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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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was er braucht, wenn sie Kelly in die Hände fällt.
    Also klemmt sie sich Fignan unter den Arm und rennt den Gang hinunter. Doch ein Mann und eine Frau, beide jung und kräftig, versperren ihr den Weg. Der Mann packt sie. Ledrige, raue Finger schließen sich unter der Puppenkopffaust um ihr Handgelenk. Als der Mann den Puppenkopf ins Licht zerrt, bleibt ihm die Luft weg.
    Auch die Frau traut ihren Augen kaum. »Wer bist du?«, fragt sie – in einem Ton, der nach einer anderen Frage klingt: Was bist du? Soweit Pressia erkennen kann, haben auch der junge Mann und die junge Frau keine Verschmelzungen. Die Morgensonne fällt lediglich auf Narben und Verbrennungen – und lässt ihre Haut genauso golden schimmern wie Kellys.
    »Lass mich los!«, schreit Pressia.
    »Kelly?«, brüllt die Frau. »Alles in Ordnung?«
    Pressia versucht, sich loszureißen. Ihr ist kalt, ihre Kleidung ist durchnässt, ihre Muskeln brennen, und die Wunden von den Dornen schmerzen noch immer.
    »Lasst sie!« Bartrand Kellys Stimme. »Lasst sie gehen!«
    Einen Moment lang starrt der Mann Pressia wortlos an, dann lockert er seinen Griff. Pressia drängelt sich an den beiden vorbei und stolpert Hals über Kopf durch den Gang. Immer wieder prallt sie gegen die Felswände, die sie von beiden Seiten bedrängen. Nicht mehr weit bis zum Licht.
    Sie hört ein Trappeln, dann wieder das seltsame Wiehern. Eine Hand auf den Fels gestützt, tritt sie in die frische Luft, die Sonne, den neuen Tag.
    Und direkt vor ihr steht ein Pferd.
    Das Pferd ist ein Wunder. Pressia kann kaum glauben, dass es wirklich existiert – sein voluminöser Brustkasten, seine dunkle Mähne und seine langen, eleganten Beine, die sich zu zarten, zerbrechlichen Knöcheln verjüngen. Eine breite, dunkle Narbe zieht sich über die gesamte Länge seines Körpers durch das samtweiche Fell. Die Ohren zucken und winkeln sich an. Dampfwolken steigen aus den Nüstern.
    Das Pferd ist gesattelt, aber nicht angebunden. Pressia läuft darauf zu und legt die Hand flach auf seine Flanke. Warme Haut hebt und senkt sich unter ihren Fingern. Sie hört Stimmen aus der Gruft – kommen sie näher?
    Sie hat noch nie auf einem Pferd gesessen. Ihr Großvater hat ihr vom Ponyreiten auf einer ihrer Geburtstagsfeiern erzählt, aber das war eine erfundene Geschichte aus einem Leben, das sie nie hatte. Sie erinnert sich an die verzerrten Körper der Pferde im gestrandeten Kinderkarussell.
    Das Pferd ist ein Wunder. Ein Wunder nur für sie.
    Mit ihrer guten Hand klammert sie sich an den Sattelknauf und schwingt sich hoch, Fignan unter dem anderen Arm. Das Pferd ist erstaunlich groß. Ein majestätisches Gefühl. Sie nimmt die Zügel und stupst das Pferd mit den Stiefeln an. »Los.«
    Das Pferd geht ein paar Schritte.
    Sie stupst es noch einmal an, nun etwas fester, beugt sich vor und flüstert: »Los! Bitte!«
    Jetzt hört sie Stimmen, laute Stimmen.
    Sie tritt dem Pferd behutsam in die Flanken. »Los!«
    Der Mann und die Frau tauchen im Eingang auf, den benommenen Bartrand Kelly zwischen sich. Im selben Moment verfällt das Pferd in den Galopp. Pressia drückt die Oberschenkel an seine Rippen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, presst Fignan an die Brust und beugt sich vor, dicht über die Mähne. Der Wind fährt ihr durchs Haar und lässt ihre Augen tränen. »Los!«, ruft sie. »Los! Weiter!«

PARTRIDGE
Lyda Mertz
    Als sich die Kameras mit einem Klicken einschalten, sitzen Partridge und Iralene wieder auf der Bettkante. Seit das Puppenauge in seinen Gedanken aufgetaucht ist – ein perlenartiges Glasauge mit ausgefransten Plastikwimpern und einem ascheverkrusteten Klappmechanismus, eine sonderbare Erscheinung –, sind auch andere Bilder aufgeploppt, jeweils bis ins schärfste, lebendigste Detail.
    Ein Schaf mit knorrigen, krummen Hörnern.
    Glassplitter auf einer Art Grundriss.
    Ein Mann, der einen anderen, spindeldürren Mann Huckepack trägt.
    Und Lyda Mertz. Er ist sich sicher, dass sie es war, aber ihr Kopf war rasiert, ihre Wangen voll verschmierter Erde, und in der Hand hielt sie einen langen Speer. Sie stand in einer trostlosen, windigen Sandwüste, als wäre Partridge mit ihr tatsächlich nach Nebraska gereist, in ein Nebraska, das nur noch aus verkohlten Prärien besteht. Ist das die neue Lyda? Die Lyda, die das Kapitol verlassen hat?
    Jedes Bild kündigt sich durch ein Flackern an, durch eine Art optischen Trick – ein gleißendes Leuchten, das sich zu einem einzigen, winzigen Detail

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