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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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knotigen Geschwulst auf der Wange stellt El Capitán als Margit vor, die andere ist eine blinde Freundin von ihr, deren Namen er anscheinend nicht kennt. »Kapitol-Verehrer«, spuckt er angewidert aus.
    »Was sollen wir denn sonst verehren?«, fragt die Blinde trotzig.
    Bradwell hasst Kapitol-Verehrer. »Das Kapitol ist kein Gott, sondern der Feind!«, schimpft er.
    »Wenn ihr die Neue Botschaft hört«, entgegnet Margit, »werdet ihr anders reden.«
    Bradwell will etwas erwidern, doch Pressia packt ihn am Arm. »Lass es.« Sie gehen auf das Mädchen zu, von dem alle sprechen – ein blasses Mädchen mit klaren Augen und dunkelrotem Haar.
    »Das ist Wilda«, sagt El Capitán. »Ich habe ihre Klamotten verbrannt. Nicht auszuschließen, dass das Kapitol Überwachungstechnik eingenäht hatte.«
    Wilda trägt ein altes, schlecht sitzendes Kleid, dessen Kragen ihr viel zu weit ist. Die Ärmel sind bis über die Ellenbogen hochgekrempelt. Partridge und Lyda sind die einzigen Reinen, die Pressia je gesehen hat – und nun dieses Mädchen, das doppelt rein, doppelt verletzlich wirkt, weil es so jung ist. Pressia will die Kleine beschützen. Vielleicht weil sie sie so verzweifelt und verlassen ansieht.
    »Ein Mädchen, das eine Reine ist, aber eigentlich keine ist?«, fragt Pressia.
    »Ich weiß nicht, was sie ist. Aber sie hat eine Neue Botschaft mitgebracht«, berichtet El Capitán.
    »Die Wahrheit!«, ruft Margit.
    Wilda hält ein kleines Holzboot im Schoß. »Was ist das?«, fragt Pressia.
    »Die Wahrheit!«, ruft Helmud.
    »Das ist ein Boot. Helmud hat es geschnitzt und Wilda geschenkt.«
    Pressia betrachtet das zierliche Kunstwerk. »Ein schönes Boot hast du da«, sagt sie zu Wilda. »Gute Arbeit, Helmud. Ich wusste gar nicht, dass du schnitzen kannst.«
    Helmud blickt zu Boden, fast ein wenig verschämt.
    Vorsichtig geht El Capitán in die Knie, um nicht durch Helmuds Gewicht die Balance zu verlieren. »Sag’s noch mal. Für sie.«
    Helmud schüttelt den Kopf. Er will es nicht hören.
    Wilda blickt sich verunsichert um. »Wir wollen unseren Sohn zurück«, sagt sie mit spitzen Lippen, als könnte sie den Mund nicht vollständig öffnen.
    Pressia nickt ermutigend.
    »Dieses Mädchen ist der lebende Beweis, dass wir euch alle retten können«, fügt Wilda hinzu. Ihre Lippen schrumpfen zu einem dünnen, gepressten Strich, ihr Kinn sinkt auf die Brust. Pressia kann kaum glauben, dass ein so perfektes Gesicht so gequält aussehen kann. Wildas Wangen röten sich, spannen sich an. Ihre Lippen wirken hart wie Fingerknöchel, und trotzdem dringen weitere Worte aus ihrem Mund. »Solltet ihr unserer Bitte nicht nachkommen, werden wir die Geiseln umbringen.« Sie kneift die Augen zusammen und reißt den Kopf verzweifelt hin und her. Sie will nicht weiterreden, doch die Worte steigen aus ihrer Kehle auf und bewegen ihre Lippen. »Eine nach der anderen, bis zum bitteren Ende.« Wilda hebt die rechte Hand, aber dann greift sie sich mit der Linken ans Handgelenk, wie um sich selbst aufzuhalten. Und fängt an zu schluchzen.
    »Schon gut«, flüstert Pressia, »schon gut.« Sie dreht sich zu El Capitán und Margit. »Sagt ihr, sie kann aufhören.«
    »Aufhören!«, ruft Helmud und reibt sich die Ohren.
    »Sie kann nicht aufhören«, erklärt El Capitán. »Darauf ist sie nicht programmiert.«
    Wilda sieht Pressia immer noch mit großen, flehenden Augen an – bis sie die rechte Hand von der linken losreißt und sich ein kleines Kreuz auf die Mitte der Brust zeichnet, das sie mit einem Kreis vollendet.
    »Die Neue Botschaft«, murmelt El Capitán müde.
    »Sie können jeden von uns retten? Was soll das heißen?« Pressia hatte nie die Chance, ein Mädchen wie Wilda zu sein, ohne Narben und Flecken und Verschmelzungen. Das war ihr nicht vergönnt. Aber dieses Mädchen haben sie gereinigt. Also könnte auch Pressia ihre Reinheit wiedererlangen? Könnte sie eines Tages ihre Hand wiedersehen, ihre echte, nackte Hand? Könnte man die halbmondförmige Brandwunde auf ihrem Gesicht auslöschen? Und was ist mit Bradwells Vögeln? Mit El Capitán und Helmud? Was, wenn sie wieder sie selbst sein könnten?
    »Geiseln, Pressia!«, ruft Bradwell. »Sie wollen Menschen umbringen, Pressia.« Jetzt ist es ihr peinlich, dass sie zuerst nur an sich selbst gedacht hat; doch sie kann es nicht leiden, von Bradwell zurechtgewiesen zu werden. Er stützt sich auf die gewölbte Innenwand des Rohrs und schüttelt den Kopf.
    »Sie werden uns retten«, sagt

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