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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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wäre ich nicht hier.«
    Partridge tritt aus dem Schatten der Mauer. »Sie ist wegen mir gekommen«, sagt er.
    Bradwell starrt zu Partridge, dann zu Pressia.
    »Kommt rein, Beeilung«, sagt er dann.
    ***
    »Was ist das für ein Haus?«, fragt Partridge.
    »Elliot Marker & Sons Fleischwaren. Gegründet 1933«, sagt Bradwell. »Ich hab die kleine Bronzetafel nach den Explosionen gefunden. Das war, als die Leute immer noch die Toten aufreihten und mit Laken zudeckten oder sie in Teppiche rollten, damit sie später identifiziert werden konnten – als würde im nächsten Augenblick irgendeine Regierungsbehörde kommen und mit Aufräumarbeiten anfangen. Das Erdgeschoss mit den Vitrinen und dem Tresen, dem Kühlhaus und dem Büro war komplett zerstört. Ich habe nachts die Trümmer von der hinteren Tür weggeräumt in der Hoffnung, einen Kellereingang zu finden. Ich hatte Glück. Das Fleisch war verdorben, aber in einem Metzgerladen finden sich auch viele Waffen.«
    Pressias Augen gewöhnen sich allmählich an die Dunkelheit. Sie steht in einer Art Käfig, ausgestattet mit Riemen und Ketten und einer Rutsche, die hinunter in den Keller führt. Partridge steht hinter ihr. Er greift nach oben und berührt eine der Ketten. »Was ist das hier?«, will er wissen.
    »Der Betäubungskäfig«, sagt Bradwell. »Die Tiere wurden durch die Hintertür reingebracht, betäubt und dann mit den Hufen an eine Stange gebunden, die über Schienen führte. Sie hingen kopfüber an der Decke und wurden so geschlachtet und verarbeitet.« Bradwell läuft in seinen schweren Stiefeln die Rutsche hinunter. »Seid froh, dass ihr damals kein Kalb wart.«
    Pressia setzt sich, rutscht an den Rand des Käfigs und dann in den Keller. Partridge kommt ihr nach, und dann folgen sie Bradwell durch den Teil des Kellergeschosses, der nicht eingestürzt ist, in Richtung des schwachen Lichtscheins weiter vorn. »Sie haben die Tiere hier unten ausgeblutet, abgebrüht und gehäutet. Sie wurden mit Hilfe von Winden an den Schienen entlanggezogen und dabei verarbeitet.«
    »Hörst du eigentlich nie auf, Vorträge zu halten?«, fragt Pressia leise.
    »Wie bitte?«, fragt Bradwell.
    »Schon gut.«
    An der Decke befindet sich noch immer die Schiene. Sie führt in einen relativ kleinen Raum von drei mal fünf Metern, das ehemalige Kühlhaus. Die Wände sind wie die Decke mit Metallpaneelen verkleidet. »Ich habe die meisten Haken heruntergenommen, die früher an den Schienen baumelten«, erklärt Bradwell. Aber ein paar sind noch übrig. An zwei Haken hängen die gehäuteten Körper seltsamer Viecher, irgendwelche Kreuzungen, Hybriden. Bradwell hat außerdem jegliches Glas und Metall entfernt, mit dem sie einmal verschmolzen waren. Eine Kreatur hat keinen Schwanz mehr, der anderen fehlt ein Arm. Gehäutet fällt es schwer zu sagen, was sie mal gewesen sein mochten.
    In einer Ecke steht ein selbst gebauter Drahtkäfig mit zwei rattenähnlichen Tieren darin.
    »Wo hast du die gefangen?«, will Pressia wissen.
    »In der alten Kanalisation. Ein paar der kleineren Rohre sind heil geblieben, unter all den Trümmern. Das Ungeziefer benutzt sie. Und an bestimmten Punkten enden die Rohre einfach. Manche sind komplett eingestürzt, und wenn man sich auf die Lauer legt, fängt man irgendwann seine Beute.«
    »Sie haben nicht viel Bewegungsfreiheit in diesem Käfig«, stellt Pressia fest und denkt an Freedle.
    »Sie sollen sich ja auch nicht bewegen. Sie sollen fett werden.«
    Die Klauen der kleinen Tiere scharren auf dem Zementboden.
    Die Wände sind gesäumt mit Regalen, unterbrochen von senkrechten Reihen mit noch mehr Haken. Sie sind so spitz, dass sie glatt einen Hut durchbohren würden, den man unachtsam daran aufzuhängen versuchte. Partridge betrachtet die Haken aufmerksam.
    »Du solltest nicht zu viel gestikulieren beim Reden«, rät ihm Bradwell. »Sonst verfängst du dich noch in einem Haken.«
    Es gibt keine Lüftung im Kühlhaus – bis auf einen improvisierten Abluftventilator über einem Ofen. »Der ganze Laden hängt an dem Energienetz, das die OSR benutzt, um die Stadt nachts zu beleuchten«, erklärt Bradwell. Eine einzelne Glühbirne hängt in der Mitte des Raums von der Decke.
    Über zwei alte Lehnstühle, die er wahrscheinlich irgendwo draußen auf der Straße gefunden hat, hat er Wolldecken geworfen. Ein Stuhl ist irgendwie mit sich selbst verschmolzen, der andere hat eine Armlehne und das Rückenteil verloren. Beide verlieren ihre Polsterung, hellen Schaum,

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