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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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ihm nicht helfen. Wir müssen hier weg!«
    »Doch, wir können ihm helfen.« Pressias Finger streichen über den Rücken der Spinne, wo eine rote Digitalanzeige leuchtet: 00:00:06 … 00:00:05 … »Sie zählt runter!«
    »Runter!«, schreit Helmud im Befehlston. »Runter! Runter!«
    El Capitán schlingt einen Arm um Pressias Oberkörper, hebt sie hoch und rennt, während Helmud sich an seinen Hals klammert und die Spinne ein letztes, langes Piepen ausstößt. El Capitán wirft sich auf den Boden.
    Die Spinne am Bein des Mannes explodiert.
    El Capitáns Ohren klingeln. Er sieht nichts als Dunkelheit. Seine Schulter schmerzt, als wäre er geradewegs in eine Mauer gerannt, der Atem steckt ihm in der Kehle fest. Er hört Helmud wimmern.
    Pressia legt ihm eine Hand auf die Brust. »El Capitán? Hörst du mich?« Ihre Stimme klingt blechern, weit entfernt.
    »Ja«, knurrt El Capitán, als ihr Gesicht vor ihm auftaucht. Ihr perfektes Gesicht. Sie fasst über seine Schulter, um sich um Helmud zu kümmern.
    Als sie ihm aufhelfen will, springt El Capitán so schnell auf, dass ihm für einen Moment wieder schwarz vor Augen wird. Pressia will ihn stützen. Er stößt sie weg. »Mir geht’s gut.« Sie rennt zum Wagen. Auf dem Weg dreht sie sich immer wieder um, um sich zu vergewissern, dass er mitkommt. Er kommt mit, aber seine Füße sind bleischwer.
    Er hört Bradwells Stimme: »Nicht hinsehen!« Wahrscheinlich spricht er mit Wilda. »Nicht hinsehen!«
    Helmud vergräbt das Gesicht in El Capitáns Nacken. »Nicht hinsehen«, murmelt er. »Nicht.« Doch El Capitán schaut hin. Er sieht den verkohlten Körper des explodierten Mannes, seine brennende Kleidung, den Rauch, der gemächlich verfliegt.
    Um ein Haar verliert er das Gleichgewicht. Er stützt sich auf die Motorhaube und legt die Stirn auf die kühle Windschutzscheibe. Nur für eine Sekunde.
    »Beeilung, Cap!«, ruft Bradwell.
    »Beeilung«, sagt Helmud.
    Irgendetwas schießt hinten an El Capitáns Stiefel hinauf. Sein Hosenbein beult sich aus – und die Beule bewegt sich. Eine Spinne. Er reißt das Gewehr von der Schulter und rammt sich den Kolben auf die Wade. Da bohren sich die Spinnenbeine in seine Haut, bis ins Muskelfleisch. Ihm wird schlecht. Blut fließt in seinen Stiefel. Trotzdem richtet er sich auf. Nicht hinsehen , sagt er sich. Nicht hinsehen. Die anderen sind im Truck und rufen nach ihm; sie sehen nur seinen Oberkörper. Hastig zieht er das Hosenbein hoch. Da ist sie: Knapp über dem Stiefelschaft, wo der Wadenmuskel am kräftigsten ist, sitzt die Roboterspinne, und auf ihrem buckeligen schwarzen Rücken zählen die Ziffern herunter: 07:13:49 … 07:13:48 … 07:13:47 . Das ist der Rest seines Lebens – und Helmuds Lebens –, der ihnen in Stunden, Minuten, Sekunden zugeteilt wird.
    »Gottverdammte Scheiße«, murmelt El Capitán.
    »Gott«, fleht Helmud. »Gott, Gott, Gott!«

PRESSIA
Pavillon
    Der Stadt ist eine bewegliche Haut gewachsen, eine schwarze, klackernde Schicht aus Spinnen, die alles bedeckt: die geduckten Gebäude, die verfallenen Mauern, die Sperrholzdächer der selbst gezimmerten Hütten. Pressia schließt die Augen, doch das Klackern ist lauter als das Klimpern Tausender Puppenaugen.
    Bradwell traktiert den Motor und hält den Wagen auf Kurs, während die Spinnen unter den Reifen platzen und knirschen. Ein Glück, dass sie dadurch nicht explodieren; anscheinend gehen sie nur in die Luft, wenn sie sich mit menschlicher Haut verbunden haben – und darin sind sie wirklich gut. Überlebende stolpern umher und rufen um Hilfe. Manche rennen oder klettern auf Dächer, andere zertrümmern die Spinnen mit Ziegelsteinen. Einige haben schon aufgegeben, und so haben sich ein halbes Dutzend oder noch mehr Spinnen in ihrem Körper verbissen wie dickliche, schwarze Zecken.
    Wilda sitzt zwischen Pressia, El Capitán und Helmud auf der Rückbank, während Fignan eine Art Lasershow aufführt – vielleicht damit Wilda nicht aus dem Fenster schaut? Pressia warnt sie, dass Fignan manchmal beißt und an den Haaren zieht. Kurz darauf kratzt er sie tatsächlich am Arm, aber zum Glück nur so leicht, dass nicht mal eine Schramme zurückbleibt. Wilda scheint es nichts auszumachen. Sie widmet sich wieder der Lasershow.
    »Wir wollen unseren Sohn …«, sagt El Capitán. »Das Kapitol will Partridge zurück. Scheiße, was sollen wir jetzt machen?«
    »Partridge kann sich auf keinen Fall freiwillig stellen!«, ruft Pressia. »Das wäre sein

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