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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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der ausradierte Fleck in seiner Erinnerung, schimmert tatsächlich wie weißes Eis. »Wo ist Hastings?« Partridge will Hastings’ Version der Geschichte hören. »Im Wohnheim?«
    »Nein. Bei den Spezialkräften.«
    »Im Ernst? Das hat der doch gar nicht drauf!« Wollten die Spezialkräfte auch Partridge rekrutieren, ehe der Unfall dazwischengekommen ist? Er denkt an Sedge, und um ein Haar hätte er gefragt, ob Sedge wirklich tot ist. Doch dann fällt es ihm wieder ein: Sedge hat sich vor ein paar Jahren umgebracht. Das war’s.
    »Sie haben schnell eine Menge neuer Rekruten gebraucht. Vic Wellingsly ist weg, die Elmsford-Zwillinge, Hastings und noch viele andere. Die Unglückseligen«, flüstert sie. »Es gab Aufstände. Deshalb die vielen Soldaten.«
    »Draußen? Außerhalb des Kapitols?« Er denkt an sandigen Wind, spürt ihn beinahe auf der Haut.
    »Ja. Aber pssst . Das ist nicht allgemein bekannt.«
    Sein Kopf kommt ihm unglaublich schwer vor. »Meine Codierungen sind total durcheinander, ich muss haufenweise Sitzungen verpasst haben. Und der ganze Unterricht. Wo ist mein Vater?«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagt das Mädchen. »Dein Vater hat schon einen Plan für dich. Einen großartigen Plan!«
    Ein merkwürdiges Gefühl nistet sich in seiner Brust ein. Vielleicht Angst? »Für mich? Warum? Er kann mich nicht leiden.«
    »Dein Vater liebt dich, Partridge. Vergiss das nie!«
    »Und was für ein Plan soll das sein?«
    »Ein Plan für dich und mich!«
    »Ich weiß nicht mal, wie du heißt.«
    »Aber natürlich weißt du das. Iralene? Ich bin mir sicher, dass das alles irgendwo dadrin steckt, für alle Zeit. Erinnerst du dich denn gar nicht?«
    Iralene. Geheimnisse. Versprechen. »Doch, jetzt schon.« Iralene. Klavier. Iralene. In der Kälte. In der Dunkelheit. »Ich erinnere mich.« Liebt er Iralene? Haben sie Geheimnisse, haben sie sich Versprechungen gemacht? Waren sie zusammen, in der Kälte, in der Dunkelheit? Als er sie anstarrt, beugt sie sich vor und küsst ihn sanft auf die Lippen. Er glaubt, sich an Küsse in der Kälte zu erinnern. Nackt. In der Kälte? Wo soll es hier so kalt sein? An der Eisbahn in der heruntergekühlten Turnhalle? »Erzähl ein bisschen von dir«, fordert er sie auf. »Ein paar Details.«
    »Na ja … Meine Mutter war Witwe. Sie kennt deinen Vater seit vielen Jahren, und jetzt haben sie geheiratet, vor Kurzem erst. Aber wir sind nicht blutsverwandt, Partridge, deshalb geht das schon in Ordnung.«
    »Mein Vater hat wieder geheiratet? Aber er ist doch gar nicht der Typ …« Gar nicht der Typ für die Liebe, denkt er. Sein Vater hat keine Ahnung von Liebe. »Dein Vater ist also umgekommen? Meine Mutter auch. Während der Explosionen, als Märtyrerin. Sie wollte Menschen retten.« Partridge glaubt selbst kaum, was er da sagt, aber Iralene nickt.
    »Ich weiß. Mein Vater … na ja, er ist vor den Explosionen wegen Betrugs im Gefängnis gelandet. Zum Glück kannte meine Mutter da schon deinen Vater. Er hat uns unterstützt. Finanziell. Ohne ihn hätten wir es nicht geschafft, und wir wären niemals ins Kapitol gekommen.«
    Iralenes Geschichte wühlt Partridge so sehr auf, dass ihm richtig übel wird. Aber warum? Sein Vater hat einer Witwe geholfen und sich neu verliebt. Was ist daran so schlimm?
    Iralene nimmt den Handheld vom Schoß. »Dein Vater hat dir eine Sprachnachricht geschickt.«
    Partridge drückt den Rücken durch – wie er es schon immer getan hat, wenn es um seinen Vater geht.
    Als Iralene auf einen Knopf drückt, erklingt die Stimme seines Vaters: »Partridge. Ich bin sehr froh, dass du bei Bewusstsein und in so guter Verfassung bist, dass du diese Nachricht hören kannst.«
    Mit einem Mal wallt ein rasender, brutaler Hass auf seinen Vater in Partridge auf. Als würde ihm gleich der Schädel explodieren. »Warte!«, ruft er. »Halt es an.«
    Es wird still.
    Er legt die Hand auf den Mund und versucht, gleichmäßig zu atmen.
    »Alles okay, Partridge?«
    »Spiel’s ab«, nuschelt er. »Bringen wir’s hinter uns.«
    »Aber du darfst dich jetzt nicht übernehmen«, fährt sein Vater fort. »Du musst langsam zurück ins Leben finden. Entspann dich.«
    Partridges Herz klopft immer noch wie wild. Sein Vater hat ihn noch nie aufgefordert, sich zu entspannen. Noch nie. Und mit seiner Stimme stimmt irgendwas nicht – sie klingt gequält, vielleicht sogar älter als in seiner Erinnerung. Nicht nur ein paar Monate älter, sondern Jahre oder Jahrzehnte. Geht es seinem Vater

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