Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)
Sohn übergehen. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Und jetzt würde Partridge gerne seinen Vater sprechen. Einverstanden …« Sie beugt sich zum Namensschildchen. »… Rosalinda Crandle?«
»Ich werde Dr. Weed bitten, den Besuch zu genehmigen. Entschuldigen Sie mich.« Damit eilt die Technikerin aus dem Zimmer, in dessen Ecke eine Überwachungskamera hängt.
Partridge zieht Iralene an sich, berührt sie sanft an der Wange und küsst ihren Nacken, um sein Gesicht von der Kamera abzuschirmen. »Ich mach das nicht«, flüstert er ihr zu. »Er wird mich nicht umbringen. Das ergibt keinen Sinn.«
Iralene lächelt – den Kameras zuliebe – und haucht ihm einen Kuss auf die Wange. »Hast du’s immer noch nicht kapiert?«
Partridge schüttelt den Kopf.
Sie drückt ihn fest an sich, legt ihm eine Hand ans Ohr und flüstert: »Er will ewig leben. Er will, dass sein Hirn fortbesteht. Aber mit seinem Körper ist das nicht zu machen. Mit deinem schon …«
Sengende Hitze schwappt durch Partridges Brust. Mein Körper , denkt er. Mein Vater braucht meinen Körper. Auf einmal fügen sich die Puzzleteile aneinander. Deshalb will sein Vater ihm die Macht überlassen – weil er Partridge sein wird. Er will es auf eine Hirntransplantation ankommen lassen. Mein Gott. War das der Durchbruch, für den Arvin und sein Forscherteam auf der Verlobungsfeier hochgejubelt wurden? Und wenn sein Vater sein Gehirn schon in den Körper seines Sohns verpflanzen lässt, will er wohl nicht auf zwei vollständige kleine Finger verzichten … Partridge muss sich auf Iralene stützen. Ihm ist schwindlig und übel. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«
»Ich habe dir gesagt, dass er dich umbringen will. Ich gebe nie mehr Informationen preis, als gerade nötig ist. Manchmal sind Geheimnisse alles, was einen noch schützt.«
Er sieht sie an. »Aber dann wärst du … du wärst …«
»Ja. Das gehört auch seit jeher zu seinem Plan.« Im Nacken spürt Partridge ihren Atem. »Ich war durchaus für dich gedacht, aber sollte das Transplantationsverfahren rechtzeitig vervollkommnet werden, wäre ich …«
»Für ihn gedacht.«
»Das ist meine Rolle.«
»Und deine Mutter?«
»Sie hat ihre Pflicht getan. Sie wird keine Ressourcen mehr verbrauchen.«
Partridge ist speiübel. Er will die Kamera kaputt hauen, den Computer zertreten, den Untersuchungstisch zertrümmern.
»Du hattest recht«, flüstert Iralene, während sie mit seinem Haar spielt. »Willux hat meinem Vater etwas angehängt, damit er ins Gefängnis kommt und meine Mutter frei ist. Das Ganze hat vor langer Zeit angefangen, weit weg von hier. Du musst ihn töten.« Ihre Stimme ist kaum zu hören. »Töte ihn.«
Iralenes bodenloser Hass ist Partridge vertraut. In ihm lauert derselbe Hass, und nun ist er endlich entbrannt. Für sich selbst, für Iralene, für die vielen Überlebenden und Kapitolbewohner, die ihre Liebsten verloren haben. Für seine Mutter und seinen Bruder. Tod. So viel Tod.
Aber manches passt einfach nicht zusammen. »Sein Gehirn«, überlegt Partridge, »muss doch genauso schnell verfallen sein wie seine übrigen Organe, wenn nicht schneller. Schließlich hat er sein Gehirn verbessert. Also was soll es bringen, ein Gehirn, das von der Schnellen Zelldegeneration zersetzt wurde, in einen neuen Körper zu verpflanzen?«
Iralene streichelt seinen kleinen Finger. »Solange ein gesunder Teil seines Gehirns überlebt hat und solange die Wachstumsbedingungen günstig sind …«
Solange kann Weed Willux’ Gehirn aus dem letzten gesunden Rest nachwachsen lassen? Partridges kleinen Finger konnte er wiederherstellen – vielleicht gelingt ihm dasselbe auch mit Hirngewebe. »Okay«, sagt Partridge. Doch eines begreift er immer noch nicht. »Ich kann mir vorstellen, warum mein Vater lieber in einen unversehrten Körper umziehen will. Aber warum hat er meine Erinnerungen gelöscht? Das war völlig unnötig.«
»Glaubst du wirklich, du könntest deinen Vater verstehen?« Iralene betrachtet ihn mit eisernem Blick und legt ihm eine Hand auf die Brust. »Ich weiß nur, dass du vierzig Sekunden hast, bis sich die Hülle der Kapsel aufgelöst hat und das Gift freigesetzt wird. Wenn du nicht willst, dass die Kameras alles mitbekommen, solltest du …« Statt den Satz zu beenden, stellt sie sich auf die Zehenspitzen und küsst ihn zart auf die Lippen.
Es klopft an der Tür.
Die Technikerin schaut herein. »Ich soll Ihnen von Dr. Weed ausrichten, dass Ihr
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