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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Augen. »Ich weiß, dass er mich lebendig will. Tot bringe ich meinem Vater nichts.«
    Der Offizier rammt ihm einen scharfen Ellenbogen in die Rippen. Partridge bleibt die Luft weg. Seine Beine geben nach, fast stürzt er auf die Knie. Nein. Er reißt sich hoch, schnappt nach Luft und saugt sie tief in die Lunge.
    »Erschießt die anderen«, befiehlt der Offizier. »Und bringt den Gefangenen ins Kapitol.«
    »Was? Nein!« Partridge stürzt sich auf ihn. »Verdammt noch mal, ich bin Willux’ Sohn! Du hast mir zu gehorchen!«
    Der Gewehrlauf, der auf die Muskeln und Knochen am Unterarm des Offiziers gepfropft ist, erwischt ihn voll am Kinn. Partridge hört ein Knacken, laut wie ein Schuss in seinem Schädel. Es schleudert ihn herum, er geht zu Boden.
    »Das Mädchen ist eine Reine!« Pressias Stimme. »Ihr habt sie hierhergeschickt. Ihr könnt sie nicht töten!«
    Als Partridge sich das Blut vom Mund wischt, sieht er, wie Pressia Wilda nach vorne schiebt, zu den Soldaten. Bradwell und El Capitán haben einen versteinerten, undurchschaubaren Gesichtsausdruck aufgesetzt. Als hätten sie schon immer damit gerechnet, eines Tages so zu sterben. Helmud hat die Augen geschlossen. Er wartet nur noch.
    »Sie hat ihre Pflicht erfüllt«, brüllt der Offizier. »Zurück in die Reihe!«
    Wilda weicht zurück, bis sie wieder neben Pressia steht.
    »Ich habe eine Armee«, sagt El Capitán. »Sie wird uns rächen. Das könnt ihr mir glauben.«
    »Er sagt die Wahrheit!«, ruft Partridge. »Bitte, hört auf damit! Lasst uns reden!« Da bleiben seine Augen an Lyda hängen. Sie hat die Arme sinken lassen und um den Oberkörper geschlungen. Partridge dachte, sie hätte Todesangst – doch ihr Kiefer ist vorgeschoben, ihre Muskeln sind angespannt. Das ist keine Angst. Das ist Wut.
    Mit kühlem Blick schaut der Offizier auf Partridge herab. »Auf drei!«, befiehlt er seinen Männern.
    »Mutter Hestra!«, schreit Lyda.
    Bradwell versucht, Zeit zu gewinnen. »Wir können euch von Nutzen sein. Wir haben Informationen.«
    Der Offizier überhört den Lärm. »Eins!«
    »Nein!« Mit einem Brüllen wirft Partridge sich auf einen Soldaten – doch der Soldat befördert ihn mit einer schnellen Drehung zu Boden und donnert seinen Kopf auf die Erde. Der scharfe Stahl einer Waffe gräbt sich in seine Kehle. Partridge krümmt und windet sich. Er muss etwas tun.
    »Zwei!«
    »Lasst die Kleine gehen!«, ruft Pressia. »Nur sie!«
    Plötzlich knallt ein Schuss. War einer der Soldaten so schießwütig, dass er nicht mal die Drei abwarten konnte? Wen hat es erwischt? Der Soldat, der Partridge auf den Boden presst, bricht zusammen und bleibt auf ihm liegen wie ein nasser Sack. Eine Kugel hat seine Schläfe durchlöchert. Partridge versucht, sich von dem Toten zu befreien, doch plötzlich muss er sich unter einem Kreuzfeuer ducken. Alles flieht. Bradwell, Pressia und Wilda gehen hinter der Bodenwelle in Deckung, die die U-Bahn aufgeworfen hat. El Capitán? Lyda? Nicht zu sehen. Projektile zerschneiden die Luft. Partridge versteckt sich unter dem toten Soldaten und hofft, dass die Leiche die Kugeln abfängt. Zwei weitere Soldaten werden getroffen und klappen zusammen.
    Die Soldaten werfen sich auf den Bauch und erwidern das Feuer, das von den Schornsteinen zu kommen scheint. Die Mütter, denkt Partridge im ersten Moment, die Verstärkung ist da, mit ihren Messern, Dartpfeilen und Speeren – doch die Soldaten werden von richtigen Waffen niedergemäht. Von Schnellfeuerwaffen.
    Endlich entdeckt Partridge Lyda. Sie hat sich von ihrem Bewacher losgerissen. Sie läuft. Ein Soldat sieht sie, nimmt die Verfolgung auf und erwischt sie am Umhang. Der Stoff reißt unter ihrem Nacken ab – darunter trägt sie ihren selbstgebastelten Speer. Sie muss ihn geholt haben, als Partridge schon den Tunnel hinaufgeklettert ist. Jetzt zieht sie den Speer, greift ihn knapp unter der Spitze und stößt ihn durch den Hals des Soldaten. Erde spritzt hoch, als das Gewehr an seinem Arm eine letzte Salve versprüht.
    Partridge traut seinen Augen kaum. Lyda blickt sich mit zornigem Gesicht um, zerwühlt vom Wind, macht kehrt und rennt weiter auf die verfallenen Gefängnisse zu. Was will sie dort? Er weiß es nicht, aber er kann sie da draußen nicht allein lassen. Es ist zu gefährlich.
    Vorsichtig schaut er sich um. Er muss ihr folgen. Kaum sichtbare Umrisse kleiner, blasser Gestalten eilen hinter den zertrümmerten Schornsteinen hin und her und geben präzise Schüsse ab.

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