Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)
schimmernden, scharfen Spitze entfaltet. »Was ist das?«
Der Arm bäumt sich auf und bohrt sich pfeilschnell in Partridges Handgelenk. Auf der Haut bildet sich ein winziger Bluttropfen. Partridge packt den Arm und hält die Blackbox in die Luft wie eine Ratte am Schwanz. »Hey, was soll das?«
»Das ist so seine Art«, erklärt Bradwell. »Er will dich kennenlernen.«
»Das hat mir gerade noch gefehlt. Hier!« Partridge reicht ihm die Blackbox und tupft das Blut mit dem Ärmel auf.
Lyda beugt sich vor – aber lieber nicht zu weit. Sie hat keine Lust, gestochen zu werden. »Welche Namen wissen wir?«
»Aribelle Cording, Willux, Hideki Imanaka«, zählt Pressia auf. »Und dann noch der, der jung gestorben ist. Wahrscheinlich hieß er Novikov.«
»Und Kelly«, ergänzt Partridge. »Bartrand Kelly und Avna Ghosh. Ich habe alles aufgeschrieben, was unsere Mutter gesagt hat. Alles, was mir noch eingefallen ist.«
»Kelly und Ghosh«, murmelt Pressia.
»Das wären sechs. Wer ist Nummer sieben?« El Capitán blickt sich fragend um. Er wirkt ausgezehrt, blass wie ein Geist. Ist er krank? Hat er Fieber?
Pressia mustert Bradwell und zieht die Augenbrauen hoch, als würde sie darauf warten, dass er einen Namen nennt – fast als würde sie ihn dazu herausfordern. Was ist zwischen den beiden vorgefallen?
Bradwell starrt auf seine Hände.
»Art Walrond«, meint Pressia. »Ziemlich sicher.«
Bradwell schüttelt den Kopf. »Alles, nur nicht Walrond. Wenn er schon so früh mit deinem Vater gemeinsame Sache gemacht hat …« Er wirft Partridge einen vorwurfsvollen Blick zu. »Das halt ich nicht aus. Das kann nicht sein. Alles, nur nicht Art.«
»Art«, flüstert Lyda. Das hat Illia gemurmelt, als sie von der Wahrheit gesprochen hat – Lyda hat sie nicht verstanden. »Art.«
»Hast du schon mal von ihm gehört?«, fragt Bradwell.
»Nein. Aber Illia … Illia hat gesagt, dass sie sterben will, aber vorher noch einen Auftrag erfüllen muss.« Lydas Augen ruhen auf der Blackbox in Bradwells Armen. »Sie hat mir eine Geschichte über einen Mann und eine Frau erzählt, über ein Liebespaar. Der Mann gab der Frau den Samen der Wahrheit. Sie sollte ihn beschützen, und nach seinem Tod wurde sie zur Hüterin der Wahrheit. Sie musste jemanden heiraten, der die Explosionen überleben würde, damit der Samen überlebt. Und jetzt kann sie nicht sterben, ehe sie nicht den Samen an die richtige Person weitergegeben hat. Das hat sie mir heute Morgen erzählt. Sie hat von der Wahrheit gesprochen und immer wieder Art gemurmelt, Art , Art … Ich konnte nichts damit anfangen. Aber vielleicht hat sie Art Walrond gemeint? Sie war die Frau in der Geschichte. Was, wenn Art der Mann war? Ingership war der, den sie heiraten musste, um zu überleben. Und die Wahrheit könnte in der Blackbox stecken …«
»Vielleicht hat sie für das Regierungsprojekt gearbeitet, das die Boxes mit Informationen gefüllt hat. Vielleicht hat Art sie dort kennengelernt …«
»… und benutzt«, sagt Bradwell. »Er war ein Frauenheld.«
»Nein«, erwidert Lyda. »Sie haben sich geliebt.«
»Macht das noch einen Unterschied?«, fragt Partridge.
»Für mich schon«, antwortet Bradwell. »Weißt du noch, was Illia auf der Farm gesagt hat? Dass ich sie an einen Jungen erinnere, den sie mal kannte …«
»Vielleicht war es kein Junge, der dir nur ähnlich sah …«, vermutet Pressia.
»Vielleicht war ich es.« Bradwell lässt sich auf einen Sitz fallen. Lyda weiß kaum etwas über ihn, aber sie kann sich vorstellen, wie es sein muss, auf der ganzen Welt keinen einzigen Menschen mehr zu haben, der einen vor den Bomben kannte. Niemanden. Eine grausame Einsamkeit, der man unbedingt entkommen will. Die Vögel in seinem Rücken rühren sich nicht. »Was für eine Wahrheit?«, zischt er. »Was für eine verdammte Wahrheit hat sie für Art aufbewahrt?«
Pressia beugt sich über Fignan. »Schwan!«
Fignan leuchtet auf und sagt sieben Mal Sieben , und während er piept, füttern ihn alle mit Namen – Ellery Willux, Aribelle Cording, Lev Novikov, Hideki Imanaka, Bartrand Kelly, Avna Ghosh. Fignan quittiert jeden Namen mit einem grünen Lämpchen.
»Arthur Walrond«, sagt Bradwell schließlich.
Das letzte grüne Lämpchen leuchtet auf. Wilda fasst nach Pressias Hand.
Sie warten – worauf eigentlich? Lyda ist sich nicht sicher, und nichts passiert. Irgendwann verlöschen die Lämpchen wieder.
»Das war’s?«, fragt Pressia.
»Was?«, will El
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