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Memed mein Falke

Memed mein Falke

Titel: Memed mein Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasar Kemal
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geschehen. Es stand in meinem Schicksalsbuch.«
Dann berichtete er, wie es zugegangen war, ließ nichts dabei aus. Die Hähne krähten schon.
»Du hast recht getan, Junge. Möge es dir zum Segen gereichen. Und was hast du jetzt vor?«
»Der Polizei stelle ich mich auf keinen Fall. Ich gehe in die Berge.«
»Jetzt schlafe dich erst einmal aus. Alles andere überlegen wir morgen.«
»Du meinst nicht, daß sie mich hier aufstöbern?«
»Auf den Gedanken kommt kein Mensch, daß jemand einen umbringt und dann gleich im nächsten Dorf bleibt. Ausgeschlossen. Wenn sie dich suchen, dann in den entfernten Dörfern, in den Bergen ... «
An der Wand lehnten reihenweise Mehlsäcke.
»Komm, laß uns die Säcke wegziehen«, sagte Süleyman. »Dahinter mache ich dir deinen Schlafplatz. Sicher ist sicher.«
Sie mühten sich ab, die schweren Säcke von der Wand abzurücken, und vergossen viel Schweiß, bis ein schmaler Zwischenraum entstanden war, in den sich ein Mensch mit knapper Not hineinzwängen konnte.
»So, Memed. Klettere dahinter und lege dich nieder. Da kannst du einen Monat lang schlafen, es findet dich keiner.« Auch Süleyman suchte sein Lager auf, nachdem er die Haustür sorgfältig verriegelt hatte.
Seine Frau schlief schon. Er weckte sie. »Hör mal: Ich habe Memed hinter den Säcken eine Schlafstelle gerichtet. Du wirst keinem etwas davon sagen, daß er hier ist! Auch der Schwiegertochter nicht, auch unserem Sohn nicht!«
Memed dachte vor dem Einschlafen an Hatçe. Dann sah er den sich krümmenden und stürzenden Abdi vor sich. Darauf war Abdi nicht gefaßt gewesen. Und der Bräutigam hatte aufgeschrien, den Boden mit den Händen aufgewühlt, sich in Zuckungen gebäumt, die Zähne zu den Tannen gebleckt, bis er plötzlich in sich zusammenfiel und reglos in seinem Blut dalag. Dabei war sein Blick auf einen sich seltsam gebärdenden Mann gefallen. Als alle anderen auf ihn feuerten, saß jener auf einem Baumstumpf, den Kopf in beiden Händen, mit hin und her schaukelndem Oberkörper wie jemand, der von namenlosem Gram heimgesucht wird. Das Gebaren dieses Unbekannten war ihm ein Rätsel. Wer mochte es gewesen sein?
Bald hatte er das alles vergessen, sein Kopf war frei, als sei er ein neuer Mensch, und er fiel in einen tiefen Schlaf Als er erwachte, war ihm leichter ums Herz. Was geschehen mußte, war geschehen.
Süleyman rief ihn: »Hör mal, du: Ich bin früh aufgestanden und durch das ganze Dorf gestreift. Es ist noch nirgends etwas zu hören. Bis jetzt wissen sie von nichts. Vielleicht kommen sie auch hierher suchen. Wir werden heute nacht in die Berge gehen und sehen, daß wir die Banditen finden.« Memeds Freude war in seinem Gesicht zu lesen. »Der tolle Durdu ist entfernt mit uns verwandt. Ich habe schon viel für ihn getan. Er wird dich unter seinen Schutz nehmen. Aber länger als drei Monate darfst du nicht bei ihm bleiben. Er ist ein verrückter Kerl. So wie er es treibt, kann es nicht mehr lange dauern. Auf irgendeine Art kriegen sie ihn eines Tages. Diese Sorte von Bandenführern hält sich höchstens ein Jahr dort oben, das ist eine alte Erfahrung. Durdu ist eine Ausnahme, aber so, wie ich ihn kenne, wird er's nicht mehr allzulange machen. Sieh zu, daß du so bald wie möglich von ihm freikommst. Du mußt es als eine Ausbildung betrachten, ein, zwei Monate lang. Dann sollst du dich selbständig machen. Ich kann es dir nur immer wieder einschärfen, halt es nicht zu lange mit diesem Hund. Der ist kein rechter Bandit, ein gemeiner Plünderer ist er, ein Aasgeier ... Wenn es nicht für dich wäre, dann wollte ich mit dem Hund nichts zu schaffen haben. Er war ja nicht immer so ein schlechter Kerl. Zu dem, was er heute ist, hat ihn die Gemeinheit der Bauern gemacht. Er kam einmal als Gast in sein eigenes Dorf. Sie haben ihn sich vollfressen und vollsaufen lassen, damit er den Gendarmen in die Falle gehe. Damals ist er nur um Haaresbreite davongekommen. Seither ist er wie ein wildes Tier.«
»Hat er eine große Bande?«
»Was es hier herum an Galgenvögeln und Totschlägern gibt, ist zu ihm gestoßen. Höre, Memed, mein Sohn, du hast noch nicht das Alter, alles richtig zu bedenken. Aber du würdest es bereuen. Wie lange du in den Bergen bleibst, weiß Allah allein. Ich habe genug mit den Banditen zu tun gehabt, um sie genau zu kennen - und um zu sehen, welches Ende es mit den meisten von ihnen genommen hat. Wer sich mit ihnen einläßt, muß sich davor hüten, ihnen zu schnell sein Vertrauen zu schenken. Du wirst

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