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Melvin, mein Hund und die russischen Gurken

Melvin, mein Hund und die russischen Gurken

Titel: Melvin, mein Hund und die russischen Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Roeder
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einer neuen vermischen, einer, die die Welt noch nie gesehen hat.
    Aber da kommt der Mann von der Raumaufsicht mit forschen Schritten auf uns zu, das Gesicht rot vor ordnungsgemäßer Empörung. Indigo rutscht aus meiner Umarmung, sie greift nach meiner Hand und dann rennen wir.
    »Warum sind deine neuen Bilder alle so dunkel?«, frage ich.
    Indigo zuckt die Schultern. »Die werden so, wenn ich anfange zu malen, die werden einfach so.«
    Sie sitzt in einer Ecke und starrt das halb fertige Bild auf der Staffelei an. Reibt sich über den Unterarm. Ich setze mich neben sie und wir schauen das Bild gemeinsam an, während es langsam dämmrig wird und die Schatten wandern.
    »Traumstunde«, sage ich. »Wollen wir rausgehen und gucken?«
    Sie zuckt wieder die Schultern. Ihr linker Ärmel ist ein wenig hochgerutscht und ich spüre den Schreck wie einen plötzlichen roten Strich quer durch mich durch.
    »Was hast du da?!« Ich schreie sie beinahe an. Schiebe den Ärmel ihres Rollkragenpullovers ganz hoch. Auf ihrem linken Unterarm sind mehrere lange Schnitte, manche verschorft, andere frisch.
    »Was soll das?!« Ich springe auf, laufe ein paar Schritte. Kann sie nicht angucken. Gucke aus dem Fenster. »Warum machst du das? Willst du dich umbringen oder was?«
    »Quatsch!«
    Einen Moment klingt ihre Stimme wie früher.
    »Es ist nur, dass ich mich in letzter Zeit so grau fühle. Deswegen mach ich das. Um nachzuschauen, ob da noch Farbe in mir drin ist.«
    Ich drehe mich um und sehe sie an, wie sie da so sitzt, die bunt gefärbten Haarsträhnen glanzlos, die Haut blass und sogar die Augen irgendwie blass, dass es richtig wehtut, sie anzugucken.
    »Das beruhigt mich irgendwie, die Farbe. Weil manchmal«, flüstert sie und ihre blassen Augen füllen sich mit Tränen, »manchmal fühle ich mich gar nicht wie Indigo. Weiß nicht, ob ich’s je gewesen bin. Kann mich kaum mehr dran erinnern.«
    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Am liebsten würde ich schreien oder mit dem Spachtel den verdammten dunklen Bildern die Bäuche aufschlitzen oder vielleicht eine Explosion machen mit ganz viel spritzendem Rot.
    Doch dann hab ich eine Idee. Ich krame zwischen den Acryltuben und als ich finde, was ich gesucht habe, quetsche ich etwas Farbe auf eine Palette. Dann nehme ich einen Pinsel und setze mich neben sie. Nehme ihren blassen, aber heilen rechten Arm, bette ihn in meinen Schoß. Dann fang ich an zu malen, Kreise und Zacken und krakelige Blumen in Indigoblau.
    »Weißt du noch, als du mir das mit den Namen erklärt hast?«, frage ich sie.
    Sie zuckt die Schultern, während sie auf ihren blauen Arm guckt wie auf ein abgetrenntes Körperteil, das vom Oberarm her langsam wieder anwächst.
    »Willst du meinen Namen immer noch wissen?«
    Sie nickt fast unmerklich.
    Also streiche ich ihr das Haar zurück und flüstere ihn ihr ins Ohr.

MITTERNACHTSPARTYS
    Als wir mit Schminken fertig sind, betrachten wir unsere Gesichter im Spiegel. Frauke lächelt mir zu und sagt: »Prinzessin Sonne«. Ich hätte Frauke antworten müssen: »Prinzessin Mond«, das ist so ein Spiel zwischen uns, seit wir sieben sind. Aber weil Janina dabei ist, kommt es mir irgendwie kindisch vor. Darum schweige ich und tue so, als hätte ich nichts gehört.
    »Wo ist dieser Club denn jetzt?«, fragt Frauke eine halbe Stunde später und schimpft: »Scheißschuhe! Ich glaub, ich hab schon ’ne Blase.«
    Wenn unsere Eltern wüssten, dass wir um elf Uhr abends durch ein fremdes Viertel irren, würden sie die Krise schieben. Aber Fraukes und Janinas Eltern denken, wir machen einen netten DVD-Abend bei mir. Und meine Eltern sind mal wieder nicht da.
    Janina und ich tragen unsere kürzesten Röcke und Schuhe mit hohen Absätzen. Frauke hat ihre Lieblingsjeans und eine rosa karierte Bluse an. Ich habe ihr ein paar hohe Schuhe von mir geliehen. Aber die passen ihr nicht besonders gut, Frauke stolpert ständig. Janina verdreht genervt die Augen. Ihr Blick fragt: Warum mussten wir die überhaupt mitnehmen?
    Ich hab gleich gewusst, dass das hier nicht Fraukes Ding ist. Aber sie hat nun mal gefragt, was ich Freitagabend vorhabe. Vor ein paar Monaten wäre so eine Frage unnötig gewesen. Weil da klar war, dass wir was zusammen machen.
    »Och, mal sehen …«, hab ich gesagt. »Wir wollen vielleicht weggehen, Janina und ich. Bisschen tanzen und so.«
    Ein perfekter Freitagabend für Frauke besteht darin, DVDs zu gucken, mit Freunden einen lustigen Spieleabend zu machen oder einfach über

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