und vor allem außerhalb dieser besonderen Vereinigungen
auch einen klaren Kopf bewahren. Sie ist nicht günstig, aber für
mich durchaus auch unverzichtbar.
„Ich
habe noch eine zusätzliche Sicherung geplant. Ich treffe mich
regelmäßig mit einem Menschen, der über meine Wünsche und
Probleme Bescheid weiß. Sie ist sozusagen mein Ventil
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